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Podiumsdiskussion über den Erhalt Stadtteilbibliotheken

Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion: Dr. Axel Halle (von links nach rechts), Michael Rudolph, Dr. Bernd Hoppe, Joachim Schleißing, Marcus Leitschuh, Kai Boedddinghaus und Esther Kalveram. Am Pult: Sabine Wackernagel


Download: 2013-06-Sabine-Wackernagel-Stadtteilbibliotheken.mp3

Wer meint eigentlich was zur geplanten Schließung der drei Kasseler Stadtteilbibliotheken? Bei einer Podiumsdiskussion in der Joseph-von-Eichendorffschule bekamen Interessierte die Chance, sich noch wenige Tage vor dem Bürgerentscheid über die Dafür- und Dagegen-Argumenten der sieben Diskussionsteilnehmer eine Meinung zu bilden. Und das betraf nicht nur die physisch Anwesenden – Radio HNA sendete die zweieinhalbstündige Diskussion live in seinem Programm, durch das Moderator Daniel Ebert führte.
Den Anfang an der langen Tischreihe machte Esther Kalveram (SPD). Mit ihrem Plädoyer für den Bürgerentscheid, aber gegen den Erhalt der drei Stadtteilbibliotheken hatte sie einen schweren Stand in der Runde. Da immer wieder Stellungnahmen von ihr eingefordert wurden, später auch von Seiten des Publikums, lag ihr Redeanteil überdurchschnittlich hoch. Es sei vertretbar, die Stadtteilbibliotheken zu schließen, wenn man die guten Ansätze nutze, die bereits vorhanden seien, sagte sie. Schließlich müssten die Altschulden der Stadt getilgt werden, was nicht leicht sei.

Direkt neben ihr saß mit Kai Boeddinghaus einer ihrer inhaltlich schärfsten Kritiker, der für die Kasseler Linke angetreten war. Mit gezielten Schuldzuweisungen wie "so streut man den Menschen vorsätzlich Sand in die Augen" positionierte er sich in der Runde. Mit der Schließung der drei Stadtteilbibliotheken könne man Kassel nicht aus den Schulden herausholen, kommentierte Boeddinghaus. Er äußerte die Sorge, dass das notwendige Quorum nicht erreicht würde.

Als Vertreter der CDU folgte Marcus Leitschuh , der bezüglich der geplanten Sparmaßnahmen im städtischen Haushalt eine "Politik im stillen Kämmerlein" beanstandete. Seine These:"Wir reden hier nicht nur über drei Stadtteilbibliotheken, wir reden über ein Gesamtkonzept." Seinen Beitrag begann er mit einer Anekdote über ein Zusammentreffen mit dem Kämmerer, der ihm in dieser Situation erklärt habe, "wie Politik funktioniert" – eine Einstellung, die Herr Leitschuh nach eigener Aussage nicht zu teilen vermochte.

Mit Joachim Schleißing von den Grünen stand ein weiterer Befürworter der Schließungen der Stadtteilbibliotheken der Front einer durchaus empörungswilligen Mehrheit gegenüber und lieferte sich mit den anderen Teilnehmern divergierende Rechenbeispiele über Kosten, Einsparungen und Zinsen. Sein Statement: "Wir müssen bei den freiwilligen Leistungen erst zurückfahren, um sie danach überhaupt wieder zulassen zu können".

Dr. Bernd Hoppe (Demokratie erneuern/Freie Wähler), der nächste in der Reihe, konnte mit dieser Argumentation wenig anfangen. Er stellte außerdem die Vermutung in den Raum, dass es der SPD inzwischen unangenehm sei, für die Schließung der Büchereien gestimmt zu haben, da diese Einstellung inzwischen als unpopulär gelte. Dennoch gab er bei der Prognose, wie der Bürgerentscheid am kommenden Sonntag ausgehen würde, zu bedenken: "In demokratischen Prozessen kann man gelegentlich Überraschungen erleben", bei der Wahl sei also noch alles offen.

