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Documenta 14: Kleine nervöse Nachschübe zum Startup

Noch am Mittwoch eile ich zur Neuen Alten Post. Ich bin vor allem neugierig, was unsere praktischen Innenwerker da vollbracht haben. Höret einen von ihnen sprechen in unserer Sendung der Freisprechanlage des Freien Radios. Prima Bewirtschaftung einer sog. "Brutalarchitektur", die selbst die Post größtenteils als Wirtschaftsflüchling verlassen hat. (Wie man hört, hat die Restfiliale durch Serviceschrupfung lange Schlangen erzeugt.) Der Zugang ist noch nicht geschildert, man stolpert sich bis jetzt noch so hinein. Ein Pappschild rechts vom sprengwürdigen Gebäude vor dem geplanten Imbisswagen sagt, auf einem Stuhl aufgerichtet: documenta hintenrum. Bis zur offiziellen Eröffnung werden die Jungs und Mädels Praktiker das noch hinbekommen haben.
Ich versuche den Tag später (Donnerstag) kurz nach 10h nun auch Kunst zu sehen. Da ich nicht aus dem Land der ehem. Weltbeherrscher, Großbritannien stamme, die sich in der Zivilgesellschaft gerne zweistellig anstellen, weiche ich vor einer Fridericianum-Schlange zurück, dito Documenta-Halle. Man hat ein Kontroll-Nadelöhr diesmal nicht fürs Volk, sondern für die mittelständische Medien-Exklusivitäts-Mafia errichtet, es scheint nicht genügend Peronal und Scanner zu geben. Vade retro, sagt mein Latein-Lehrer. Morgen ist auch noch ein Tag.
Der war heute. Zur Mittagszeit, wenn Mund und Bauch ihr Recht fordern, ist wenig los. Klug disponiert. Ich pflüge durch Fridericianum und Documenta-Halle, wo ich erstmals eine Bekannte treffe, die eher meine Tochter ist. Wenn man die Parole von Szymczyk befolgt, man möge so wenig wie möglich interpretieren, die Sinngebung gar verlernen, so hat man hier ausgezeichnete Gelegenheit. Um Marx zu variieren: Impressionistisch eine ungeheure zerstreute Bildersammlung. Ob es tiefer geht, kann man nicht wissen.
Man denkt aber anlässlich der Eröffnung doch darüber nach, ob nicht die Kuratoren jeweils Verantwortung für Themenbereiche haben, denn sie haben ja ihre Akzente sichtbar und hörbar erwähnt, und die müssten doch segmentweise zu sehen sein. Ich frage an die Pressestelle, ob es etwa eine solche Themenliste gibt. Die glückhaft kooperationsbereite Frau antwortet: "Die Kuratoren und kuratorischen Berater der documenta 14 beschäftigen sich mit unterschiedlichen Themenbereichen, die sich nicht voneinander trennen lassen." Der weitergereichte (vorzügliche) Pressebeleg der FAZ, vollgepumpt mit Metawissen, reicht in der Tat die Erzählung nach, dass Szymczyk eine Art Conferencier eines "Chors" von eigenständigen Selbstorganisatoren gewesen sei. Da hätten wir nun gleichzeitig das Modell der "kommenden Demokratie". (Jacques Derrida)
Nun, morgen Samstag, kommen die Supermans auf die Agora vors Fridericianum, wie einst die Patrizier, also Undemokraten in Athen. Dem Volk kanns egal sein, wenn hohe Worte gesprochen werden. Ich habe mich jedenfalls IS-vorbeugend, mit meinen Daten registrieren, also meine geheimdienstliche Harmlosigkeit ankündigen lassen.

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Kommentare

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klaus baum am :

mir ist völlig unklar, von welcher post die rede ist. die alte bei der karthäuserstraße oder die in der nähe vom holländ. platz?

klaus baum am :

jörn peter budesheim, ein kassel künstler, meinte heute abend, als wir ihn auf dem friedrichsplatz trafen: die ausstellung in der hauptpost (gegenüber der bremer str.) sei sehenswert.
mehr kann ich selbst dazu noch nicht sagen.

MR am :

Welche Post ist nun das wieder? Die neue alte oder was?

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