Per Tagtraum zur neuen Wirklichkeit: Fünf Jahre Zukunftswerkstatt Marbachshöhe
Euphorie und Frustration können dicht beieinander liegen, ist die Erfahrung der ehrenamtlich Engagierten der Zukunftswerkstatt Marbachshöhe. Bislang überwiegt für sie allerdings die Begeisterung für das Erreichte bei dem ehemaligen Uni-Projekt und vor allem die noch zu erreichenden Ziele.
Man ist sich einig: Gemeinsam wurde Großes geleistet. „Mir ist weder aus der Literatur noch vom Hörensagen bekannt, dass jemals eine Zukunftswerkstatt mit so einem Nachhall stattgefunden hat“, kommentiert der Initiator der Zukunftswerkstatt Marbachshöhe André Schönewolf die Entwicklung. Fünf Jahre ist es nun her, dass er und eine Kommilitonin Mirjam Schmidt im Rahmen eines Seminars das Konzept des Zukunftsforschers Robert Jungk aus dem universitären Wirkungskreis in einen Kasseler Stadtteil hinaustrugen. Für das junge Wohngebiet war es der Impuls für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Der Einladung zum Wochenend-Workshop im Herbst 2006 folgten rund 25 Anwohner. Die Ziele der Zukunftswerkstatt Marbachshöhe waren hoch gesteckt: Denn die kreative Mitgestaltung der gemeinschaftlichen Lebenssituation im Quartier geht nun mal Hand in Hand mit einer intensiven Partizipation am Gemeinwohl. Dies fördert eine Redemokratisierung aller Beteiligten bei Belangen, die sich aus Alltagssituationen herausentwickeln und häufig als nicht veränderbar erfahren werden. Der Weg dahin führt über Träume und Wünsche, die jeder einzelne für sich und seinen Stadtteil hegt. In den drei Phasen der Zukunftswerkstatt – der Kritikphase, der Phantasiephase und der Realisierungsphase – wurden diese zusammengetragen und zu konstruktiven Ideen umgeformt.
Fluktuation je nach Thema
„Die ersten Vorschläge gingen noch bunt durcheinander“, erinnert sich Rolf Steinl an das erste Treffen. Im weiteren Verlauf kristallisierte sich jedoch ein Bündel an Themen heraus, das von der Mehrzahl der Anwesenden als vorrangig befunden wurde. Besondere Priorität genoss der Wunsch nach einer Straßenbahnhaltestelle, auf dessen Umsetzung die Zukunftswerkstatt Marbachshöhe heute mit Stolz verweisen kann. Weitere Anliegen bezüglich der Infrastruktur (zum Beispiel in Fragen des Straßenverkehrs oder Gestaltungsmöglichkeiten vor Ort), der sozialen Begegnungsmöglichkeiten und verschiedenen Veranstaltungsideen konnten verwirklicht werden, denn auch mit dem allmählichen Rückzug der Initiatoren bestand das Projekt fort. Dafür bedurfte es allerdings der Zugkraft einiger hochgradig engagierten Mitstreiter wie Rolf Steinl oder Ulrich Schroeder, die auch bei der wechselhaften Beteiligung der Folgejahren auf Kurs blieben. Je nach Themenschwerpunkt wuchs oder schwand die Unterstützung der Anwohner, wenn zum Beispiel ein Bankautomat oder eine Verkehrsberuhigung endlich realisiert oder das Thema Jugendräume diskutiert wurde. Knapp 70 der rund 2200 Quartiersbewohner finden sich in der Kartei der Zukunftswerkstatt wieder. Und nur ein Bruchteil derer wiederum sei auch aktiv dabei, bedauert Ulrich Schroeder. Er wünscht sich einen noch intensiveren Zusammenschluss in der Nachbarschaft und ein stärkeres Bewusstsein für das soziale Miteinander.
