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"Die Mietpreise....steigen deutlich"....

...verkündet die heutige HNA im Leitartikel der Kasseler Lokalausgabe. Doch Kasseler Mieter müssen nicht gleich erschrecken: Was das Monopolblatt verbreitet, ist Wunschdenken der HNA-Anzeigenkunden aus der Immobilienbranche. Die Wirklichkeit sieht zum Glück anders aus.
Der Artikel lässt auch schnell erkennen, worum es dem Artikelschreiber geht: Immobilienpreise und Immobilienverkäufe sollen einen kräftigen Schub erhalten. Nicht diejenigen sind angesprochen, die eine Wohnung zum Bewohnen suchen.

Zielgruppe sind vermögende Freiberufler, höhere Beamte, Handwerker u.ä. . Ihnen soll der Immobilienmarkt in Kassel als "sicherer Hafen" für ihr Erspartes offeriert werden, der zudem eine gute Rendite durch steigende Mieten verspricht. Denn nachdem die desaströsen Folgen der bis vor kurzem noch viel gerühmten Finanzmarkt-Liberalisierung offenbar geworden sind, herrscht bei vielen dieser Menschen die Angst vor Inflation und einem neuen Crash.

Und bei Investitionen in den "aufstrebenden Wirtschaftsstandort Kassel" kann man laut hiesiger Immobilienbranche eigentlich nichts falsch machen. Der expandierende Solartechnologie-Hersteller SMA habe dafür gesorgt, dass der Wohnungsmarkt des Kasseler Ostens "schon leer gefegt" sei, wird ein Makler zitiert. Und dann die "zentrale Lage", "viel Grün, Bildung und Kultur" und natürlich der "neue Flughafen Calden", - ein Immobilienboom spanischen oder britischen Ausmasses lässt sich offenbar gar nicht mehr vermeiden.

Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Die Erfolgsgeschichte von SMA kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den letzten 20 Jahren auch in Kassel einen merklichen Rückgang an Industriearbeitsplätzen gegeben hat. Vorn liegt Kassel vor allem bei der Zahl der ALG-II-Empfänger, auch weil man die "zentrale Lage" weitgehend nur in den Bau von Lagerhallen umgesetzt hat und die für wertschöpfende Dienstleistungsbetriebe wichtige Bahnanbindung sträflich vernachlässigte.

Der von immowelt.de - mit Immobilien-Scout grösstes Internetportal für Mietwohnungen - veröffentlichte Mietspiegel für Kassel weist alles andere als eine "deutliche Mietpreissteigerung" auf, im Gegenteil. Immowelt.de, das aktuell immerhin 312 Kasseler Wohnungen im Angebot hat, zeigt für den Zeitraum Juni 2009 bis Mai 2010 bei fast allen Wohnungsgrössen eine stagnierende Tendenz der Mieten. Und bei über immowelt.de angebotenen Kleinwohnungen bis 40 qm sind die Mietpreise in Kassel deutlich gefallen, von ca. 8,50 Euro/qm im Sommer 2009 auf jetzt ca. 6,30 Euro.

Der Grund ist einfach: Das Geld wird knapp, Studenten wohnen wieder öfter zu Hause oder in Wohngemeinschaften, Familien rücken wieder näher zusammen. Makler locken mit provisionsfreier Vermittlung, Wohnungsbaugesellschaften haben ihre Werbetätigkeit intensiviert.

P.S.: Zum Mietspiegel von immowelt.de kommt man am besten über google.de mit "immowelt mietspiegel kassel".

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