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„Ich verpflanzte mich“ – Carmen José kam von Spanien nach Deutschland und illustrierte diese Erfahrung in ihrem Buch.

Wie es ist, nicht nur ein, sondern mehrere Zuhause zu haben und sich in einer anderen Sprache zurechtfinden zu müssen, davon handelt das neueste Buch der Illustratorin Carmen José.
Ihr Werk trägt den Titel „Allí : Hier“ und handelt von Identitätsfragen, Sehnsucht nach Heimat und dem Leben zwischen zwei Kulturen.

Von Verena Kern

Carmen José mit ihrem Werk
Denn die Autorin wurde 1991 in Valencia (Spanien) geboren und wuchs in Madrid auf, wo sie zwei Jahre Freie Kunst studierte. 2012 kam sie dann nach Deutschland, an die Kunsthochschule Kassel.
Der Wechsel in ein neues, bisher unbekanntes Land bedeutete viele neue Erfahrungen und Herausforderungen. „Als ich hierher kam, konnte ich überhaupt kein Deutsch und musste mich viel auf Englisch oder mit Händen und Füßen verständlich machen“, erzählt Carmen José. Im Juli 2016 machte sie dann ihren Abschluss in der Illustrationsklasse.
Ihre Abschlussarbeit, damals noch als Eigenpublikation, ist „Allí : Hier“.
„Allí“ bedeutet auf Spanisch „dort“. Denn „irgendwann war für mich gar nicht mehr klar, wo das Hier und das Dort überhaupt sind.“, so Carmen José, „Wenn ich mir Flugtickets kaufte, war das Hier Deutschland, auf der Rückreise dann Spanien. Auch ist die Grenze zwischen Heimat und Fremde für mich immer mehr verblasst.“ Denn in Deutschland schloss sie neue Freundschaften, die ihr zuvor fremde Sprache wurde ihr vertraut, auf einmal war nicht mehr eindeutig, welcher Ort das Zuhause ist.
„die zugehörigkeit ist vorbei“, lautet daher auch ein Satz in ihrem Buch, in dem alles klein geschrieben ist, und ein anderer zeugt von der Zerrissenheit der Autorin: „ich fand die / nostalgie im / denken mit der / sprache einer mutter, / die fern ist.“ Poetische Sätze, die begleitet sind von minimalistischen Kohlezeichnungen, die José blau und pink eingefärbt hat. Immer wiederkehrende Elemente sind eine Frau, ein Haus, und der Stier. Die Zweisprachigkeit der Autorin findet sich inhaltlich und formal wieder, wenn sich spanische und deutsche Textpassagen abwechseln: „crecí dos cabezas, / zwei gedanken / davon zwei / dos, / dos lenguas, / dos piernas,/ zwei augen, / zwei ohren.“ Passenderweise brachten der spanische Verlag Barbara Fiore Editora und der deutsche Verlag Rotopol das Werk in einer Kooperation heraus. Wer das Buch erwerben möchte, geht in Kassel am besten zu dem Comicladen Rotopol im Vorderen Westen. Dort trifft er höchstwahrscheinlich auch die Autorin selbst, denn Carmen José arbeitet nun gemeinsam mit Rotopol-Mitgründerin Rita Fürstenau daran, dass noch viele weitere visuelle Ideen von Künstlern gedruckte Form annehmen und so die Menschen erreichen.


Rotopol ist ein Verlag für Comics und grafische Bücher, zu dem ein kleiner Comicladen im Vorderen Westen, Friedrich-Ebert-Straße 95, gehört. Rita Fürstenau, Michael Meier, Lisa Röper, damals noch Studierende an der Kunsthochschule Kassel, gründeten vor zehn Jahren Verlag und Laden. Im Programm sind viele Werke von ehemaligen Studierenden der Kunsthochschule wie z.B. Nina Kaun, Lea Heinrich, René Rogge, Markus Färber. Wer sich für aktuelle Projekte der Kunsthochschule Kassel interessiert, wird ebenso fündig, das sogenannte „Triebwerk“ erscheint jährlich und beinhaltet eine Sammlung an neuesten Comics der Studierenden der Illustrationsklasse.
Rotopol hat Montags - Freitags von 10 - 18 Uhr geöffnet, Samstags von 10 - 14 Uhr.

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