Als Gastredner war der DGB-Regionsgeschäftsführer Michael Rudolph der Einladung zur Diskussion gefolgt. Er betonte die Bedeutung einer dezentralen Infrastruktur in der Bibliothekslandschaft. Die Abstimmung über den Erhalt der Stadtteilbibliotheken sei wichtig und setze darüber hinaus ein viel weitreichendereres Zeichen. Er forderte: "Wir müssen hier unterscheiden, was eine Stadt überhaupt ausmacht."

Den abschließenden Platz an der Tischreihe besetzte ein "Mann vom Fach", der Direktor der Universitätsbibliothek Kassel Dr. Axel Halle . Er machte darauf aufmerksam, dass Bibliotheken zu den am meisten frequentierten sozialen Einrichtungen gehörten. Auch er sprach sich klar gegen die Schließungen der drei betroffenen Stadtteilbibliotheken aus und verwies auf die aktuellen Nutzerzahlen und auf den Stolz der Stadt Kassel, sich als ein kulturelles Zentrum zu verstehen – nicht zuletzt mit der Dachmarke Grimm.


Der Moderator forderte seine Hörer am Radio auf, ihm ihre Fragen zukommen zu lassen, damit sie in der Diskussion eingebracht werden könnten. Diesen Part übernahmen aber ab der Mitte der Veranstaltung die Publikumsfragen vor Ort. "Wir reden hier immer von Haushaltskonsolidierung, aber nach meiner Vorstellung sollte ein Zustand nach einer Konsolidierung hinterher besser sein als vorher", warf ein Anwesender ein. Das sei hier aber nicht der Fall. Eine der weiteren Stimme aus dem Publikum kritisierte die Haltung von Esther Kalveram und Joachim Schleißing in der Frage, welche Rolle alternative Standorte wie die Zentralbibliothek in der Stadtmitte und auch die neuen Medien spielten: "Sie reden hier nur von den Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern. Was aber ist mit denen, die sich nicht kümmern?"

Schauspielerin Sabine Wackernagel
Eine besondere Rolle, nämlich eine ausdrücklich unterhaltende, hatte die Kasseler Schauspielerin Sabine Wackernagel bei dieser Podiumsdiskussion inne: Sie las zu Beginn und mittig der Veranstaltung einige von ihr ausgewählte Texte vor, die den "Spaß am Lesen" in den Mittelpunkt rückten. Nach Ende der Veranstaltung fand sie die Zeit, über die Podiumsdiskussion selbst und ihren Bezug zu dem Thema zu plaudern. Das Gespräch gibt es im Audio Stream in diesem Beitrag.

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Kommentare

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404 am :

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Anonym am :

Die Diskussion scheint es nicht als Podcast zu geben (stattdessen sowas: https://soundcloud.com/radio-hna/laster-im-edersee); hat die jemand privat mitgeschnitten (live oder den stream)?

Miriam Claus am :

Ja, das ist schade, es gab einen Link, der zu Soundcloud und der kompletten HNA-Aufnahme der Podiumsdiskussion führte, den ich auch gerne mit diesem Beitrag veröffentlicht hätte. Leider führt dieser Link seit kurzer Zeit ins Nichts.
Ich selbst habe noch eine Aufnahme, die allerdings nicht besonders gut geworden ist. Stellenweise wird sie von Rascheln und Privatgesprächen übertönt. Um der eigenen Erinnerung an die Redebeiträge auf die Sprünge zu helfen, dafür ist sie von Nutzen, zum Veröffentlichen aber ungeeignet.

MR am :

Liebe Miriam,
danke für die phantastische Dokumentation sowohl textlich als auch tönlich.

Anonym am :

Evtl. ist die Aufnahme ja aus Gründen (die man bei Radio HNA erfragen müsste) nicht mehr verfügbar.

Wär doch mal interessant.

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