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Zusammenschluss von HNA und Giessener Allgemeine: Pressevielfalt in Hessen nimmt weiter ab

(Quelle: Newsletter dju Hessen) Als weiteren Schritt auf dem Weg zu immer weniger Pressevielfalt in Hessen wertet die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft den geplanten Zusammenschluss der Verlagshäuser der beiden hessischen Tageszeitungen „Gießener Allgemeine“ und „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“ (HNA, Kassel). Beide Verlage haben angekündigt, ihre Aktivitäten bereits zum 1. März in der „Zeitungsholding Hessen“ mit Sitz in Kassel zusammenzuführen.
Den sehr kurzfristig über den Zusammenschluss informierten Betriebsräten und den Beschäftigten wurde mitgeteilt, beide Verlage sollen ihre Eigenständigkeit und eine Geschäftsführung vor Ort behalten. Wie lange diese Zusage gelten soll, blieb dem Vernehmen nach offen. „Die Ankündigung, mit dem Zusammenschluss sollten die Kräfte gebündelt werden, löst bei den Beschäftigten natürlich Sorgen um die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze aus“, sagt Manfred Moos vom Fachbereich Medien der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft in Hessen. „Diesen Befürchtungen sollte die neue Zeitungsholding durch langfristige Arbeitsplatzgarantien Rechnung tragen“, fordert die Gewerkschaft.

An der Zeitungsholding soll die HNA 80 Prozent der Anteile erhalten, der Verlag der Gießener Allgemeinen 20 Prozent. Dies entspricht in etwa den Größenverhältnissen bei der verkauften Auflage. Die Gießener Allgemeine lag im vierten Quartal 2016 bei einem Gesamtverkauf von rund 48.000 Exemplaren, die HNA (Gesamtausgabe) kam auf rund 192.500 Exemplare.
Über den Zusammenschluss wurde offenbar bereits seit rund einem Jahr verhandelt, die Anmeldung des Vorhabens beim Bundeskartellamt erfolgte allerdings erst am 17. Februar diesen Jahres. Dort wird als offizieller Partner der Gießener Allgemeinen der Zeitungsverlag F. Wolff & Sohn KG genannt, der in Gronau (Niedersachsen) die „Leine-Deister-Zeitung“ herausgibt. Der Zeitungsverlag F. Wolff & Sohn gehört wie die HNA zur Zeitungsgruppe des Verlegers Dirk Ippen, die in Hessen bereits den Zeitungsmarkt in Nordhessen komplett beherrscht und auch in Osthessen (Hersfelder Zeitung) sowie in Offenbach (Offenbach Post) Verlage besitzt. Die Ippen-Gruppe mit vielen weiteren Tageszeitungen und Anzeigenblättern insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Bayern gilt als fünftgrößte Verlagsgruppe auf dem Markt der Abonnementzeitungen in Deutschland.

Der Verlag der Gießener Allgemeinen, die Mittelhessische Druck- und Verlagsgesellschaft (MDV) ist bisher ein Familienbetrieb, der von zwei Brüdern geleitet wird. In der Redaktion und in der erst 2012 eröffneten neuen Druckerei des Unternehmens arbeiten rund 200 Beschäftigte. Weitere rund 800 sind in der ausgegliederten Zustellgesellschaft beschäftigt. Neben der „Gießener Allgemeinen“ erscheinen bei MDV auch die „Wetterauer Zeitung“ und „Alsfelder Allgemeine“.
Beim Verlag der HNA sind rund 470 Verlagsangestellte und Redakteurinnen und Redakteure beschäftigt, in der ausgegliederten Druckerei arbeiten rund 200 Beschäftigte. Hinzu kommen weitere Zustell- und Servicegesellschaften.
Die Ippen-Gruppe hatte Anfang 2015 bereits die „Waldeckische Landeszeitung“ in Korbach und die „Frankenberger Zeitung“ übernommen. Letztere wurde dann bereits im Herbst 2015 eingestellt.

Die Konzentrationsbewegung auf dem hessischen Zeitungsmarkt hatte erst vor kurzem erneut Fahrt aufgenommen. Das „Gelnhäuser Tageblatt“ aus dem Verlag des „Gießener Anzeiger“ stellt sein Erscheinen Ende März ein. Die Druckerei des Gießener Anzeigers wird noch in diesem Jahr geschlossen. Dabei gehen rund 30 Arbeitsplätze verloren.

Quelle: Newsletter dju Hessen

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Kommentare

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MR am :

Ich kann nicht erkennen, warum es in diesem verdienstvoll detaillierten und warnenden Artikel am Schluss keine Vorstellung darüber gibt, wie es anders sein könnte? Der Stadtwitz ist doch der, dass man unheimlich viele Leute über die HNA mosern hört, gerade die sie aber trotzdem lesen. Die Konzentration bei den Zeitungen ist schon lange bekannt, die wirtschaftlichen und medienhistorischen Gründe auch. Und zur "Pressevielfalt": Die Machart dieser Produkte und die Inhalte sind fast überall gleich, abgesehen von lokalen Meldungen. Die Vielfalt ist also ein Märchen.
Warum gehen nicht ein paar Leute zu Ippen hin und sagen: Sie haben jetzt schon so viele Zeitungen, machen Sie doch mal mit Ihrem Kapital und Ihrem Equipment was Anständiges, etwa eine alternative Zeitung, und packen Sie da die von Ihnen wegrationalisierten Leute rein, so eine Art Auffanggesellschaft. (Die wir ja angesichts des stetigen Verschwindens von Arbeitsplätzen - oder der Verlagerung in ambulante Arbeitswohnwagen - sowieso massenhaft brauchen werden.)? Die Gesellschaft als Auffanggesellschaft?

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