Sprachkompetenz als Akzeptanz- und Erfolgshindernis
Im Umfeld der Fridays for Future-Bewegung agieren zahlreiche Initiativen und Gruppierungen, die – aus verschiedenen Problembereichen kommend – als gemeinsame Vision die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens haben.
Ein neuer und wichtiger Aspekt ist dabei, dass sich diese Klima-Aktivisten klar auf die Seite der Naturwissenschaften und deren gesicherte Erkenntnisse schlagen. Und das mit der deutlichen Forderung verbinden, diese Erkenntnisse über politische oder andere „Sachzwänge“ zu stellen.
Ein neuer und wichtiger Aspekt ist dabei, dass sich diese Klima-Aktivisten klar auf die Seite der Naturwissenschaften und deren gesicherte Erkenntnisse schlagen. Und das mit der deutlichen Forderung verbinden, diese Erkenntnisse über politische oder andere „Sachzwänge“ zu stellen.
Eine unübersehbare Parallele findet sich bei der Corona-Diskussion. In beiden Fällen steht eine Forderung der Wissenschaft im Raum, bei der es keine Spielräume für Ermessensentscheidungen gibt.
Für die Akteure in der Politik ist das eine neue Situation. Ihr Arbeitsverständnis beruht bisher auf der Annahme, dass man mit Diskussion und Abwägung immer zu einem Kompromiss kommen kann. Daher das ständige Lavieren, das widersprüchliche Handeln und in der Folge das mangelnde Verständnis und der Unmut der Regierten. Die Entwicklung der Corona-Krise ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Unmöglichkeit eines Kompromisses. Wir sollten daraus für die Klimakrise lernen!
Warum sind die Zusammenhänge so schwer zu vermitteln?
Es ist doch nur vernünftig, dass wir uns an den Erkenntnissen der Wissenschaft orientieren. Andererseits macht das die Erklärung von sehr komplexen Zusammenhängen notwendig. Schwer ist das deshalb, weil ein erheblicher Teil unserer Mitmenschen kaum etwas von Physik, Chemie, Biologie oder gar Biochemie versteht. Und weil sehr, sehr viele nur einen recht kleinen aktiven Wortschatz in der Alltagssprache haben. Dies betrifft ausdrücklich nicht nur die sogenannten bildungsfernen Schichten! Erschreckende Unwissenheit offenbart sich zum Beispiel auch in den Katalogangeboten bestimmter alternativer Versandunternehmen, die für hohe Preise Wundermittel anbieten wie magnetische Wasserentkalker, Schutzschirme für Handystrahlen oder Abflussreiniger gegen Autismus. Zielgruppe ist hier eher der zahlungskräftige, scheinbar gebildete Mittelstand und nicht der SGBII-Empfänger. Kaufkraft und Bildungsniveau korrelieren eben nicht direkt miteinander.
Verschwörungstheorien und Wundermittel werden nur deshalb geglaubt und gekauft, weil die Menschen nicht in der Lage sind, den Faktengehalt zu beurteilen. Warum ist das so? Weil die naturwissenschaftliche Grundbildung, das Sprachverständnis und das aktive Vokabular fehlt. Dies ist dem generellen Versagen der Schulbildung der letzten ca. 30 bis 40 Jahre geschuldet. Erst die dreisten Lügen eines US-Präsidenten haben bewusst gemacht, welche Wirkung manipulative Sprache hat und wie wehrlos eine breite Öffentlichkeit dieser Gehirnwäsche ausgesetzt ist. Rund 40 Prozent der US-Bürger sind betroffen. In Interviews zeigt sich, dass die Mehrheit von ihnen nicht in der Lage ist, in ihrer eigenen Muttersprache einigermaßen nachvollziehbar zu erklären, warum sie dem Rattenfänger nachlaufen. Wir sehen in Deutschland eine parallele Entwicklung.
Welches erschreckende Ausmaß diese Defizite angenommen haben, wird überdeutlich, wenn man sich in beliebigen Ratgebern, Leserbrief- und Kommentar-Foren im Netz umschaut. Es ist unfassbar, was dort der deutschen Sprache angetan wird. Und genau so unfassbar, was an Unkenntnis und „Geglaubtem“ darin gestammelt wird. Hinzu kommt die unübersehbare Verrohung, das Fallen der letzten Schranken der Höflichkeit und eine mutwillige Destruktivität, gedeckt durch Anonymität.
Wie wird aus „gut gemeint“ ein „gut gemacht“?
