Nordhessen im Fortpflanzungs-Streik

Im 1. Halbjahr 2010 starben in Kassel, im Landkreis Kassel und den vier nordhessischen Provinz-Landkreisen Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg, Hersfeld-Rotenburg und Werra-Meissner 6.682 Menschen, aber nur 4.184 wurden geboren. Negativ-Spitzenreiter ist der Werra-Meissner-Kreis, wo bei einem Verhältnis von 640 zu 310 nicht einmal halb so viel Menschen das Licht der Welt erblickten wie starben. Augenfällig ist auch die Situation im Schwalm-Eder-Kreis, wo 591 Geburten 1027 Sterbefälle gegenüber standen.
Nun denkt man: Die jungen Leute im Familiengründungs-Alter zieht es eben in die Grossstädte, - vielfältiges Kulturangebot, mehr und bessere Jobs, variable Arbeitszeiten ermöglichen keine langen Pendlerfahrten mehr. Tatsächlich könnte man aus den südhessischen Daten eine solche Entwicklung ablesen. Denn auch in ländlichen Landkreisen Südhessens gibt es einen Überhang der Sterbefälle über die Geburten. In den südhessischen Grossstädten jedoch sieht das anders aus. In Frankfurt, Darmstadt und Offenbach wurden im genannten Zeitraum mehr Menschen geboren als starben, in Wiesbaden gab es einen nur geringfügigen Überhang der Sterbefälle. Die Entwicklung in der nordhessischen Grossstadt Kassel aber ging nicht in diese Richtung. Hier starben zwischen Januar und Juni 2010 1046 Menschen und nur 803 wurde geboren.
Dennoch drückt sich in dem Fortpflanzungs-Streik natürlich zunächst einmal weniger ein nordhessisches Spezifikum aus. Die Entwicklung ist in vielen kapitalistischen Kernstaaten anzutreffen und hat vielfältige sozio-kulturelle Aspekte. Die wichtigste Ursache für den Fortpflanzungs-Streik aber ist wohl die soziale Unsicherheit, in der junge Leute heute leben. Die Prekarisierung und Flexibisierung von Arbeitsverhältnissen, häufig vermittelt über die in Kassel besonders üppig vertretenen Zeitarbeitsfirmen, und die Anforderung quasi global mobil zu sein, die den Aufbau gefestigter famliärer und nicht-familiärer Sozialstrukturen erschwert, lassen den Gedanken an Kinder oft erst gar nicht aufkommen.
Die Nordhessen kennzeichnende Komponente ist aber sicherlich die fortgesetzte strukturelle Schwäche der nordhessischen Wirtschaft mit niedriger Kaufkraft und speziell dem sehr geringen Angebot an Jobs im Bereich der Dienstleistungen mit hoher Wertschöpfung. Aber nachdem Kassel erst jüngst vom neoliberalen Think-Tank "Neue-Soziale-Marktwirtschaft" zur "dynamischsten Grossstadt Deutschlands" ausgerufen wurde, kann man eine offene Diskussion über diese Probleme wohl nicht mehr erwarten.
Nun denkt man: Die jungen Leute im Familiengründungs-Alter zieht es eben in die Grossstädte, - vielfältiges Kulturangebot, mehr und bessere Jobs, variable Arbeitszeiten ermöglichen keine langen Pendlerfahrten mehr. Tatsächlich könnte man aus den südhessischen Daten eine solche Entwicklung ablesen. Denn auch in ländlichen Landkreisen Südhessens gibt es einen Überhang der Sterbefälle über die Geburten. In den südhessischen Grossstädten jedoch sieht das anders aus. In Frankfurt, Darmstadt und Offenbach wurden im genannten Zeitraum mehr Menschen geboren als starben, in Wiesbaden gab es einen nur geringfügigen Überhang der Sterbefälle. Die Entwicklung in der nordhessischen Grossstadt Kassel aber ging nicht in diese Richtung. Hier starben zwischen Januar und Juni 2010 1046 Menschen und nur 803 wurde geboren.
Dennoch drückt sich in dem Fortpflanzungs-Streik natürlich zunächst einmal weniger ein nordhessisches Spezifikum aus. Die Entwicklung ist in vielen kapitalistischen Kernstaaten anzutreffen und hat vielfältige sozio-kulturelle Aspekte. Die wichtigste Ursache für den Fortpflanzungs-Streik aber ist wohl die soziale Unsicherheit, in der junge Leute heute leben. Die Prekarisierung und Flexibisierung von Arbeitsverhältnissen, häufig vermittelt über die in Kassel besonders üppig vertretenen Zeitarbeitsfirmen, und die Anforderung quasi global mobil zu sein, die den Aufbau gefestigter famliärer und nicht-familiärer Sozialstrukturen erschwert, lassen den Gedanken an Kinder oft erst gar nicht aufkommen.
Die Nordhessen kennzeichnende Komponente ist aber sicherlich die fortgesetzte strukturelle Schwäche der nordhessischen Wirtschaft mit niedriger Kaufkraft und speziell dem sehr geringen Angebot an Jobs im Bereich der Dienstleistungen mit hoher Wertschöpfung. Aber nachdem Kassel erst jüngst vom neoliberalen Think-Tank "Neue-Soziale-Marktwirtschaft" zur "dynamischsten Grossstadt Deutschlands" ausgerufen wurde, kann man eine offene Diskussion über diese Probleme wohl nicht mehr erwarten.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Lüder Kriete am :
Der Babba am :
Auch ein Papa am :
Auch ein Papa am :
Richard Kallok am :
MR am :
Rudi am :
thomas am :
Kondome können zu Kinderlosigkeit führen.
Lüder Kriete am :
Gertrud Salm am :
Kasseler am :
Lüder Kriete am :
Kasseler am :
Kunta Kinte am :
Barbara am :