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Gedanken zum IPCC‐Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme

Dieser Bericht ist keine erfreuliche Lektüre. Denn die dargestellten Perspektiven und unabdingbar notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs lassen nur einen Schluss zu:

Wir schaffen das nicht!

Der Bericht suggeriert jedoch, dass bei schnellster Umsetzung aller aufgeführten Maßnahmen eine Erfolgschance besteht.
Also, warum sollten wir das nicht schaffen? Die Antwort liegt auf der Hand: Es genügt ein Blick auf die derzeitige Weltlage. Der Sonderbericht legt schlüssig dar, dass nur ein gemeinsames, schnelles Handeln der Weltgemeinschaft hier etwas erreichen kann. Aber die täglichen Headlines demonstrieren, wie weit wir von global koordiniertem Handeln entfernt sind.

Natürlich ist es ein Lichtblick, wenn jetzt endlich auch die Jugend aktiv wird und uns Alte vor sich her treibt. Wie viel Stehvermögen die Jungen haben, wird sich zeigen, ich wünsche ihnen alle Kraft der Welt.

Zurück zum Klimabericht. Bei den akribischen Analysen und dem erkennbaren Bemühen, die vielfältigen gegenseitigen Abhängigkeiten aller Variablen zu betonen, fällt ein Faktor auf, der offenbar als unveränderbare Konstante in alle Betrachtungen einfließt. Es ist der Bevölkerungszuwachs. Dass die Erde in wenigen Jahren über 10 Milliarden Menschen verkraften muss, wird als gegeben hingenommen.

Diese Haltung ist schon seit längerer Zeit zu beobachten, und man fragt sich, warum niemand dieses Thema aufgreift. Es ist ein unangenehmes Thema, das an die Wurzeln unseres Selbstverständnisses geht. Entweder besteht kein Interesse daran, das Bevölkerungswachstum als beeinflussbaren Faktor zu definieren, oder es hat noch niemand erkannt, dass er das ist. „Krone der Schöpfung“ zu sein und sich „die Erde Untertan zu machen“ , ist eine komfortable Position. Zumindest für die potenziellen Gewinner der globalen Umverteilungsschlacht. Denn die haben die besten Chancen, in den nicht überfluteten Weltregionen die Überlebenskämpfe dieser Milliarden aus sicherer Höhe zu beobachten.

Es geht dabei aber nicht nur den Menschen an den Kragen. Klimawandel und Erderwärmung bedeuten ein totales Umkippen des Ökosystems. Es wird weiter funktionieren, aber die Lebensbedingungen werden sich massiv ändern. Es sei an das Aussterben der Saurier nach dem Meteoriteneinschlag vor einigen Millionen Jahren erinnert. Heute kann man davon ausgehen, dass unsere technologischen Fähigkeiten ausreichen, um einigen zehntausend Vermögenden das Überleben zu sichern. Für alle anderen sind Heimatverlust, Krieg, Hunger und Elend angesagt.

Anders als die Dinosaurier werden dieses mal die Reichen, die die Katastrophe maßgeblich mitverantwortet haben, wahrscheinlich in ihren hoch gesicherten Fluchtburgen überleben. Mit Blick auf den damit zu befürchtenden Neubeginn des Zerstörungszyklus durch den Homo sapiens könnte einem die Erde leid tun. Aber sie wird sich weiter drehen.

Das umfassende Maßnahmenpaket des IPCC muss um eine ergänzt werden: Den Stopp des weltweiten Bevölkerungszuwachses. Es gibt irgendwann eine Grenzsituation, wo die Ressourcen aufgebraucht sind. Dieser Punkt wird unvermeidlich kommen, und zwar umso eher, je mehr die Bevölkerung weiter wächst. Um es bildhaft auszudrücken: Es reicht nicht, weniger Rindfleisch zu essen, die Rindfleisch-Esser müssen weniger werden!

Das ist schnell gesagt – und es multipliziert das globale Konfliktpotenzial. Wer soll denn dann als erstes aussterben? Die Reichen? Ändert nichts, denn dafür sind’s zu wenige. Die Armen? Wasser auf die Mühlen der populistischen Rattenfänger. Die fruchtbaren Massen in den Entwicklungsländern? Man hört sie förmlich jubeln, die Rassisten! Alle über 70-jährigen recyceln? Löst das Welternährungsproblem gleich in doppelter Hinsicht. Ethisch aber eher fragwürdig, soweit man sich dann noch eine ethische Grundhaltung leisten kann. Ovulationshemmer per Chemtrails global versprühen? Die Esoteriker haben’s schon immer gewusst. Marskolonien? Dauert zu lange. Dritter Weltkrieg? Könnte funktionieren, mit dem Nebeneffekt, dass dann zum Klimawandel auch noch die radioaktive Kontamination hinzu kommt. Man sieht, es wird immer absurder.

Da laut IPCC - soweit ersichtlich - alle anderen notwendigen Maßnahmen bekannt und technisch machbar sind, bleibt nur das Problem der Bevölkerungsexplosion als ungelöste Aufgabe. Auf einen Meteoriteneinschlag können wir nicht warten. Pest, Ebola, Malaria etc. haben früher aufgeräumt. Heute lebt die Pharmaindustrie davon und überzuckert ihre Raffgier auch noch mit einem hohen ethischen Anspruch.

Von hier aus ist es nicht weit zur Gentechnik. Lässt sich der genetisch verankerte Fortpflanzungstrieb so modifizieren, dass er nach zwei Kindern erlischt? Oder, will man ihn aus nachvollziehbaren Gründen erhalten, kann man wenigstens die Reproduktionsfähigkeit in diesem Sinne steuern? Das wäre praktisch, führt aber zurück zu obiger Fragestellung: Wer soll als erstes aussterben? Wir, die wir den Zenith unserer zivilisatorischen Entwicklung überschritten haben, oder die Dritte Welt? Da gibt’s kein Diskutieren, da gibt’s Krieg! Schon wieder dieses Wort: Krieg.

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge“. Bringt Heraklit uns an dieser Stelle weiter? Er meint mit Krieg den ewigen Wettstreit der Gegenpole, der das Leben ganz allgemein kennzeichnet. Hell-dunkel, satt-hungrig, krank-gesund, lebendig-tot. Er würde also nicht die uns bevorstehenden Verteilungskriege der kommenden Jahrhunderte meinen. In seinem Sinne verstanden, geht es heute um das Gegensatzpaar „weiter wie bisher“ versus „Kurswechsel sofort“. Global betrachtet ist, was der alte Grieche so nicht sehen konnte, die Antwort klar. Das „weiter so“ wird sich durchsetzen. Man kann das wertfrei sehen. Mutter Erde dreht sich weiter, auch wenn der Homo sapiens-Befall überwunden ist. Fragt sich nur, wie lange die Agonie für unsere Nachkommen währt.

Und es fragt sich, ob ein Gegensteuern wirklich den Aufwand wert ist. Denn obwohl diese Situation vom Menschen gemacht ist, folgt sie offenbar naturgesetzlichen Regeln, denen auch wir unterworfen sind. Also mit Vollgas in den Abgrund – oder?

Kommentare, die eine bessere Perspektive aufzeigen, sind sehr willkommen!

PS: Nachdem ich diesen Text geschrieben hatte, fand ich folgenden Artikel, der das Problem ausführlicher, fundierter und leider mit der gleichen Ratlosigkeit am Schluss dargestellt hat:
https://www.heise.de/tp/features/Die-Tragoedie-des-Wohlstands-der-Nationen-4499847.htm

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