„Luxusprobleme“ und Schwächen des Modells
Dass die Marbachshöhe zu den gutsituierten Vierteln der Stadt zählt, birgt dabei sowohl Vor- als auch Nachteile. André Schönewolf ist überzeugt, dass zur politischen Aktivierung der Menschen die Methode der Zukunftswerkstatt allein nicht immer ausreicht: „Das Klientel der Marbachshöhe ist überdurchschnittlich gut gebildet und an seinem unmittelbaren Umfeld interessiert. In der Nordstadt etwa hätten wir keine vergleichbare Resonanz gehabt.“
Auch Rolf Steinl wurde mit dem „Sonderstatus“ seines Quartiers konfrontiert, wenn er bei Verhandlungen mit der Stadtverwaltung um Investitionen zu hören bekam: „Ihr auf der Marbachshöhe mit euren Luxusproblemen!“ Einen Vorwurf, den er in Relation zum Gesamtstadtgebiet gesetzt durchaus nachvollziehen kann: „Es gibt zweifellos Ecken, in denen ein vordringlicher Handlungsbedarf besteht.“ Zur Untätigkeit verdammt diese Einsicht jedoch nicht. Wenn auch inzwischen nicht mehr auf die rein formellen Prozesse der Zukunftswerkstatt und ihre drei Phasen gesetzt wird, gilt auch weiterhin das Bestreben, aktiv bei der Zukunftsgestaltung im Quartier mitzuwirken, damit aus der Utopie einer Gemeinschaft letztendlich eine Wirklichkeit geschaffen werden kann.
Volles Programm auf der Agenda
Rückenwind erfahre der Fortbestand der Zukunftswerkstatt auch vom Ortsbeirat und den ansässigen Kirchengemeinden, bestätigt Schroeder. So wie für die Motivationsträger des Projekts selbst vor ihrem Ruhestand berufliches wie ehrenamtliches Engagement kein Fremdwort war, sind auch politische Spitzenreiter wie die Ortsvorsteherin Anja Lipschik von den Grünen mit der der Zukunftswerkstatt verwurzelt. Überaus produktiv erwies sich die Zusammenarbeit von Zukunftswerkstatt und Ortsbeirat bei der Ausrichtung des bundesweit größten Umweltfests, dem „Tag der Erde 2010“, bei dem 20.000 Menschen ihren Weg auf die Marbachshöhe fanden. In diesem Jahr fanden in Kooperation mit dem Kasseler Naturschutzbund Nabu zwei Begehungen des Marbachsgrabens statt, die der Bevölkerung die Schätze vor der eigenen Haustür ins Bewusstsein heben sollten.
Dass sich die Ideen aus der Zukunftswerkstatt einmal erschöpfen, verhindert bereits ihre Konzeption als eine Zusammensetzung möglichst heterogener Gruppenmitglieder und der grundsätzlichen Gleichberechtigung aller eingebrachten Vorschläge. Weiterhin auf der Agenda stehen die Sichtbarmachung der Fußgängerachse oder der Bau von Fahrradwegen an der Eugen-Richter-Straße. Nicht zuletzt auf dem zwischenmenschlichen Terrain erkennt Ulrich Schroeder noch Handlungsbedarf und erwägt eine statistisch erfasste Fähigkeiten- und Bedürfnispalette der Anwohner für eine intensivere und effektive Form der Nachbarschaftshilfe.
Interessierte an der Zukunftswerkstatt können sich mit unter der Telefonnummer 0561/8102402 oder per E-Mail unter r.steinl@t-online.de mit Rolf Steinl in Kontakt setzen.
Fluktuation je nach Thema
„Die ersten Vorschläge gingen noch bunt durcheinander“, erinnert sich Rolf Steinl an das erste Treffen. Im weiteren Verlauf kristallisierte sich jedoch ein Bündel an Themen heraus, das von der Mehrzahl der Anwesenden als vorrangig befunden wurde. Besondere Priorität genoss der Wunsch nach einer Straßenbahnhaltestelle, auf dessen Umsetzung die Zukunftswerkstatt Marbachshöhe heute mit Stolz verweisen kann. Weitere Anliegen bezüglich der Infrastruktur (zum Beispiel in Fragen des Straßenverkehrs oder Gestaltungsmöglichkeiten vor Ort), der sozialen Begegnungsmöglichkeiten und verschiedenen Veranstaltungsideen konnten verwirklicht werden, denn auch mit dem allmählichen Rückzug der Initiatoren bestand das Projekt fort. Dafür bedurfte es allerdings der Zugkraft einiger hochgradig engagierten Mitstreiter wie Rolf Steinl oder Ulrich Schroeder, die auch bei der wechselhaften Beteiligung der Folgejahren auf Kurs blieben. Je nach Themenschwerpunkt wuchs oder schwand die Unterstützung der Anwohner, wenn zum Beispiel ein Bankautomat oder eine Verkehrsberuhigung endlich realisiert oder das Thema Jugendräume diskutiert wurde. Knapp 70 der rund 2200 Quartiersbewohner finden sich in der Kartei der Zukunftswerkstatt wieder. Und nur ein Bruchteil derer wiederum sei auch aktiv dabei, bedauert Ulrich Schroeder. Er wünscht sich einen noch intensiveren Zusammenschluss in der Nachbarschaft und ein stärkeres Bewusstsein für das soziale Miteinander.
