Heritage - ?
Bei dem Bedeutungsinhalt des alten Namens ist das übrigens schon ein gutes Stück weit geschehen. Nur hat sich leider das großspurige Verhalten unserer Wächter der Kunst und das autoritäre Gebaren der mhk in Sachen Radfahren in der Aue oder Ausstattung des Wilhelmshöher Parks mit Müllbehältern als negative Imagekomponente hinein gemogelt. Aber das alles wäre korrigierbar.
Dass dem 34-jährigen Agenturchef das Wort Heritage keine Probleme bereitet, kann ich nachvollziehen. Nicht nachvollziehen kann ich hingegen, dass er die Verständnisprobleme des größten Teils seiner Zielgruppe ignoriert. Werbung besteht eben nicht nur aus zeitgeistigen Formulierungen, sondern braucht vorneweg mal eine gründliche Analyse.
Wir haben hier ein Sammelsurium von Attraktionen. Und es ist klar, dass ich morgen „in die Aue gehe“ und am Sonntag „zum Herkules“. Niemals werde ich aber zur Hessen Kassel Heritage gehen! Daran lässt sich nichts ändern. Hat man bei der Namensfindung daran gedacht, wie sich der neue Dachbegriff in die konkrete Bewerbung einzelner Standorte einbinden lässt? „Visuelle Klammer“ und „Qualitätssiegel“ sind Werbe-Termini, die bei jeder Präsentation dieser Art bemüht werden.
Über die sperrige Wort/Bild-Markte mit den drei stilisierten E wäre aus typographischer und gestalterischer Sicht auch einiges zu sagen. Nur so viel: Das auf drei horizontale Striche abstrahierte E ist auch schon anderswo gesehen worden.
Aber die Umsetzung wird insgesamt schwierig und verkrampft! Was bleiben wird ist ein Pflichtabsatz in jeder Broschüre nach dem Schema: „Das Schloss Wilhelmshöhe ist Bestandteil der Hessen Kassel Heritage, einer landeseigenen Kultureinrichtung zur Pflege des Weltkulturerbes…und fragen Sie Ihren Arzt... etc“. Umgangssprachlich haben wir dann in kürzester Zeit den Dreier „HKH“, der auch wieder mehr nach Krankenhaus klingt.
Einfacher und billiger wäre die Umbenennung des mhkw – Müllheizkraftwerk – gewesen, dessen phonetische Nähe nicht unbedingt erstrebenswert ist. Auch ist seine Bedeutung eher regionaler Art. Aber die Kämpfe zwischen Müllwerkern und Kunstwerkern mag man sich auch nicht wirklich vorstellen.