Wer sich im Umfeld der ernsthaften Klimaretter oder Pandemiebekämpfer bewegt, steht also vor einem massiven Kommunikations-Problem. Denn er betreibt, gewollt oder ungewollt, hier ein Elitenprojekt. Das ist zunächst keine Wertung und für viele Beteiligte auch klar. Es hilft ihnen aber in dieser Ausgangslage sehr wenig, wenn sie, um andere Schichten zu erreichen, ihr Sprachniveau auf den gängigen Level runterschrauben. Denn das wirkt aufgesetzt und wenig glaubwürdig. Sie sollten nicht versuchen zu reden und zu schreiben WIE die Zielgruppe.
Sie sollten vielmehr reden und schreiben FÜR die Zielgruppe. Das heisst z.B. eben keine Verwendung der angesagten „denglischen“ Ausdrücke oder Kürzel. Kein Slang, kein „Kanakdeutsch“, keine Kindersprache. Das Stichwort heisst hier "leichte Sprache". Sie anzuwenden ist leider das Gegenteil von leicht. (Viele teuer bezahlte Publikationen belegen das eindrucksvoll. Der Lösungsansatz soll hier nicht weiter ausgeführt werden, aber er liegt zweifellos im Schulwesen – siehe oben.)
Ein wichtiger Aspekt ist auch das Generationenproblem. Die Klimaschutzbewegung ist von der jungen Generation in Gang gesetzt worden. Erfreulich viele "Alte" sympathisieren mit ihren Ideen und Forderungen. Ein Blick in die Diskussionsforen läßt den Siebzigjährigen jedoch hilflos zurück. Nur rudimentäre Rechtschreibung, Wortreihungen ohne Punkt und Komma, durch kampfgendern unverdauliche Textbrocken, Inhalte nur schwer extrahierbar und dazwischen eine entwaffnende Unkenntnis der elementarsten Naturgesetze. Da stellt sich dann selbst bei wohlwollender Betrachtung die Frage nach der Wirkmächtigkeit dieser Protestbewegungen.
Nun kann man sagen, dass die Siebzigjährigen zwar die Hauptschuld an den Problemen tragen, aber für deren Lösung nicht mehr relevant sind. Angesichts der demografischen Altersverteilung wäre das allerdings ein Fehler. Zur Durchsetzung der berechtigten Forderungen werden sie gebraucht!
Ein Blick auf die mittleren Jahrgänge und deren Präsenz in den diversen Umweltbewegungen beunruhigt noch mehr. Sie wären eigentlich die treibende Kraft für Veränderung. Leider aber sind auch sie die Hauptbetroffenen einer verfehlten Bildungspolitik. Sie lernten „Rechtschreibung nach Gehör“ und wurden primär daraufhin gebildet („beschult“), als funktionierende Arbeitskräfte und eifrige Konsumenten das wirtschaftsliberale System am Leben zu erhalten. Wer so „funktioniert“ hat keine Zeit zum Reflektieren.
Was das Ignorieren der Naturwissenschaften und die Vernachlässigung der Rechtschreibung angeht, ist die jetzige junge Generation in der gleichen Situation. Aber wenigstens begehrt sie auf! Alle? Nein, bei weitem nicht. Diese Jugend ist gespalten. Rechtschreibschwach und meinungsstark die einen, rechtschreibschwach und aggressiv die anderen. Auch hier zwei feststehende Pole und kein Kompromiss in Sicht. Wie auch, wenn der „gemeinsame Zeichensatz“ und damit die Kommunikationsfähigkeit fehlt?
Und nun?
Die einen demonstrieren gegen Merkels Corona-Diktatur und Chemtrails, die anderen versuchen, die Eisbären zu retten. Die einen könnten eine noch größere Katastrophe auslösen, die anderen könnten grandios scheitern. Denn beide arbeiten mit untauglichem Handwerkszeug.
Damit sind wir wieder bei FFF & Co. Die Wissenschaft akzeptieren reicht nicht. Zusammenhänge verstehen und übersetzen ist die Aufgabe - für Menschen mit einem Grundwortschatz von <800 Wörtern. Natürlich ist es einfacher, sich innerhalb der eigenen Peer-Group (heute „Echokammer“) selbstgefällig die Richtigkeit seiner Auffassungen gegenseitig zu bestätigen, als am sozialen Brennpunkt den Unterschied zwischen Wetter und Klima zu erklären.
