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Neue Besen… ?

Wer als interessierter Beobachter, ob pro oder contra Calden-Neubau eingestellt, über die letzten Jahre die Diskussion verfolgt hat, erlebt nun eine neue Dimension der Unbedarftheit. Oder die Hoffnung, dass sich der Leser maximal zwei Monate zurück erinnern kann.

Flughafenchef Schustereder im Kasseler Stadtparlament: Betrachten und kommentieren wir einmal das, was die HNA aktuell darüber berichtet.
Konkrete Aussagen über neue Verbindungen möchte Herr Schustereder nicht machen. Das ist schlau, besonders im Hinblick darauf, dass die Lufthansa jüngst verlauten ließ, dass man mit Turkish Airlines an einem neuen Kooperationskonzept im Billigflieger-Segment arbeite. Damit dürfte sich Kassel-Calden als Zubringer nach Istanbul ebenso erledigt haben wie der Antayla-Touri-Verkehr.

Aber dafür richten wir den Blick auf die nächste documenta! Leider verrät uns Herr Schustereder nicht, welche „Planungen“ hierzu bereits laufen. Hier bietet sich dem Satiriker ein weites Feld für Spekulationen. Vom horizontalen Erdkilometer über Hüttendörfer mit Nachnutzung als Flüchtlingscontainer bis hin zur Flugschau als Konzeptkunst...

Zufrieden ist man mit dem Geschäftsreiseverkehr. Nun hat man Herrn S. vermutlich nicht erzählt, dass der schon seit Jahr und Tag problemlos mit der alten Landebahn ausgekommen ist. Der beobachtete Aufwärtstrend ist deshalb eher der allgemeinen Prosperität der Region geschuldet als dem neuen Flughafen.

Die angekündigte Datenerhebung über die in der Region ansässigen Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern lässt aufhorchen. Aus zwei Gründen: Solche Daten waren doch sicherlich die Grundlage für die Neubauplanung vor zehn und mehr Jahren, oder? Und zweitens sei Herrn S. als Geheimtipp angeraten, einfach die IHK anzurufen, wenn er etwas über die regionale Wirtschaft wissen möchte. Die haben die Daten auf Knopfdruck. Und dann kann er die Geschäftsführer dieser Unternehmen auch gleich fragen, warum sie sich denn so für den Neubau in Calden in die Bresche geworfen haben, wenn sie mit dem status quo schon bestens bedient waren und anderorts gerne verlauten lassen, dass man sich eigentlich nur im Interesse der Regionalentwicklung dafür eingesetzt habe. So viel Altruismus rührt.

Neben der Datenerhebung betreibe er auch gezielte Forschungen, um die Potenziale des Flughafens zu ermitteln. Man darf das sicher nicht dem Herrn S. ankreiden, aber es ist schon ein Hammer, wenn man erfahren muss, dass hier 171 Mio plus jährliche Folgeverluste von über 10 Mio verbrannt werden, ohne dass man VORHER eine seriöse Marktanalyse gemacht hat. Oder haben sich die Annahmen von damals allesamt als falsch erwiesen? Hunderttausende potentielle Passagiere, mindestens 1.300 neue Jobs, und dann noch der volkswirtschaftliche Nutzen, der sich gar nicht in Euro beziffern lasse - ? Andererseits verwundert das nicht wirklich, wenn man die Verbohrtheit und Ignoranz der Kreis- und Stadtparlamentarier von CDU, SPD und FDP erlebt hat, sobald das Projekt von den grünen und linken Fortschrittsfeinden hinterfragt wurde.

Dass Herr Schustereder die von Wiesbaden geforderten 10 % Kostensenkung als sehr ehrgeizig – im Klartext: als unrealistisch – bezeichnet, ehrt ihn. Da wird er recht behalten. Fragt sich dann nur, warum er diesen Job angenommen hat.

Und das Thema Luftfracht: Es stand ja immer wieder als Geheimszenario oder Plan B im Raum, wenn es mit den Malle-Paxen nicht klappt. Man darf das bezweifeln. Erstens wegen der oben deutlich gemachten dilettantischen Planung. Denn dann wäre beizeiten über Lagerhallen nachgedacht worden. Zweitens wegen der nicht vorhandenen Marktchancen. Das regionale Aufkommen ist nicht groß genug für einen rentablen Betrieb. Deshalb werden weder Geld noch gute Worte von Herrn Schustereder die Airlines bewegen, dort Fracht abzufertigen. Drittens weiß er, dass bis zu 50 % des typischen Frachtaufkommens als „Belly-Freight“, also im Bauch der Passagiermaschinen mitgenommen werden. Ob aber Braun-Melsungen, VW, SMA, Mercedes, Alsthom etc. ein signifikantes Frachtaufkommen mit Destination Antalya, Mallorca, Ibiza, Norditalien oder Schottland haben, darf bezweifelt werden. Auch das ist übrigens ein Grund, warum Calden für die Fluggesellschaften unattraktiv ist. Mit leerem Bauch fliegt sich’s nicht rentabel!

Ach so, fast vergessen: Die neue Homepage wird’s auch nicht reißen. Da haben die Reiseveranstalter mehr zu bieten. Es reicht völlig, die aktuellen Links zu dem runden Dutzend Anbietern aufzulisten. Die paar Hundert Euro sind in jedem Falle gut angelegt.

Lieber Herr Schustereder, Sie werden wohl als das zweite Bauernopfer in die Skandalgeschichte dieses Projektes eingehen. Die Schuldigen sitzen woanders. Und gemolken wird der Steuerzahler. Sowieso.

Nachtrag: Den Text habe ich als Komentar zu der entsprechenden HNA-Meldung vom 10.7. eingestellt. Für diejenigen, die sich die HNA nicht täglich antun wollen, erscheint er jetzt noch einmal hier als Sonderservice des Verfassers :-))

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Kommentare

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Mykonos am :

"Ein totes Pferd kann man nicht reiten."

Nächstes Verfahren: Wir basteln eine eigene Internetseite für das Pferd.

MR am :

Ja der Steuerzahler, in diesem Fall männlich, lässt sich gerne melken, was dem kritischen Theoretiker nicht gefällt. (Im südlichen Sprachbereich gibt es den sprichwörtlichen "Melker mit der kalten Hand" - woraus wir schließen dürfen, dass es dort besonders lustvolle Schauer gibt...)

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