Bei der Vorstellung der Planungen für die Bebauung der Samuel-Beckett-Anlage herrschte gestern großer Andrang im Saal der Friedenskirche. Das Projekt bietet viele Chancen für den Vorderen Westen, aber auch noch einige Herausforderungen.
Trotz des auf Freitagabend 18.00 Uhr eher ungünstig angesetzten Termins und des schönen Wetters waren viele Menschen gekommen, um die Vorstellung der bisherigen Planungen der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Hessen, der Vereinigten Wohnstätten, der Stadt Kassel und des Immobilienmanagements des Landes Hessen zu lauschen. Neben dem geplanten Bau von Wohnungskomplexen durch die beiden Wohnungsbaugesellschaften werden auch Grundstücke an privat Interessierte verkauft. Hierbei zählt im Prinzip das beste Angebot, wie die Vertreter des Hessischen Immobilienmanagements deutlich machten. So entstehen auf dem neuen Gelände in den nächsten Jahren eine Vielzahl neuer Wohnungen und Möglichkeiten der Ansiedlung für Gewerbetreibende. Neue Wegebeziehungen und ein Park werden auf dem Gelände der ehemaligen Bereitschaftspolizei geschaffen. Derzeit sind die Abrissarbeiten der alten Garagen auf dem Gelände in vollem Gange.
So positiv die Entwicklung, dass sich nun auf dem jahrelang weitgehend brachliegenden Gelände etwas tut von den beteiligten PlanerInnen und vielen TeilnehmerInnen eingeschätzt wird, so gibt es auch noch einige Herausforderungen. Die große Frage ist zum Beispiel, ob es gelingt, einen Einkaufsmarkt für die Nahversorgung des neuen Quartiers, aber auch des Stadtteils generell anzusiedeln. Hier gibt es derzeit erhebliche Defizite, auf die der Ortsbeirat des Vorderen Westens schon seit Jahren hinweist. In den nächsten drei Wochen soll eine Entscheidung getroffen werden, ob der derzeit interessierte Investor nun einsteigt. Wenn nicht, soll nach anderen Investoren gesucht werden. Diese Suche habe sich aber nach Informationen des Hessischen Immobilienmanagements bisher äußerst schwer gestaltet. Die Hoffnungen liegen nun also in einer Einigung mit dem interessierten Investor.
Eine andere Herausforderung stellte sich den Veranstaltern bereits vor Beginn der Veranstaltung, denn der Raum, in dem diese abgehalten wurde, waren nicht barrierefrei erreichbar. Dies hatte zur Folge, dass zwei interessierte Rollstuhlnutzerinnen nicht teilnehmen konnten und unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten. Andere mobilitätsbehinderte Menschen mussten sich die Treppen hochquälen. Als ärgerlich wurde es von einigen TeilnehmerInnen auch empfunden, dass dieses Defizit von den Veranstaltern bei der Veranstaltung von sich aus nicht angesprochen, geschweige denn, eine Entschuldigung hierfür geliefert wurde. Daher bekommt die Forderung nach einer konsequent barrierefreien Bebauung der Samuel-Beckett-Anlage, die am Mittwoch bei einer Begehung des Geländes von Behindertenverbänden erhoben wurde, besondere Brisanz. Bei allen Zusicherungen, dass dort barrierefrei gebaut werden soll, muss dies nach Ansicht von Bettina Schneider vom Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab) nun auch in die Praxis umgesetzt werden. "Und zwar nicht nur bei der Bebauung, sondern bereits von Anfang an bei der barrierefreien Gestaltung von Veranstaltungen und der weiteren Bürgerbeteiligung, wenn dies wirklich ein Projekt für alle werden soll".
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