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Sozialsentimentalitäten

Man sinniert doch immer mal wieder darüber, warum die Menschen nicht tun, was sie sollen, oder noch schlimmer, was sie wollen. Über die "Lage der nichtarbeitenden Klassen in Deutschland" dazu ein kleiner Hinweis aus dem "Archiv für die soziale Frage".
"Carlyle hat in den Tatsachen ganz recht und nur darin unrecht, daß er die wilde Leidenschaft der Arbeiter gegen die höheren Klassen tadelt. Diese Leidenschaft, dieser Zorn ist vielmehr der Beweis, daß die Arbeiter das Unmenschliche ihrer Lage fühlen, daß sie sich nicht zum Tier herabdrängen lassen wollen und daß sie dereinst sich aus der Knechtschaft der Bourgeoisie befreien werden. Wir sehen es ja an denen, die diesen Zorn nicht teilen – entweder unterwerfen sie sich in Demut dem Geschick, das sie trifft, leben als ehrliche Privatleute, so gut es geht, kümmern sich nicht um den Gang der Welt, helfen der Bourgeoisie die Ketten der Arbeiter fester zu schmieden und stehen auf dem geistig-toten Standpunkte der vorindustriellen Periode – oder sie lassen sich vom Schicksal werfen und spielen mit ihm, verlieren auch innerlich den festen Halt, den sie schon äußerlich verloren haben, leben in den Tag hinein, trinken Schnaps und laufen den Mädeln nach – in beiden Fällen sind sie Tiere. Diese letzteren tragen denn auch hauptsächlich zu der 'schnellen Vermehrung des Lasters' bei, über die die sentimentale Bourgeoisie so entsetzt ist, nachdem sie selbst die Ursachen derselben in Bewegung gesetzt hat." (Friedrich Engels, Die Lage der arbeitenden Klasse in England) Dazu Hegel, Rechtsphilosophie § 244, auf den Kopf gestellt: "Das Herabsinken einer großen Masse unter das Maß einer gewissen Subsistenzweise, die sich von selbst als die für ein Mitglied der Gesellschaft notwendige reguliert - und damit zum Verluste des Rechts, der Rechtlichkeit und der Ehre, durch eigene Tätigkeit und Arbeit zu bestehen - , bringt die Erzeugung des Pöbels hervor, die hinwiederum die größte Leichtigkeit, unverhältnismäßige Reichtümer in wenige Hände zu konzentrieren, mit sich führt." - Alles bisschen kompliziert ausgedrückt, 19. Jh., aber sachlich doch ganz OK.

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Kommentare

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gadana am :

nein, das ist wirklich 19. Jh. und ziemlich abgestanden, 1968 ff wieder aufgewärmt und nun kalter Kaffee. Warum es nicht mal selber versuchen, statt immer wieder die anderen abzugreifen? Niemand darf wegen seiner Herkunft, Rasse, Klasse, Intelligenz etc. benachteiligt werden! Aber wer immerzu am staatlichen Tropf hängt, wird buchstäblich blöd und verliert den Selbsterhalt. Prekariat... Also tun was man will (und manchmal auch soll)...

Sabine Scheffer am :

Das Antidiskriminierungsgesetz??? Ist im Alltag kaum durchzusetzen... - Oder?

LL am :

gelesen...

Niemand will also ein Tier sein.- Nicht die Arbeiter und auch nicht die anderen ?! ;-)

Martin Reuter am :

Ich glaube, ein so einzigartiges Teil wie ein Individuum würde sich ganz schön beschweren, wenn es sich nicht von anderen unterscheiden ("diskriminieren") dürfte. Und würde mich auch sehr gerne von einer Gruppe wie bsp. den Neonazis unterscheiden dürfen, könnte also mit einem "Gegenunterscheidungsgesetz" wenig anfangen. Weshalb ich interessiert bin zu erfahren, welchen Beitrag die Einzelnen zum Leben mit den Einen und den Anderen und den Eingeschloseenen und den Ausgeschlossenen zu investieren bereit sind.

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