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Gezielte Schläge ins Wasser

Der Magistrat der Stadt Kassel hat publizieren lassen, dass er "aufgrund öffentlicher Bedürfnisse" die Sperrzeit von Spielhallen verlängern wird.
Das "öffentliche Bedürfnis" ist uns bekannt: Reaktion auf soziale und individuelle Probleme mit Ausweitung von Verboten. Im konkreten Fall soll zwischen 2 Uhr nachts und 11 Uhr vormittags (statt vorher 3 bis 6) nicht mehr mit dem Zufall gedealt werden. "Ziel sei, die Spielsucht insbesondere junger Erwachsener zu bekämpfen". Die Entzugszeit zwischen 6 und 11 mag dabei die schmerzliche sein.
Damit wird nun viererlei in Kraft treten: Erstens werden zwei eklatante Wirtschaftszweige geschädigt, der privatwirtschaftliche und der steuerliche. (Man lese zu Glücksspielen und zu Kosten-Nutzen-Rechnungen den guten Wikipedia-Artikel.) Zweitens tritt die Verordnung in Widerspruch zum wirtschaftlichen Grundprinzip der legitimen, ja geförderten Zockerei (riskante Spiele in Börse, mit Derivaten etc.). Drittens versucht man, 'systemische' Probleme mit Verrechtlichung zu eliminieren. (Genauer: Zu verdrängen: s. Lutherplatz) Man kann sich vorstellen, wie man im Stile des Chicago der 20er Jahre Auswege finden wird: durch speakeasys, die Flüsterkneipen, in denen es nach dem Alkoholverbot (zu leicht erhöhten Preisen, dito Erhöhung von gesundheitsschädlichen Fuselquoten) immer noch was zu haben gab. Viertens gebärdet sich die Stadtregierung einmal mehr als Ordnungshüterin und moralische Anstalt. Es geht weiter und weiter.

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Kommentare

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Hans Weichlein am :

Beim Rauchen ist es doch auch so. Auf jeder Packung wird vor Gesundheitsschäden gewarnt, deswegen wird weniger geraucht, deswegen wird die Tabaksteuer erhöht, deswegen hat der Finanzminister keinen Verlust. Bei den
Zockerbunkern wird es ähnlich sein - Öffnungszeiten runter, Abgaben rauf - und schon stimmt es wieder. Ob der Zocker oder Raucher dabei zum Teufel geht - zweitrangig, Hauptsache die Kohle stimmt.

MR am :

wie ich frisch erfahre, hat das staatl.-bayerische Spielcasino in Garmisch seit Einführung des Rauchverbots 28% Einnahmen verloren. Das nenne ich unsensibel. Man denkt anlässlich des selbstgemachten Fiskus-Schwunds an eine "Restrukturierung", d.h. es geht an die Arbeitsplätze und es werden vielleicht neue Roulette-Kugeln angeschafft.

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