„Luxusprobleme“ und Schwächen des Modells
Dass die Marbachshöhe zu den gutsituierten Vierteln der Stadt zählt, birgt dabei sowohl Vor- als auch Nachteile. André Schönewolf ist überzeugt, dass zur politischen Aktivierung der Menschen die Methode der Zukunftswerkstatt allein nicht immer ausreicht: „Das Klientel der Marbachshöhe ist überdurchschnittlich gut gebildet und an seinem unmittelbaren Umfeld interessiert. In der Nordstadt etwa hätten wir keine vergleichbare Resonanz gehabt.“
Auch Rolf Steinl wurde mit dem „Sonderstatus“ seines Quartiers konfrontiert, wenn er bei Verhandlungen mit der Stadtverwaltung um Investitionen zu hören bekam: „Ihr auf der Marbachshöhe mit euren Luxusproblemen!“ Einen Vorwurf, den er in Relation zum Gesamtstadtgebiet gesetzt durchaus nachvollziehen kann: „Es gibt zweifellos Ecken, in denen ein vordringlicher Handlungsbedarf besteht.“ Zur Untätigkeit verdammt diese Einsicht jedoch nicht. Wenn auch inzwischen nicht mehr auf die rein formellen Prozesse der Zukunftswerkstatt und ihre drei Phasen gesetzt wird, gilt auch weiterhin das Bestreben, aktiv bei der Zukunftsgestaltung im Quartier mitzuwirken, damit aus der Utopie einer Gemeinschaft letztendlich eine Wirklichkeit geschaffen werden kann.
Volles Programm auf der Agenda
Rückenwind erfahre der Fortbestand der Zukunftswerkstatt auch vom Ortsbeirat und den ansässigen Kirchengemeinden, bestätigt Schroeder. So wie für die Motivationsträger des Projekts selbst vor ihrem Ruhestand berufliches wie ehrenamtliches Engagement kein Fremdwort war, sind auch politische Spitzenreiter wie die Ortsvorsteherin Anja Lipschik von den Grünen mit der der Zukunftswerkstatt verwurzelt. Überaus produktiv erwies sich die Zusammenarbeit von Zukunftswerkstatt und Ortsbeirat bei der Ausrichtung des bundesweit größten Umweltfests, dem „Tag der Erde 2010“, bei dem 20.000 Menschen ihren Weg auf die Marbachshöhe fanden. In diesem Jahr fanden in Kooperation mit dem Kasseler Naturschutzbund Nabu zwei Begehungen des Marbachsgrabens statt, die der Bevölkerung die Schätze vor der eigenen Haustür ins Bewusstsein heben sollten.
Dass sich die Ideen aus der Zukunftswerkstatt einmal erschöpfen, verhindert bereits ihre Konzeption als eine Zusammensetzung möglichst heterogener Gruppenmitglieder und der grundsätzlichen Gleichberechtigung aller eingebrachten Vorschläge. Weiterhin auf der Agenda stehen die Sichtbarmachung der Fußgängerachse oder der Bau von Fahrradwegen an der Eugen-Richter-Straße. Nicht zuletzt auf dem zwischenmenschlichen Terrain erkennt Ulrich Schroeder noch Handlungsbedarf und erwägt eine statistisch erfasste Fähigkeiten- und Bedürfnispalette der Anwohner für eine intensivere und effektive Form der Nachbarschaftshilfe.
Interessierte an der Zukunftswerkstatt können sich mit unter der Telefonnummer 0561/8102402 oder per E-Mail unter r.steinl@t-online.de mit Rolf Steinl in Kontakt setzen.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt