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„Man muss die Ängste ernst nehmen!“ Muss man?

Was sind das für Ängste, fragt man sich bei der täglichen Lektüre der Zeitung. Die Angst vor Fremden: Dieben, Schlägern, Vergewaltigern, Einbrechern, Mördern....?
Die Statistik gibt nichts dergleichen her. Der Anteil der kriminellen Delikte von Zuwanderern, Asylsuchenden oder Flüchtlingen ist eher geringer als bei den Deutschen. Und dass die Leute nach Monaten der Untätigkeit im Massenlager einen Koller bekommen, verwundert nicht.

Sperrte man 1000 Deutsche unter vergleichbaren Bedingungen in ein Lager, ich wage keine Prognose, wann es zu den ersten Prügeleien käme. Oder schlimmer: Man stelle sich vor: 300 Bayern, 200 Sachsen, 200 Westfalen, etc.

Und: Es gibt bestimmt mehr Wirtshausschlägereien pro Woche als Prügeleien in den Aufnahmelagern. Nur davon liest man nichts in der Zeitung.

Also: Was ist hinter den gestammelten, entrüsteten, wütenden oder aggressiven Aussagen, die in den Medien unter „Ängste“ abgehandelt werden?

Abgesehen von der gezielten Desinformation durch die Rechtsradikalen ist es das allgemeine Unbehagen, sich mit Menschen auseinandersetzen zu müssen, die anders aussehen, anders leben, anders sprechen. Für die meisten Menschen – insbesondere solche mit geringerer Bildung – ist es schon untereinander schwer, sich über komplexe Sachverhalte zu verständigen. Mit „dem Syrer“ geht da überhaupt nichts. Also hält man ihn sich am besten vom Halse und vermeidet damit das Problem.

Hier liefern die allgegenwärtigen Hetzer und Volksverdummer die wohlfeilen Ausreden: Da wird von Kinderschändern, randalierenden Diebesbanden und sexbesessenen Afrikanern phantasiert, und dahinter kann man die eigene Unsicherheit prima verstecken. Unerträglich dumme Aussagen wie „Ich kann mein Kind jetzt nicht mehr auf der Strasse spielen lassen“ werden in den Medien breit getreten und sollen die „ernst zu nehmenden Ängste“ der verunsicherten Bürger belegen. Es sind nichts als Schutzbehauptungen! Denn konkretes eigenes Erleben gibt’s nicht. Man hat nur gehört, dass....

Wir müssen uns eingestehen, dass wir diesen Zustand selbst verschuldet haben. Die neoliberale Marktwirtschaft verlangt einerseits nach funktionierenden Arbeitskräften und andererseits nach kritiklosen Konsumenten. Das Bildungssystem der letzten 35 Jahre hat sich diesen Forderungen gebeugt und den unmündigen Bürger hervorgebracht. Besonders hart hat es die Menschen im Osten getroffen, die vor 25 Jahren von einer Manipulationsmaschinerie in die nächste geraten sind. Es ist erschütternd, aber nicht überraschend, dass gerade hier nach zwei Diktaturen die braunen Ratten den größten Zulauf haben.

Die Lösung liegt bei uns selbst. Die beste Flüchtlingshilfe ist das Geld, das in unser Bildungssystem für alle gesteckt wird. Das löst zwar nicht unmittelbar die akuten Probleme und wird auch bei wirtschaftshörigen Politikern auf zähen Widerstand treffen, aber es bietet die Chance, langfristig das Beste aus der Situation zu machen. Bis dahin, Deutsche, spuckt in die Hände und baut mit am zweiten Wirtschaftswunder. Ehrenamtliche vor! Angst haben gilt nicht.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Hilfe zur Selbsthilfe in den betroffenen Ländern das andere unverzichtbare Standbein zur Problemlösung ist. Und bevor mich ein aufmerksamer Leser daran erinnert: Damit sind keine Waffenlieferungen gemeint, und auch keine taktische Anbiederung an die nahöstlichen Potentaten!

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