Die kommenden Eliten haben zumindest die Alternativlosigkeit der Situation verstanden. Nun sind sie aufgefordert, auf dem einzig möglichen Lösungsweg voran zu gehen. Ob ihnen das im Rahmen einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft gelingt, oder ob es in eine „gelenkte Demokratie á la Xi“ oder in Anarchie oder Diktatur ausartet, ist offen. An ihrer Kommunikationsfähigkeit müssen sie auf jeden Fall arbeiten.
Es wäre für den Anfang schon mal schön, wenn die hier geschilderte Ausgangslage und der daraus abgeleitete Auftrag verstanden würden - auch wenn der Text nicht in leichter Sprache verfasst ist.
Für die Akteure in der Politik ist das eine neue Situation. Ihr Arbeitsverständnis beruht bisher auf der Annahme, dass man mit Diskussion und Abwägung immer zu einem Kompromiss kommen kann. Daher das ständige Lavieren, das widersprüchliche Handeln und in der Folge das mangelnde Verständnis und der Unmut der Regierten. Die Entwicklung der Corona-Krise ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Unmöglichkeit eines Kompromisses. Wir sollten daraus für die Klimakrise lernen!
Warum sind die Zusammenhänge so schwer zu vermitteln?
Es ist doch nur vernünftig, dass wir uns an den Erkenntnissen der Wissenschaft orientieren. Andererseits macht das die Erklärung von sehr komplexen Zusammenhängen notwendig. Schwer ist das deshalb, weil ein erheblicher Teil unserer Mitmenschen kaum etwas von Physik, Chemie, Biologie oder gar Biochemie versteht. Und weil sehr, sehr viele nur einen recht kleinen aktiven Wortschatz in der Alltagssprache haben. Dies betrifft ausdrücklich nicht nur die sogenannten bildungsfernen Schichten! Erschreckende Unwissenheit offenbart sich zum Beispiel auch in den Katalogangeboten bestimmter alternativer Versandunternehmen, die für hohe Preise Wundermittel anbieten wie magnetische Wasserentkalker, Schutzschirme für Handystrahlen oder Abflussreiniger gegen Autismus. Zielgruppe ist hier eher der zahlungskräftige, scheinbar gebildete Mittelstand und nicht der SGBII-Empfänger. Kaufkraft und Bildungsniveau korrelieren eben nicht direkt miteinander.
Verschwörungstheorien und Wundermittel werden nur deshalb geglaubt und gekauft, weil die Menschen nicht in der Lage sind, den Faktengehalt zu beurteilen. Warum ist das so? Weil die naturwissenschaftliche Grundbildung, das Sprachverständnis und das aktive Vokabular fehlt. Dies ist dem generellen Versagen der Schulbildung der letzten ca. 30 bis 40 Jahre geschuldet. Erst die dreisten Lügen eines US-Präsidenten haben bewusst gemacht, welche Wirkung manipulative Sprache hat und wie wehrlos eine breite Öffentlichkeit dieser Gehirnwäsche ausgesetzt ist. Rund 40 Prozent der US-Bürger sind betroffen. In Interviews zeigt sich, dass die Mehrheit von ihnen nicht in der Lage ist, in ihrer eigenen Muttersprache einigermaßen nachvollziehbar zu erklären, warum sie dem Rattenfänger nachlaufen. Wir sehen in Deutschland eine parallele Entwicklung.
Welches erschreckende Ausmaß diese Defizite angenommen haben, wird überdeutlich, wenn man sich in beliebigen Ratgebern, Leserbrief- und Kommentar-Foren im Netz umschaut. Es ist unfassbar, was dort der deutschen Sprache angetan wird. Und genau so unfassbar, was an Unkenntnis und „Geglaubtem“ darin gestammelt wird. Hinzu kommt die unübersehbare Verrohung, das Fallen der letzten Schranken der Höflichkeit und eine mutwillige Destruktivität, gedeckt durch Anonymität.
Wie wird aus „gut gemeint“ ein „gut gemacht“?
Wer sich im Umfeld der ernsthaften Klimaretter oder Pandemiebekämpfer bewegt, steht also vor einem massiven Kommunikations-Problem. Denn er betreibt, gewollt oder ungewollt, hier ein Elitenprojekt. Das ist zunächst keine Wertung und für viele Beteiligte auch klar. Es hilft ihnen aber in dieser Ausgangslage sehr wenig, wenn sie, um andere Schichten zu erreichen, ihr Sprachniveau auf den gängigen Level runterschrauben. Denn das wirkt aufgesetzt und wenig glaubwürdig. Sie sollten nicht versuchen zu reden und zu schreiben WIE die Zielgruppe.
