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Auch die kurhessische Landeskirche ist Profiteur der Bankenrettung

Die Hypo Real Estate (HRE) entwickelt sich für den deutschen Steuerzahler immer mehr zu einem Fass ohne Boden. Aus einer vom Bund für die Pleite-Bank zur Verfügung gestellten Bürgschaft von 100 Mrd. Euro sind bereits ca. 90 Mrd. Euro abgeflossen. Jetzt wurde der Bürgschaftsrahmen um 40 Mrd. aufgestockt.
Die Belastung des Staatshaushalts durch die von der Politik allein für diese Bank übernommene Generalbürgschaft ist bereits jetzt gigantisch. Und immer noch tauchen neue Ansprüche aus dem Dschungel des Zertifikate- und Schuldschein-Handels auf. Aber warum hat der Staat eigentlich so schnell und bereitwillig einen dreistelligen Milliardenbetrag zur Vergügung gestellt? Drohte tatsächlich ein neues 1929? Wer sind überhaupt diejenigen, die sich mit den renditeträchtigen Papieren verspekulierten und jetzt vom Steuerzahler ihre Einsatz zurück verlangen? Ein Blick auf die Gläubiger der HRE ist aufschlussreich.
Bei der HRE wurden, obwohl von offizieller Seite als Staatsgeheimnis behandelt, zumindest die wichtigsten institutionellen Käufer der hochspekulativen Anlageprodukte bekannt. In kritischen Internet-Portalen und auch im Tagesspiegel wurde die Liste veröffentlicht.

Natürlich haben nicht zuletzt auch Grossbanken und klassische Versicherungen auf die spekulativen Immobilienpapiere der in Dublin registrierten HRE-Tochter Depfa gesetzt. Vorn dabei die Bayern LB mit 2,1 Mrd Euro, dann die Deutsche Bank mit 1,85 Mrd., die Postbank mit 976 Mio., Barclays mit 815 Mio usw. . Die Allianz hatte 833 Mio investiert, die Vereinigte Hannoversche Versicherung 422 Mio. und der HDI noch 275 Mio. .

Einen Schwerpunkt haben die Verkäufer der Depfa-Papiere offenbar bei Berufsversicherungen und Versorgungswerken gesehen. Da ist z. B. die Verwaltungsberufsgenossenschaft Hamburg mit 226 Mio. eingestiegen, die Rheinische Zusatzversorgungskasse mit 135 Mio, die Kassenärztliche Vereinigung Bayern mit 62 Mio, das Versorungswerk der Architektenkammer NRW mit 75 Mio., die Emder Zusatzversorgungskasse für Sparkassen mit 60 Mio und auch die Bayerische Apothekerversorgung hatte noch 11 Mio. Euro übrig.

Interessant ist aber vor allem, wer sich neben diversen Gebietskörperschaften sowie Banken, Versicherungen und Versorgungswerken noch an dem Kasinobetrieb beteiligte. Da hatte der Westdeutsche Rundfunk (Gebührenzahler aufgepasst!) mal eben 147 Mio. Euro für eine hochspekulative Anlage zur Verfügung, der Bayerische Rundfunk 69 Mio. Euro.

Und auch die geistlichen Finanzverwalter fühlten sich von den bombastischen Renditeversprechen der HRE angelockt. Die katholische Kirche investierte 190 Mio. Euro in die Depfa-Papiere. Die Evangelische Kirche Deutschlands wollte mit 203 Mio. Euro an der wundersamen Geldvermehrung teilhaben. Für die Landeskirche von Kurhessen und Waldeck war das immerhin ein anteiliger Betrag von ca. 14 Mio. Euro.

Aus der wundersamen Geldvermehrung wurde zwar nichts, aber als Erretter aus höchster Not standen ja zumindest Staat und Steuerzahler zur Verfügung. Wäre die HRE einer schnellen Insolvenz zugeführt worden, wäre dies für die Staatskasse äusserst vorteilhaft gewesen. Aber die genannten Einrichtungen hätten natürlich schmerzliche Verluste erleidet und wären zu eigenen Sparmassnahmen gezwungen gewesen. Aber die meisten hätten das überlebt. Nun wird die Politik sich bemühen müssen, andere Kostenträger für die Verluste aus dem Kasinobetrieb zu finden. Wer das sein wird, offenbart bereits das erste Sparprogramm der Bundesregierung.

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Anonymous Filz am :

das ist ein toller Artikel. vielen Dank.

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