Söder hängt die Kreuze auf
Heute morgen, am 30. April 2018, diskutierte man in der Sendung "Kontrovers" auf Deutschlandfunk Söders Pläne, in allen öffentlichen Einrichtungen in Bayern, wie z. B. in den Eingangshallen der Rathäuser, Kreuze aufzuhängen. In den Print- und Bildmedien wird Söder mit einem Kreuz gezeigt, das ziemlich wuchtig, genauer gesagt, dick und fett aussieht. So wie Söder es hält, könnte es jener dumpfe Gegenstand sein, mit der in der Filmserie "Rosenheim Cops" die Opfer erschlagen werden.
Was mich heute morgen ungeduldig werden ließ: man redete im Radio ständig vom Kreuz, ohne aber erst einmal klar zu machen, was es bedeutet, wofür es steht. Es steht auf jeden Fall für das Gegenteil einer Politik, die Söder im Begriffe ist, zu betreiben. Ich meine vor allem den Umgang mit seelisch Kranken, die man stigmatisiert, statt ihnen zu helfen.
Man kann getrost sagen, dass die Politik eines Söder konträr zur Ethik des Neuen Testamentes steht. Ich habe vor Jahren einmal die ethischen Aspekte unter dem Titel "Die Hinwendung ... zu den Schwachen und Außenseitern" in einem Essay zusammengefasst. Besonders im letzten Teil des Aufsatzes, der von einem schizophrenen Dichter handelt, wird die Gegensätzlichkeit zur Inhumanität Söders deutlich.
Der christliche Gott ist kein Gott, der seine Allmacht ausspielt, sondern ihm inhäriert das Moment absoluter Ohnmacht (oder das Moment einer Ohnmacht aus Stärke). Oft wird gefragt, warum der Allmächtige in Gestalt seines Sohnes sich ans Kreuz hat schlagen lassen? Es gibt hier eine Reihe von Antwortmöglichkeiten: Eine Antwort wäre, das Christentum ist - aus der Sicht des üblichen Bewußtseins - eine Religion des Paradoxes, für die unter anderem folgende Formulierung steht: sub specie contraria.
Alexander Heck schreibt dazu: Gott "ist nicht nur der „deus revelatus", sondern auch der „deus absconditus", der unter dem Kreuz verborgene Gott, der sich gegen alle menschliche Vernunft „sub specie contraria", d.h. in dem jeweiligen Gegenteil offenbart, nicht in der Stärke, sondern in der Schwäche, nicht in der Macht, sondern in der Ohnmacht."
Noch einmal zurück zu Söder: Wer also das Kreuz als Zeichen der Ohnmacht mit Macht durchsetzt, muss entweder ein Täuscher oder ein Idiot sein. Von christlichen Werten hat er auf jeden Fall keine Ahnung. Das Kreuz von Söder ist hohl.
Kommentare
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Klaus Baum am :
Deus absconditus: der abwesende, unsichtbare, verborgene Gott ...
Deus revelatus: der offenbare, offenbarte Gott. Aber er offenbart sich in Jesus, also eben auch im Kreuz.
MR am :
Jedenfalls bleibt es rätselhaft, dass es da unten ein paar halbherzige Separartisten gibt, die es immer noch nicht geschafft haben, sich in einen extra "Freistaat" zu separieren. Sie spielen ja nur damit. Ich warte auf den Tag, wenn Zollschranken ala Trump errichtet werden und die Weißwurst doppelt so viel kostet. Ich kenne viele nette Leute in München, aber wenn sie sich als ethnische Besonderheit verkaufen wollen ("Weißwurstäuqator"), dann sollen sie doch endlich abhauen, sich kreuzmäßig für die letzte Zuflucht des christlichen Abendlandes ausgeben.usw. usf.
Wir werden darüber, "wenn es denn der Wahrheitsfindung dient", noch öfter dfiskutieren wollen-können-müssen. Vorerst hilft mir der enigmatische Titel von Heiner Mühlmann, dass Darwin durch Jesus "überlistet" wurde. Aufgrund einer massenhaft attraktiven Symbolfunktion. Ein Mensch opfert sich für die Menschheit. Ist das nicht sehr großzügig? So viel zunächst.
MR am :