Ab heute im Fernsehen: Die nationale Familienaufstellung
Das ZDF lädt zur nationalen Gruppentherapie ein. An drei Abenden kann die moderne Volksgemeinschaft sich einer massenmedialen Familienaufstellung mit dazugehöriger nachfolgender Aufbereitung einer Quasselrunde der Talkerin Maybrit Illner (und ihren unerträglichen Quasselpartnern) „dieser Zeit“ stellen. Vorab dazu ein paar Thesen.
Der Spiegel gibt sich hoffnungsvoll. Der latente Relativismus früherer Produktionen sei in dieser Fernsehaufarbeitung überwunden. Man könne ganz empathisch das Schuldigwerden einer ganzen Generation nachvollziehen, indem man sich den Fragen stellt: “Hast Du einen Menschen erschossen? … hast Du Sex mit einem Nazi-Bonzen gehabt?”
Der Spiegel gibt sich hoffnungsvoll. Der latente Relativismus früherer Produktionen sei in dieser Fernsehaufarbeitung überwunden. Man könne ganz empathisch das Schuldigwerden einer ganzen Generation nachvollziehen, indem man sich den Fragen stellt: “Hast Du einen Menschen erschossen? … hast Du Sex mit einem Nazi-Bonzen gehabt?”
Die Täterperspektive als Identifikationsangebot? Wie das? Zunächst einmal indem bei der Darstellung vom Täter durch das Abstrahieren von der Volksgemeinschaft und der antisemitischen Tat abgelenkt wird und der Blick auf den Krieger der deutschen Wehrmacht versucht wird, ohne einen Begriff von Vernichtung zu haben, ohne also dessen Funktion in seinem Wesen zu erfassen. Das liegt daran, dass im Agieren des einzelnen Wehrmachtssoldaten (auch eines einzelnen SS- oder SD-Mannes) nicht die nationalsozialistische Vernichtungstat dargestellt werden kann. Der Nationalsozialismus bleibt prozesshafter Hintergrund indem die einzelnen Figuren verstrickt sind. Die Taten des Vernichtungskriegers müssen unbegriffen bleiben, wenn es die Taten von wie auch immer gearteten Einzelnen sind, die im Focus der Darstellung verbleiben. Die Totalität des antisemitischen Vernichtungsfurors lässt sich nur in der Gesamtanalyse der Naziideologie, der deutschen Volksgemeinschaft und des funktionierenden Vernichtungsapparates fassen. Erst durch die Analyse dieser Totalität ergibt der Blick auf den Einzelnen Täter einen Sinn. Das zu leisten ist mit den Mitteln des Filmes nahezu unmöglich.
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