'Ne coole Nummer
Anstatt immer im Internetz meine Fahrkarten zu buchen, machte ich mich am Samstag auf, um mal wieder einen anständigen, deutschen Fahrkartenschalter zu besuchen. Und die ebenso anständige Deutsche Bahn ließ sich verdammt nicht lumpen. Sie hatte vor mir eine Nummernzugstation aufgebaut, die ich noch von meinen früheren Besuchen bei jener Institution zu ziehen pflegte, die heute ganz modern als "Agentur" daherkommt. Selbige versperrte jegliche Möglichkeiten, direkt über Los zu gehen.
Ich entzog der Nummernzugstation einen Fetzen akkurat perforiertes Papier, setzte mich auf eine Bank und guckte auf die vielen Bildschirme, die so weit oben wie möglich angeordnet waren und auf denen Nummern- und Schalterkombinationen zu sehen waren. Es begab sich, dass eine junge hübsche Dame, ...
Ich entzog der Nummernzugstation einen Fetzen akkurat perforiertes Papier, setzte mich auf eine Bank und guckte auf die vielen Bildschirme, die so weit oben wie möglich angeordnet waren und auf denen Nummern- und Schalterkombinationen zu sehen waren. Es begab sich, dass eine junge hübsche Dame, ...
... die sich mir später als Katja vorstellen sollte, schon auf der Bank saß.
"Ist ja wie früher beim Arbeitsamt", nörgelte ich Richtung Katja. So kamen wir ins Gespräch und berichteten uns gegenseitig, wo es uns bald würde hinverschlagen, wenn denn unsere Züge pünktlich wären. Zwischendurch sagt Katja: "Sie haben ja 'ne coole Nummer!" Ich war mal wieder nicht schlagfertig genug, um zu sagen, dass eigentlich ich die coole Nummer wäre. Ich taxierte meine Nummer. "Stimmt." sagte ich. "333. Aber Schnaps ist jetzt noch nich'. Ich war erst gestern auf 'ner Party." Wir parlieren noch über das Fahrkartenverkaufssystem und Murphys Law beim Schlangestehen, als Katja mir wegen der voranschreitenden Zeit - ich musste um 23, sie erst um 48 zum Zug - anbietet mich vorzulassen. "Sie wollen nur meine coole Nummer", sage ich. Katja lacht herzlich und hält mit ihre 332 hin. Ich nehme sie.
Ich kaufe also auf Katjas Nummer meine Fahrkarte. Kaum zu glauben, ich muss den Papierfetzen am Schalter vorlegen und der Schalterbeamte kassiert sie tatsächlich ein. Mittlerweile kommt Katja mit meiner 333 ein paar Schalter entfernt auch an die Reihe und ich hoffe, dass sie nicht vor mir fertig ist, und mirnichtsdirnichts entschwindet, während sich der Schalterbeamte meiner Kartenzahlung und dem Kartenausdruck widmet. Ich lege mir schon mal - nein, nicht Puder, Kamm und Lippenstift, wie seinerzeit Frau Hagen - sondern meine Visitenkarte bereit, die ich ihr überreichen möchte, bevor ich ins Osthessische reise.
Einen Wimpernschlag früher mit meinem Billett ausgestattet, warte ich vor der Schalterhalle kurz auf Katja. Wir setzen unser anregendes Gespräch fort und ich fange mich an zu fragen, warum ich eigentlich noch verreisen möchte, um eine andere Dame in der Fremde zu treffen, wo es doch gerade so nett ist.
Ich übereigne Katja meine Visitenkarte. Sie liest. "Ah, Klaus. Ich bin Katja", sagt sie und schüttelt mir kräftig die Hand, während sie mir tief in die Augen schaut. Wir erzählen dann noch eine bisschen über die Eingeborenen bei ihr und die Eingeborenen bei mir und dann ist es auch schon Zeit zu gehen. Ich lade Katja auf einen Kaffee ein. Dummerweise ist sie - das scheinen Verkehrsknotenpunkte irgendwie an sich zu haben - von weit her und maximal zweimal im Jahr Kassel auf der Durchreise ins Westfälische.
"Macht nix", sage ich. "Dann rufen Sie an, wenn Sie das nächste mal in Kassel sind." Wir verabschieden uns.
Ob Katja anruft?
"Ist ja wie früher beim Arbeitsamt", nörgelte ich Richtung Katja. So kamen wir ins Gespräch und berichteten uns gegenseitig, wo es uns bald würde hinverschlagen, wenn denn unsere Züge pünktlich wären. Zwischendurch sagt Katja: "Sie haben ja 'ne coole Nummer!" Ich war mal wieder nicht schlagfertig genug, um zu sagen, dass eigentlich ich die coole Nummer wäre. Ich taxierte meine Nummer. "Stimmt." sagte ich. "333. Aber Schnaps ist jetzt noch nich'. Ich war erst gestern auf 'ner Party." Wir parlieren noch über das Fahrkartenverkaufssystem und Murphys Law beim Schlangestehen, als Katja mir wegen der voranschreitenden Zeit - ich musste um 23, sie erst um 48 zum Zug - anbietet mich vorzulassen. "Sie wollen nur meine coole Nummer", sage ich. Katja lacht herzlich und hält mit ihre 332 hin. Ich nehme sie.
Ich kaufe also auf Katjas Nummer meine Fahrkarte. Kaum zu glauben, ich muss den Papierfetzen am Schalter vorlegen und der Schalterbeamte kassiert sie tatsächlich ein. Mittlerweile kommt Katja mit meiner 333 ein paar Schalter entfernt auch an die Reihe und ich hoffe, dass sie nicht vor mir fertig ist, und mirnichtsdirnichts entschwindet, während sich der Schalterbeamte meiner Kartenzahlung und dem Kartenausdruck widmet. Ich lege mir schon mal - nein, nicht Puder, Kamm und Lippenstift, wie seinerzeit Frau Hagen - sondern meine Visitenkarte bereit, die ich ihr überreichen möchte, bevor ich ins Osthessische reise.
Einen Wimpernschlag früher mit meinem Billett ausgestattet, warte ich vor der Schalterhalle kurz auf Katja. Wir setzen unser anregendes Gespräch fort und ich fange mich an zu fragen, warum ich eigentlich noch verreisen möchte, um eine andere Dame in der Fremde zu treffen, wo es doch gerade so nett ist.
Ich übereigne Katja meine Visitenkarte. Sie liest. "Ah, Klaus. Ich bin Katja", sagt sie und schüttelt mir kräftig die Hand, während sie mir tief in die Augen schaut. Wir erzählen dann noch eine bisschen über die Eingeborenen bei ihr und die Eingeborenen bei mir und dann ist es auch schon Zeit zu gehen. Ich lade Katja auf einen Kaffee ein. Dummerweise ist sie - das scheinen Verkehrsknotenpunkte irgendwie an sich zu haben - von weit her und maximal zweimal im Jahr Kassel auf der Durchreise ins Westfälische.
"Macht nix", sage ich. "Dann rufen Sie an, wenn Sie das nächste mal in Kassel sind." Wir verabschieden uns.
Ob Katja anruft?
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RomanTicker am :
Robert am :
Klaus Baum am :
Anonym am :
Klaus Baum am :