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„Für das Leben, für Gerechtigkeit, für Mutter Erde und für unsere Zukunft!“

Patricia Gualinga, Botschafterin der indigenen Gemeinde Sarakayu im ecuadorianischen Teil Amazoniens
Patricia Gualinga schlägt in der Konzertlesung „Die Welt im Zenit“ die Brücke vom indigenen Widerstand in Amazonien zu einem globalen Kampf für ein gutes Leben im Einklang mit der Natur. Moderiert von der Politikwissenschaftlerin Isabella Radhuber bereichert Grupo Sal DUO das Gespräch mit lateinamerikanischen Rhythmen.

Samstag, 14. April, Südflügel Kulturbahnhof
Franz-Ulrich Straße 6, 34117 Kassel
Workshops ab 14.30 Uhr – Konzertlesung um 19.30 Uhr


Seit Jahrzehnten führt die im ecuadorianischen Teil Amazoniens gelegene Gemeinde Sarakayu einen erfolgreichen Kampf gegen das Eindringen internationaler Ölkonzerne in ihr Territorium.
Mit Patricia Gualinga ist Sarakayus Botschafterin in Kassel zu Gast und berichtet über ihre Erfahrungen, die Weltsichten ihres Volkes und die globalen Zusammenhänge ihres Widerstandes vor Ort. „Wir, die Gemeinden an der Basis, und die indigenen Völker der Welt haben die realen Lösungen“, sagt die entschlossene Frau, die für ihr Engagement jüngst mit dem Tode bedroht wurde.
Die in internationalen Medien als „Tochter des Jaguar“ oder „Kriegerin für Amazonien“ beschriebene Patricia Gualinga weiß: „Wir kämpfen im Amazonasbecken für den Erhalt des Regenwaldes. Dennoch ist das kein Kampf, der weit weg ist von euch in Deutschland, sondern es ist ein globaler.“
Erzählt die Angehörige des Kichwa-Volkes vom Einsatz ihrer Gemeinde und anderer indigener Völker für den Regenwald, werden genau diese Zusammenhänge deutlich. „Der Amazonas-Regenwald liefert wichtige Lebensgrundlagen nicht nur für mein Volk, sondern für die gesamte Menschheit. Unser Kampf ist einer für das Leben und die Gerechtigkeit. Für unsere Mutter Erde, für die Frauen, die jungen Menschen, unsere und eure Kinder. Es ist ein Kampf für unsere gemeinsame Zukunft!“

Sarakayu – das Volk des Zenits
Zuhause in einer der wenigen, noch unberührten Regionen des Amazonasbeckens ganz im Osten Ecuadors, ist die mutige und starke Frau rund um den Globus unterwegs, um vom Kampf ihres Volkes gegen das Vorrücken der Ölindustrie in die noch unberührte Natur zu berichten. Dabei geht es Patricia Gualinga über die Ökologie hinaus um die Bewahrung eines Lebensraumes, der Schöpfung in all ihren Facetten indigener Spiritualität.
„Es gibt eine Prophezeiung, die sagt: Dieses Volk von Sarayaku, das Volk des Zenits, wird nie verschwinden und bis zum Schluss Widerstand leisten. Als wir das hörten, dachten wir schon an das Ende der Menschheit. Jetzt ist uns klar, dass wir unser Leben, unsere Kultur, unsere Würde verteidigen gegen die Erdölfirmen! Das war die Prophezeiung“, berichtet sie in einer Reportage von Deutschlandfunk Kultur.
Seit Sarayaku 2012 einen historischen Sieg vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte in Costa Rica erlangte, wurde die Gemeinde zum Symbol des Widerstandes gegen das blinde Vertrauen in die Globalisierung und ein extraktivistisches Wirtschaftsmodell. 2002 hatte die Gemeinde geklagt, weil Ecuadors Regierung das Territorium der Kichwa ohne Rücksprache für die Ölbohrungen freigegeben hatte. Zehn Jahre später gaben die Richter den Dorfbewohnern Recht und die Gemeinde erhielt 1,3 Millionen Dollar Schadensersatz.

Selbstbestimmter Brückenschlag in die Moderne
Mit diesem Geld gründeten die Bewohner die erste indigene Bank Ecuadors, eine eigene Bildungseinrichtung und sogar eine kleine Fluggesellschaft, womit sie in selbstbestimmter Form, ihre Brücke in die Moderne schlagen. Dennoch gelingt es der Gemeinde, ihren indigenen Lebensstil im Einklang mit der Natur zu bewahren.
Als Vertreterin Sarayakus sprach Patricia Gualinga bei internationalen Veranstaltungen – von der UN-Konferenz indigener Völker in New York bis zu den Weltklimakonferenzen in Paris und Bonn. Als Botschafterin ihres Volkes machte die zierliche Frau mit den langen schwarzen Haaren die ihre Gemeinde bewegenden Ereignisse publik, organisierte Protestmärsche in die Hauptstadt Quito und war seinerzeit eine der Hauptvertreterinnen vor Gericht.
Auf Einladung von Ecuadors Staatspräsident Lenín Moreno war sie im März mit den Mujeres Amazónicas (Amazonische Frauen) im Präsidentenpalast zu Gast, um ihre Besorgnisse und Visionen mitzuteilen und sie mit dem Präsidenten zu diskutieren.
Gesucht hat sie diese Rolle nicht. Im Gegenteil: Früher sei sie ein schüchternes stilles Mädchen gewesen, erzählt sie. „Aber das Leben hat offenbar andere Pläne mit mir. Heute bin ich eine der Anführerinnen, weil mein Volk mich dazu gewählt hat, nicht weil ich es wollte.“



