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Schwedischer Ordner

Das schwedische Objekt
Mein schwedischer Ordner hat schon einige Jahre auf dem Rücken. Als ich ihn in Schweden kaufte, wusste ich nicht, dass ich fast nichts mit ihm werde anfangen können. Er sieht nach wie vor einfach nur schön aus, ich kann aber nichts abheften. Also nagelte ich ihn erst einmal Jahre lang an die Wand, als Readymade. Dort konnte er schön aussehen und nutzlos sein.
Ich habe aus Schweden auch Puderzucker mitgebracht, weil die Packung mir so sehr gefallen hat; wie ich überhaupt begeistert war von der Gestaltung der schwedischen Warenwelt. Ein klares, funktionales Design, das in Anflügen an die DDR erinnerte. Es hatte etwas von ehrlich. Auch die Vorrichtungen für Schnapsbrennerei gefielen mir, die konnte man ebenfalls im "varuhus" kaufen. Und eben der Aktenordner. Heute aber ist der Tag, an dem der Aktenordner endlich Aktenordner sein soll. Weil so viele Jahre vergangen sind, wusste ich nicht mehr, dass ich die Löcher im Papier nicht passend lochen kann. Alle Einstellung am deutschen Locher von 888, über A6-S, B5-E, B6-S,A4-EA5-S,B4-E,B5-S,A3-E und A4-S habe ich am Schmierpapier ausprobiert. Ich habe die Anschlagschiene in sämtliche Postionen gebracht und die noch kombiniert, aber nichts passte. Bis ich mir die Idee kam, das Internet zu befragen. "Schwedischer Aktenordner (mappar) und Löcher". Und da erst entdeckte ich, dass die Schweden spezielle Locher (Triohålning) haben, mit denen sie ihre Blätter durchlöchern und in die speziellen Aktenordner abheften. Schweden ist das einzige Land in Europa, das einen Sonderweg beim Ordner und Locher geht. Ich bin erleichtert: Immer, wenn etwas nicht klappt, weiß ich in der Regel, dass ich die Idiotin bin. Und immer, wenn alle Aussichten versperrt sind, finde ich ziemlich sicher eine Lösung.
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Kommentare

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MR am :

So etwas Unglaubliches habe ich, selbst von meiner unglaublichen Freundin, schon lange nicht mehr gelesen.

MR am :

Irgendwie trägt das zum Weltfrieden bei.

Marlis Cavallaro am :

Schööön isser, ja. Ob ich die Geduld des Durchprobierens von achtachtacht bis achduliebesbisschen gehabt hätte - fraglich, fraglich. Das bewundere ich.
Ich täte wegen meiner Ungeduld und Faulheit eher dies: ich hielte einen Streifen Fotokarton/dickes Papier zwischen die geöffneten Greifer dieses renitent sich europäischen Normen entziehenden Ordner-Schönlings, schlösse sie daraufhin so, dass sie sich in den Streifen eindrücken müssten (da das Papier ja keine passenden Löcher hat, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als auf diese Weise einquetschend Druckpunkte zu hinterlassen). Dann würde ich die Druckpunkte einkreisen mit Stift, die Kreislein mit irgendwas rund ausstechen, womit ich nun den Streifen als Schablone nutzen könnte. Der würde auf zu lochendes Papier Kante auf linke Kante gelegt, durch die Löcher die passenden Punkte markieren, dann dort das ungelochte Papier .Löchlein produzierend durchstechen
Fertig wäre die passende Lochung.
Zum schnell Ausstanzen der vier durch die Schablone schnell markierten Punkte wird wohl was zu finden sein.Zur Not mit Messer oder Schere pieken , oder kleiner Handbohrer, um das Loch Heftringe kleben, usw.
Also - das hätte ich versucht, weil ich nicht so fleißig bin wie Frau Salm, die die Löcherabstandsvariationen tapfer durchprobiert hat (in der Tat unglaublich, Waaaahnsinn, Hut ab).

Wolfgang am :

Allein die Beschreibung des Arbeitsablaufs mit allen Details ist ein Juwel. Du solltest dich als Bedienungsanleitungsschreiberin selbständig machen!

Marlis Cavallaro am :

Ha - wenn nachts der Schlaf versperrt ist.... vergrößert die Schlaflose mit Ziehen auf dem Handy-Screen den schwedischen, renitenten Ordnerlümmel in der kassel-zeitung , um ihn gaaanz genau zu beäugeln, leider nur zweidimensional, und findet die scherzhafte vorherige "Faulheitslösung" nun sogar als Witz ziemlich aussichtslos ... fast so, wie der berühmte "Zauberwürfel"...
Jedenfalls müsste man sowas "haptisch" (also mit Anfassen) ausprobieren...bis es graut...dem Ordner und der Morgen...:-)

Gertrud am :

Natürlich habe ich auch die Faulheitslösung erst versucht, aber dann hat er mich herausgefordert zum Lochduell. Na ja, ich habe gewonnen.

Marlis Cavallaro am :

:-)
Muss ich unbedingt sehen !
LG

Es gibt zwei Lösungen dafür am :

1. Es gibt Lochzangen, mit denen man ein einzelnes Loch stanzen kann.

2. Es gibt Vierfach-Locher mit verstellbaren Lochabständen.
Letzterer ist ideal weil er alle deutschen 8-cm-Lochabstände ebenso wie schwedische Exoten locht.
Stellt sich allerdings die Frage, ob der Preis nicht im krassen Mißverhältnis zum Preis des Schwedenordners steht.

Hier wird gerade ein alter für 2 Euro bei ebay angeboten. Schlag zu!
https://www.ebay.de/itm/Groser-Vierfachlocher/382769025828?hash=item591ecfd324:g:uEMAAOSwQXlcWADd

Wolfgang am :

Nachtrag: Vierfachlocher neu - über 80 Euro.
Geht gar nicht.

Sebastian am :

Ich war vor nunmehr 7 Jahren in Schweden im Mega Einkaufszentrum in Ullared. Dort konnte man diese Ordner in hübsches Naturleinen gekleidet kaufen. Für 3-4 Euro pro Stück. Ich war vom System so begesitert, dass ich mirkurzerhand 7 Ordner und einen Locher kaufte, die ich seither benutze.
Ich bin Kunstlehrer und habe Unterrichtsvorlagen in diesen Ordnern. Was mich absolut fasziniert ist der Buchcharakter, den diese Teile haben und die umwerfende Stabilität. Gewöhnliche Ordner (Modell Bonner Republik) verbiegen sich in der Tasche doof und fordern ein unsägliches mechanisches Gefummel. Das ist bei den Jopa (Topa?)-Ordnern viel geschmeidiger und hochwertiger. Mir ist noch nie ein Blatt rausgerissen und die Blätter bleiben viel besser im Ring wie bei unserem System.
Ich bereue den Umstieg nicht.
Locher gibts über Second-hand Portale. Meinen zweiten (für zuhause) hab ich als Antiquität bei Etsy gekauft.
Der einzige Ärger ist, dass man die Teile hier wirklich kaum bekommt und auch aus Schweden nicht einfach bestellen kann. Ich freu mich über Kanäle...
Manufactum bietet übrigens einen Kompromiss mit deutscher Lochung und schwedischem System an.

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