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Genialbegriff 2: "Dosengelächter"

Ich habe mich schon immer gewundert, warum in einigen TV-Unterhaltungen zu angeblich witzigen Szenen Gelächter aus der Dose eingespielt wird. Nun hat Slavoj Žižek dazu den passenden und amüsanten Begriff (canned laughter) geliefert.
Dann wirds etwas ausschweifender: "Wozu dieses Lachen? Die erste mögliche Antwort - es erinnert uns daran, wann wir lachen sollen - ist einigermaßen interessant, denn sie impliziert ein Paradoxon; Lachen ist eine Pflicht und nichts Spontanes. Aber diese Antwort reicht nicht aus, da wir gewöhnlich nicht lachen. Die einzig richtige Antwort wäre demnach die, dass der andere - diesmal vom Fernsehapparat verkörpert - uns sogar von unserer Pflicht zu lachen befreit, d.h. er lacht an unserer Stelle. Selbst wenn wir also, von einem stumpfsinnigen Tagwerk ermüdet, den ganzen Abend nur träge auf den Bildschirm starren, können wir danach doch sagen, daß wir objektiv, durch das Medium des anderen, einen wirklich schönen Abend verbracht haben." (Ebenfalls zitiert nach Robert Pfaller, Die Illusionen der anderen)

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Kommentare

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Lüder Kriete am :

Gibt's eigentlich auch einen Begriff für Situationen, in denen einem das Lachen vergeht, Lieber Martin?

MR am :

Mir fällt im Moment keiner ein, aber man kann mit etwas Nachdenken ja einen machen (was man vielleicht öfters tun sollte). - Zizek sagt ja, dass man eigentlich nicht lacht, das gehört zwar zum Menschen dazu (s. Sammelband Kamper/Wulf, Lachen - Gelächter - Lächeln), aber Gelegenheit gibt es ja nicht immer. Dass einem das Lachen "vergeht", würde ja heißen, dass man überhaupt etwas "zu lachen hat". (Das sind ja alles Metaphern-Ausdrücke.) - Mal sehn. Ich wünsch es Dir jedenfalls, dass Du was "hast".

MR am :

Wie wärs mit Lacheindosung, Lachgeshredder, Lachtiefgefrierung? - Das Problem ist nach Deiner Frage wohl eher, je Situation zu denken. Nach konkretem Anlass. Den müsste man dann kennen. Und dann gibts nicht nur EINEN.

Lüder Kriete am :

Alles nette Gedanken. Bemerkenswert daran find ich auch, das der Herr Zizek seine Kindheit im realsozialistischen Jugoslawien verbracht hat (Wikipeia) und damit hinter dem Eisernen Vorhang. Ein anderer großer Denker von hinter diesem Ding war (und ist) Stanislaw Lem. Dieser Genius hat sich auch dazu geäußert, wenn auch von einer ganz anderen Seite her. Wer Lust auf weitere Gedanken zu diesem Thema hat, dem möchte ich Stanislaw Lem: "Experimenta Felicitologica" zum Füllen eines möglichen Sommerlochs empfehlen. - Auch der geniale Jerzy Lec wäre zu erwähnen, aber dazu kann vielleicht von jemand anderem weiteres beigetragen werden.

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