Neulich beim Einsteigen: „Kasseler Krankeit“ oder Nonsalutaritis globalis?
“Kasseler Krankheit“nannte es ein Bekannter, der mir an einer Bushaltestelle seinen Ärger erzählte: Neulich beim Einsteigen in den Bus sei ihm einer begegnet, den er aus früheren Arbeitszusammenhängen kenne und der von der“ Kasseler Krankheit“ befallen sei. Das sei – so vermutete der Bekannte – wohl ein Kunsthistoriker, soweit er sich erinnere, habe der betreffende Herr...
...einige Jahre im documenta-Archiv gearbeitet. Die „Kasseler Krankheit“ äußere sich darin, dass Menschen, die man kenne, nicht gegrüßt: würden, dass man sich ihnen gegenüber so gleichgültig verhalte, als wären sie „complete strangers“ - dies hätten ihm auch andere Leute berichtet.
Er wundere sich immer wieder aufs Neue, grummelte der Bekannte, dass als Kunstexperten sich definierende Personen häufig über die ethische Dimension der Kunst dozierten, allerdings selber sich in diese Dimension noch nie begeben hätten. Sie ließen sich dieses Manko ebenso wenig anmerken, ich zitiere: „wie Zahnkranke ihre Paradontose...“
Bei diesem Vergleich konnte ihm die Chronistin allerdings gar nicht mehr folgen, da sie fand, dass „Nichtgrüßen trotz Bekanntschaft“ genauso faulig stinke wie krankes Zahnfleisch – folglich mitnichten unbemerkt bleiben könne!
Was nun die Definition einer solchen „Krankheit“ als tatsächlich typisch Kasslerische, also womöglich endemische betrifft, oder einfach als nur lokale Ausprägung einer global verbreiteten Nonsalutaritis-Seuche, muss zur Abklärung an gesonderte epidemiologische Forschung verwiesen werden.
Er wundere sich immer wieder aufs Neue, grummelte der Bekannte, dass als Kunstexperten sich definierende Personen häufig über die ethische Dimension der Kunst dozierten, allerdings selber sich in diese Dimension noch nie begeben hätten. Sie ließen sich dieses Manko ebenso wenig anmerken, ich zitiere: „wie Zahnkranke ihre Paradontose...“
Bei diesem Vergleich konnte ihm die Chronistin allerdings gar nicht mehr folgen, da sie fand, dass „Nichtgrüßen trotz Bekanntschaft“ genauso faulig stinke wie krankes Zahnfleisch – folglich mitnichten unbemerkt bleiben könne!
Was nun die Definition einer solchen „Krankheit“ als tatsächlich typisch Kasslerische, also womöglich endemische betrifft, oder einfach als nur lokale Ausprägung einer global verbreiteten Nonsalutaritis-Seuche, muss zur Abklärung an gesonderte epidemiologische Forschung verwiesen werden.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Wolfgang am :
Aber die Krankheit hat umfassendere Ausprägungen, die insbesondere dem Zuwanderer aus anderen Landesteilen (z.B. Südhessen) auffallen:
Der Nordhesse ist in seiner Grundhaltung tendenziell übellaunig und jederzeit entrüstungsbereit. Letzteres ist daran erkennbar, dass er, wenn er etwas nicht auf Anhieb versteht, sich spontan angegriffen fühlt.
Insbesondere sprachliche Feinheiten, Doppelsinnigkeiten, Ironie oder milder Spott entgehen dem Wahrnehmungsvermögen des Nordhessen recht häufig.
Hin und wieder trifft man aber auch auf kontaktfreudige, unterhaltsame Zeitenossen und freut sich dann. Um irgendwann später zu erfahren, dass das Gegenüber eben auch nur ein Zugreister ist. Da die Anzahl der Zuwanderer in unserer Boomregion jedoch zunimmt, besteht Hoffnung!