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„Gemeinschaftlich das Leben genießen“

Am Dienstag, den 24. Mai, fand in der Distelbreite in Kassel der erste Spatenstich für das lang geplante Zuhause der Genossenschaft „Gemeinsam ins Alter eG“ statt.
Gebäudeentwurf von Christoph Harney


Die Idee für das neue Wohn- und Lebensprojekt für Menschen auf dem Weg ins Alter kam Peter und Bettina Schau nach Besuchen von Familienangehörigen und Bekannten in Altersheimen. „Die Menschen werden in diesen Einrichtungen völlig entmündigt. Sie dürfen sich nicht einmal ein Glas aus dem Schrank nehmen. Da dachten wir uns: Es muss doch etwas anderes geben als das, was wir erleben!“ Die in England seit über 50 Jahren funktionierenden Abbeyfield-Häuser, die sich durch starke Gemeinschaft und Eingebundenheit in die Nachbarschaft und Umgebung auszeichnen, gaben dem Ehepaar Scheu die notwendigen Anregungen und dem für die Umsetzung entstandenen Verein, heute „Gemeinsam ins Alter“, zunächst seinen Namen. Das Konzept ist einfach: Menschen zwischen ca. 55 und 83 Jahren leben gemeinsam in unterschiedlichen Wohnungen eines großen Hauses mit Gemeinschaftsräumen und Begegnungsmöglichkeiten. Für das tägliche gemeinsame Mittagessen sorgt eine Küchenhilfe. Dabei ist den Bewohnern wichtig, dass die verwendeten Produkte frisch, gesund, regional, saisonal und aus schonenden Ressourcen für Mensch und Tier stammen.
Peter und Bettina Schau singen gemeinsam mit den Gästen "Komm baue ein Haus, das uns beschütz."
Für die pflegebedürftigen Bewohner kann die Unterstützung eines mobilen Pflegedienstes angefordert werden. Den Rest erledigen die Mieter selbst. „Wir wollen so lange es geht und so viel es möglich ist aus eigenen Ressourcen bewältigen“, so Bettina Schau.

„Ein grünes Zuhause“
Trotz der Einfachheit der Idee brachte die Umsetzung des Projektes große Schwierigkeiten mit sich. Öffentliche Förderungen blieben der zu Bauzwecken gegründeten und mit dem Verein gleichnamigen Genossenschaft, die nun als Bauherr auftritt, verwehrt. „Man sagte wir wären Vorreiter auf dem Gebiet und es gäbe noch nicht die notwendigen Paragraphen“, so Bettina Schau. Hoffnungen und Ideen vermittelte dagegen die GLS Bank, Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, in Bochum. So konnten die Genossenschaftsmitglieder den nötigen Zuschuss zum Eigenkapital durch Leihgaben sowie Spenden von Stiftungen und Einzelpersonen aufbringen. Insgesamt soll der Bau 2 Millionen Euro kosten.
Das 850 Quadratmeter große Grundstück in der Distelbreite
Das 850 Quadratmeter große Grundstück in der Distelbreite stellte die evangelische Kirche in Form eines Erbpachtvertrages zur Verfügung. Schließlich entwickelte der Architekt Christoph Harney das passende Gebäude mit 13 Wohnungen in unterschiedlichen Größen. Diese werden mit Balkon, einer Küchenzeile einem Duschbad und einem kleinen Abstellraum ausgestattet sein. Die Eingänge zu den Wohnungen wird ein Laubengang verbinden, der ebenso als ein Begegnungsort fungiert. Die Gemeinschaftsräume sind räumlich von den Wohnungen getrennt und beinhalten ein großes Wohn- und Esszimmer, eine Küche und einen kleinen Werkraum sowie das Foyer, welches die Zusammenkunft der Bewohner im Alltag und bei Veranstaltungen ermöglicht. Das Gebäude ist barrierefrei und verfügt dazu über einen großen Garten. „Wir müssen auf die Lichtverhältnisse schauen, wenn das Haus steht, aber wir wünschen uns einen großen Garten und haben schon Pläne dafür. Darüber hinaus müssen und wollen wir noch Bäume nachpflanzen, den wir wünschen uns ein grünes Zuhause“, sagt Bettina Schau.
Das „Grün“ steht auch bei der Energieversorgung des Hauses im Vordergrund: Ein guter Dämmstandart, Beheizung durch Erdgas und Solarthermie-Anlage auf dem Dach waren für die Genossenschaft „noch bezahlbar und schon vertretbar“.

Architekt Christoph Harney und Tochter beim ersten Spatenstich
„Komm, baue ein Haus, das uns beschützt“
Nach langen Planungen machte die Genossenschaft am Dienstag, den 24. Mai, nun den ersten Spatenstich auf dem Grundstück in der Distelbreite. Für die damit verbundene Feier stellte der Nachbar des zukünftigen Baus in Anbetracht des schlechten Wetters seinen Garten mit Unterdachung zur Verfügung mit den Worten :“ Mein Haus, ist ihr Haus!“ In einer langen Rede begrüßte Peter Schau die Gäste, beschrieb den steinigen Werdegang und bedankte sich bei allen Unterstützern des Projektes. Seine Frau Bettina setzte die Danksagungen an eine lange Reihe Helfer und Sponsoren fort. „Wir brauchen uns nicht vor der Einsamkeit zu fürchten, können unseren Lebensstil in Verantwortung für sich und das Ganze fortsetzen und so gemeinschaftlich das Leben genießen“, rundete sie ihre Rede ab. Anschließend stellte Christoph Harney das Bauprojekt vor und veranschaulichte es anhand der entlang des Buffets angebrachten Skizzen und Modellen. „Die Gesellschaft braucht Menschen wie euch, die etwas bewegen, und sie braucht Pionierprojekte wie dieses“, wendet er sich an die Mitglieder der Genossenschaft, die mit ihrem Glauben das Projekt trotz Rückschlägen und Verzweiflungen vorantrieben. Schließlich sangen die Gäste zu den Gitarrenklängen von Peter Scheu das Lied: „Komm baue ein Haus, das uns beschützt“ und begaben sich gemeinsam auf das Grundstück. Danach folgte die gemeinsame Feier. Man stieß an, naschte selbstgemachte Häppchen und genoss den grauen aber dennoch schönen Nachmittag. „Wir sind alle Menschen, die gern in der Gemeinschaft leben. Wir sind alle ein wenig anders, aber das wollen wir auch so“, lacht Bettina Schau. Am kommenden Montag beginnt der Bauprozess, an dem überwiegend Firmen aus Kassel und der Region beteiligt sein werden.

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