Sie sollten vielmehr reden und schreiben FÜR die Zielgruppe. Das heisst z.B. eben keine Verwendung der angesagten „denglischen“ Ausdrücke oder Kürzel. Kein Slang, kein „Kanakdeutsch“, keine Kindersprache. Das Stichwort heisst hier "leichte Sprache". Sie anzuwenden ist leider das Gegenteil von leicht. (Viele teuer bezahlte Publikationen belegen das eindrucksvoll. Der Lösungsansatz soll hier nicht weiter ausgeführt werden, aber er liegt zweifellos im Schulwesen – siehe oben.)
Ein wichtiger Aspekt ist auch das Generationenproblem. Die Klimaschutzbewegung ist von der jungen Generation in Gang gesetzt worden. Erfreulich viele "Alte" sympathisieren mit ihren Ideen und Forderungen. Ein Blick in die Diskussionsforen läßt den Siebzigjährigen jedoch hilflos zurück. Nur rudimentäre Rechtschreibung, Wortreihungen ohne Punkt und Komma, durch kampfgendern unverdauliche Textbrocken, Inhalte nur schwer extrahierbar und dazwischen eine entwaffnende Unkenntnis der elementarsten Naturgesetze. Da stellt sich dann selbst bei wohlwollender Betrachtung die Frage nach der Wirkmächtigkeit dieser Protestbewegungen.
Nun kann man sagen, dass die Siebzigjährigen zwar die Hauptschuld an den Problemen tragen, aber für deren Lösung nicht mehr relevant sind. Angesichts der demografischen Altersverteilung wäre das allerdings ein Fehler. Zur Durchsetzung der berechtigten Forderungen werden sie gebraucht!
Ein Blick auf die mittleren Jahrgänge und deren Präsenz in den diversen Umweltbewegungen beunruhigt noch mehr. Sie wären eigentlich die treibende Kraft für Veränderung. Leider aber sind auch sie die Hauptbetroffenen einer verfehlten Bildungspolitik. Sie lernten „Rechtschreibung nach Gehör“ und wurden primär daraufhin gebildet („beschult“), als funktionierende Arbeitskräfte und eifrige Konsumenten das wirtschaftsliberale System am Leben zu erhalten. Wer so „funktioniert“ hat keine Zeit zum Reflektieren.
Was das Ignorieren der Naturwissenschaften und die Vernachlässigung der Rechtschreibung angeht, ist die jetzige junge Generation in der gleichen Situation. Aber wenigstens begehrt sie auf! Alle? Nein, bei weitem nicht. Diese Jugend ist gespalten. Rechtschreibschwach und meinungsstark die einen, rechtschreibschwach und aggressiv die anderen. Auch hier zwei feststehende Pole und kein Kompromiss in Sicht. Wie auch, wenn der „gemeinsame Zeichensatz“ und damit die Kommunikationsfähigkeit fehlt?
Und nun?
Die einen demonstrieren gegen Merkels Corona-Diktatur und Chemtrails, die anderen versuchen, die Eisbären zu retten. Die einen könnten eine noch größere Katastrophe auslösen, die anderen könnten grandios scheitern. Denn beide arbeiten mit untauglichem Handwerkszeug.
Damit sind wir wieder bei FFF & Co. Die Wissenschaft akzeptieren reicht nicht. Zusammenhänge verstehen und übersetzen ist die Aufgabe - für Menschen mit einem Grundwortschatz von <800 Wörtern. Natürlich ist es einfacher, sich innerhalb der eigenen Peer-Group (heute „Echokammer“) selbstgefällig die Richtigkeit seiner Auffassungen gegenseitig zu bestätigen, als am sozialen Brennpunkt den Unterschied zwischen Wetter und Klima zu erklären.
Die kommenden Eliten haben zumindest die Alternativlosigkeit der Situation verstanden. Nun sind sie aufgefordert, auf dem einzig möglichen Lösungsweg voran zu gehen. Ob ihnen das im Rahmen einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft gelingt, oder ob es in eine „gelenkte Demokratie á la Xi“ oder in Anarchie oder Diktatur ausartet, ist offen. An ihrer Kommunikationsfähigkeit müssen sie auf jeden Fall arbeiten.
Es wäre für den Anfang schon mal schön, wenn die hier geschilderte Ausgangslage und der daraus abgeleitete Auftrag verstanden würden - auch wenn der Text nicht in leichter Sprache verfasst ist.
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