"Liebe kann man nicht erkämpfen, sondern nur erlieben"
Zu heftigen Widerspruch provozierte Rainer Langhans, der intellektuelle Kopf der legendären Kommune 1, mit seiner Auffassung zur aktuellen Missbrauchsdebatte das Publikum am Mittwochabend im Kasseler Rock Cafe „Joe´s Garage“. Nicht, dass, was als Missbrauch in Internaten wie der Odenwaldschule bezeichnet werde, sondern die Gewalt, auf der unsere Gesellschaft basiere, sei der wirkliche Missbrauch von Kindern. Vielmehr sei es um „einen ersten Umgang mit Sexualität gegangen und das geschehe eben durch „Versuch und Irrtum“, meinte Langhans.
Begonnen hatte der als Lesung angekündigte Abend vor rund 100 Zuhörern, von denen der größte Teil die Achtundsechziger bei weitem nicht mehr selbst erlebt hatten, eher philosophisch. „Lesen könnt ihr selbst“, begann Langhans, „also lasst uns lieber miteinander reden.“ Zwar hatte anfangs er eindeutig die größeren Redeanteile, das Publikum diente eher als Stichwortgeber, doch spätestens als das Thema „Kinder und Sexualität“ und eben auch Missbrauch war, wurde es lebhaft. Es drängte sich dabei durchaus der Eindruck auf, dass der Ex-Kommunarde die von ihm provozierte Aufgeregtheit genoss. Solche Einwürfe wie, „mit Kindern, die das nicht wollten, wurde auch nichts gemacht.“ oder „es wurde mit Sexualität anders umgegangen, das geht eben nicht immer gut“, sorgte Langhans für den bereits erwähnten heftigen Widerspruch. So meinte eine Besucherin zu ihrem Begleiter: „Das ist dein Idol? Vergiss es!“
Dabei ist Sexualität entgegen der, nach Langhans Auffassung weit verbreiteten falschen Ansicht über die damalige Kommune oder den Harem, in dem er heute lebt, ohnehin völlig überschätzt. „Für uns war das eine Möglichkeit, Ekstase zu erfahren.“ Aber diese „Ekstasetechnik“ führte uns nicht so weit, wie wir hofften. Er verglich das mit seiner Testfahrt in einem Tesla, einem sportlichen Hybridauto, oder den Erfahrungen die andere beim schnellen Motorradfahren machen. „Manchmal geht auch das nicht gut.“
Die Jugend heute hingegen würde ihre Ekstase im Internet erfahren. Das Internet, „das übrigens 68er dem Militär weggenommen haben“, sei die Vollendung der Ideen, die vor 40 Jahren in der Kommune 1 bestimmend gewesen wären. Es gehe darum, sich vom Körper zu befreien, „das Internet ist ein ekstatischer Raum, in dem nur die Fantasie zählt und der nicht real ist.“
Der Auftritt wurde von einigen im Publikum als „missionarisch“ erlebt. „Wenn jemand anderer Meinung ist, nennst du das falsch. Es kommt mir vor als rede ich mit Gott“, kommentierte jemand. Das wies Rainer Langhans, der durchaus den Eindruck erweckte, sehr in sich zu ruhen, zwar von sich, aber wenig später bemerkte er, wie schwer es gewesen sei, nach der Kommune 1 wieder „in den alten Körper zurückzufallen, wenn du einmal Gott warst.“
Insgesamt waren es mehr als zwei Stunden, die dazu genötigt haben, Klarheit über den eigenen Standpunkt zu finden, und das allein ist ja auch schon ein Wert. Ach, und geklärt wurde auch, warum Langhans als einziger Mann mit fünf Frauen in dem Harem zusammen lebt: „Das ist eben ein Frauenprojekt.“
Dabei ist Sexualität entgegen der, nach Langhans Auffassung weit verbreiteten falschen Ansicht über die damalige Kommune oder den Harem, in dem er heute lebt, ohnehin völlig überschätzt. „Für uns war das eine Möglichkeit, Ekstase zu erfahren.“ Aber diese „Ekstasetechnik“ führte uns nicht so weit, wie wir hofften. Er verglich das mit seiner Testfahrt in einem Tesla, einem sportlichen Hybridauto, oder den Erfahrungen die andere beim schnellen Motorradfahren machen. „Manchmal geht auch das nicht gut.“
Rund 100 Interessierte kamen in das Kasseler Rock Cafe "Joe´s Garage", um Rainer Langhans zuzuhören oder mit ihm zu diskutieren (Foto: Heldmann)
Der Auftritt wurde von einigen im Publikum als „missionarisch“ erlebt. „Wenn jemand anderer Meinung ist, nennst du das falsch. Es kommt mir vor als rede ich mit Gott“, kommentierte jemand. Das wies Rainer Langhans, der durchaus den Eindruck erweckte, sehr in sich zu ruhen, zwar von sich, aber wenig später bemerkte er, wie schwer es gewesen sei, nach der Kommune 1 wieder „in den alten Körper zurückzufallen, wenn du einmal Gott warst.“
Insgesamt waren es mehr als zwei Stunden, die dazu genötigt haben, Klarheit über den eigenen Standpunkt zu finden, und das allein ist ja auch schon ein Wert. Ach, und geklärt wurde auch, warum Langhans als einziger Mann mit fünf Frauen in dem Harem zusammen lebt: „Das ist eben ein Frauenprojekt.“
Kommentare
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Martin Reuter am :
Kurt U. Heldmann am :
Übrigens: Der Bericht ist kein Versuch einer historisch oder was auch immer Analyse der 68er (was immer man darunter subsumieren mag), sondern über den Auftritt eines Beteiligten, der sich in dieser Veranstaltung selbst als den Einzigen bezeichnet hat, der der intellektuellen Linie treu geblieben sei. Nicht mehr, nicht weniger.
SelberDenker am :
Insofern begrüße ich jede Stimme, die sich gegen dieses Unisono erhebt, möge das Gesagte auch erstmal Wirrsinn aus dem Harem sein.
Martin Reuter am :
MR am :
Mit Gehlen würde man das eher als weiblichen Entlastungsangriff verstehen können.
Verein zur Beförderung des demokratischen Pluralismus am :
MR am :
Verein zur Beförderung des demokratischen Pluralismus am :
Der Karl Held (http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Held) ist aus München.
MR am :
Verein zur Beförderung des demokratischen Pluralismus am am :
http://video.google.com/videoplay?docid=-1692655794705557625#
Club 2 Sendung des ORF von 1978
1968 - Das Jahr des Aufstands
Gastgeber: Günther Nenning
MR am :