HINTERGRUNDINFORMATIONEN

KONZERTLESUNG UND WORKSHOPS IN KASSEL

Unter der Schirmherrschaft des Kasseler Oberbürgermeisters und ideell unterstützt von Parlamentariern aus Europaparlament, Bundes- und Landtag ist Patricia Gualinga zusammen mit Grupo Sal DUO und Isabella Radhuber am 14. April zur Premiere der Konzertlesung mit dem Titel „Die Welt im Zenit“ in Kassel zu Gast.
Nachmittägliche Workshops zu den Themen „Nachhaltigkeit“ und „globale Gerechtigkeit“ bieten Interessierten die Möglichkeit andere Realitäten aus erster Hand kennenzulernen und ins Verhältnis zur eigenen Lebenspraxis zu setzen.
Grupo Sal DUO mit Aníbal Civilotti (li.) und Fernando Dias Costa (re.)
Foto: Fabian Freiberg
Mit der leidenschaftlichen Musik des Grupo Sal DUOs fügen sich Patricia Gualingas authentische Erzählungen, Berichte und Reflexionen am Abend zu einer einzigartigen Collage zusammen, die informiert, hinterfragt, zur Diskussion anregt, berührt und bewegt.
Den Kampf um ihr Territorium und ein Leben in Einklang mit der Natur setzt Patrica Gualinga dabei in den größeren Kontext der internationalen Bemühungen um eine nachhaltige Zukunft und eine gerechte Welt. Sie schafft damit einen kreativen Raum für einen notwendigen und bereichernden Dialog zwischen dem globalen Süden und dem Norden.
Moderiert und übersetzt wird Patricia Gualinga von Isabella Radhuber. Die Politikwissenschaftlerin, die in Bolivien gelebt und gerabeitet hat, geht in ihren Forschungen der Frage nach, wie der aktuelle Umgang mit natürlichen Ressourcen Gesellschaften politisch, ökologisch und ökonomisch formt.
Im Wechselspiel mit den inhaltlichen Beiträgen entsteht bei und durch die Konzertlesung eine unvergessliche, mitreißende Atmosphäre, die Kopf und Herz gleichermaßen anspricht.


ABLAUF DER VERANSTALTUNG
Samstag 14.4.2018, ab 14.30 Uhr
Patricia Gualinga, die regionalen Initiativen und WissenschaftlerInnen der Universität Kassel berichten über die Notwendigkeit nachhaltiger Lebensweisen – eine Debatte über das Entwickeln und Umsetzen regionaler Ansätze

Eintreffen der Gäste: ab 14 Uhr
14.30 Uhr: Begrüßung
14.45 Uhr: inhaltliche Einführung
15.15 bis 17.15 Uhr: Workshops zu Nachhaltigkeits- und Gerechtigkeitsthemen:
„Auf Kosten anderer?! Imperiale Lebensweise und das Gute Leben für Alle"
„Sich die Erde untertan machen? Schöpfung bewahren! Theologische Positionen für ein gutes Leben“
„Was man mit Regionalgeld bewirken kann“
„Zum Zusammenhang von Glück, Bildung und Nachhaltigkeit“
17.45 Uhr: Pause
18.15 bis 18.45: Plenum
19.30 Uhr: Beginn der Konzertlesung mit Patricia Gualinga und Grupo Sal DUO



Die Arbeitsgruppe lokale und regionale Nachhaltigkeit:
Universität Kassel – FB Gesellschaftswissenschaften, Fachgebiet Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien und Fachgebiet Didaktik der politischen Bildung
KulturNetz Kassel e.V.
Katholisches Dekanat Kassel-Hofgeismar
Zentrum Ökumene der evangelischen Kirche Hessen-Nassau
Kopiloten e.V.
Karibu Kassel e.V.
Transition Town Kassel e.V.
StadtZeit Kassel Magazin
Alle Organisatoren arbeiten ehrenamtlich für diese Veranstaltung und verfolgen damit keinerlei Gewinnabsichten.

Aktuelle Infos: https://de-de.facebook.com/gutes.leben.kassel.region/


Schirmherrschaft:
Oberbürgermeister der Stadt Kassel


Ideelle Unterstützung der Veranstaltung durch:
Martina Werner, Mitglied des Europäischen Parlaments
Timon Gremmels, Mitglied des Deutschen Bundestags
Dr. Bettina Hoffmann, Mitglied des Deutschen Bundestags
Karin Müller, Mitglied des Hessischen Landtages


Förderer:
Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des BMZ
Evangelische Bank eG
Katholischer Fonds
Evangelischer Kirchlicher Entwicklungsdienst
Plansecur Stiftung
Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag
UmweltHaus Kassel e.V.


Information und Anmeldung zu den Workshops, Kartenvorbestellungen Abendveranstaltung:
KulturNetz Kassel e.V.
Tel. 0561 - 70 16 275 (Anrufbeantworter), lasch(at)kulturnetz-kassel.de


REPORTAGE ZU SARAKAYU:
Widerstand gegen Ölkonzerne – Ecuadors gallisches Dorf
Burkhard Birke für Deutschlandfunk Kultur


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