Hiroshima Platz wird eingeweiht
Nach langjährigen Bemühungen des Kasseler Friedensforums wird nun endlich ein Kasseler Platz den Namen "Hiroshima" tragen. Am kommenden Dienstag, 21.4., 19.00 Uhr, findet für den Platz zwischen Drahtbrücke und Rondell die offizielle Einweihung statt. (attac-info)
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Morgenthau am :
Martin Reuter am :
Hiroshima ist, neben den verbrannten und verstümmelten Opfern, einfach ein Epitaph der verrückt gewordenen Moderne und ebenso epochal wie Auschwitz.
(Man könnte sich überhaupt fragen, ob Straßennahmen das Richtige für's Erinnern an solche Dinge sind.)
BI Pearl Habor Ufer am :
Gedenken darf weder aufrechnen, noch den Sinn für die wahren Täter und Opfer verlieren. Es spricht mal wieder Bände über die Kasseler Friedensbewegung, dass hier wieder nur den Opfern von US-Angriffen gedacht wird.
Martin Reuter am :
Anonym am :
Ganz ähnlich der Darstellung dort dient auch ein Hiroshima-Ufer in Kassel nicht nur der Erinnerung an die Opfer in Hiroshima selbst, sondern als ein Mahnmal gegen den Wahnsinn von Massenvernichtungswaffen überall.
Schön, dass es dieses Mahnmal in Kassel nun gibt.
Richard Kallok am :
Martin Reuter am :
Auch schön finde ich öffentlich bemerkbar machen zu können, dass der publizistische Handel mit dem Schrecken überhaupt nichts zur Heilung von Traumata beiträgt. (Etwa beim Aufbau der Zornbanken - Sloterdijk -, die man links wie rechts zur Anfeuerung der permanenten und daher erfolgsfreien Empörung benötigt. "Die Kritik bezieht ihre Kraft aus der Empörung": Boltanski/Chiapello, Der neue Geist des Kapitalismus) Die Traumata sitzen nämlich im Körper und nicht in den Sprechblasen. Jedes Opfer weiß selbst am besten, wie das da entweder nicht oder doch wieder rauskommt. Deshalb frage ich mich und andere nochmal, ob symbolische Gesten wie die Straßenbenennung überhaupt etwas mit dem thematisierten Problem zu tun haben.
Eisenhower am :
Das Gedenken an Opfer von Gewalttaten ist ein öffentlicher Akt und auch die Auswahl derjenigen an die Gedacht wird, bzw. wer als Opfer erklärt wird, ist Ausdruck politscher Verhältnisse. Am Beispiel der Pietat in Berlin ließe sich das idealtypisch nachzeichnen.
Aber auch an Hiroshima. Hiroshima steht für mehrere Tatbestände und so auch das Gedenken an die zu Tode gekommenen Bewohner dieser Stadt. Sicher ist die Atombombe wie Auschwitz ein Epitaph der Moderne, wobei man bei dieser Feststellung nicht darüber hinwegsehen darf, dass sich diese beiden auch grds. unterscheiden. Obwohl richtig ist, dass Japan militärisch am Ende war, ist es keineswegs so, wie oft kolportiert wird, dass die japanische Kapitulation unmittelbar bevorstand. Diese war innenpolitisch in Japan umstritten. Das japanische Militär, das die maßgebliche bestimmende Kraft (und nicht irgendein Prinz) in Japan war, war im August für eine Kapitulation nicht zu haben. Gleichwohl und das bestreitet auch keiner, war der Atombombenabwurf auch eine Machtdemonstration im beginnenden Kalten Krieg. So barbarisch auch die Verwendung war, sie unterscheidet sich zum einen von den systematischen Kriegsverbrechen der Japaner in China, Korea etc., aber besonders auch substantiell von Auschwitz. Auschwitz als Tötungsfabrik steht für die Einheit von Mittel und Zweck der gezielten Ausrottung der Juden und Zigeuner. Die Japaner sollten hingegen keineswegs ausgerottet werden. Die Atombenabwürfe waren ein Mittel der militärischen Auseinandersetzung mit einer Nation, die einen barbarischen Angriffskrieg losgetreten hatte und die Bündnispartner Nazideutschlands war. Selbst als Drohinstrument für den beginnenden Kalten Krieg diente die Atombombe nicht dem Zweck zur Ausrottung der Japaner (oder später auch der Russen, oder wie von Teilen der Friedensbewegung in den achtzigern gerne kolportiert der paranoiden Deutschen). Für die Toten ist die Unterscheidung zwar irrelevant, für die Analyse jedoch nicht. Diese Frage sollte in der Nation zentral sein, die Ausgangspunkt des Angriffs- und Vernichtungskrieges gewesen ist. Ob es angebracht ist, am Beispiel einer Kriegshandlung der Alliierten im 2. Weltkrieg, den US-Amerikanern vorzuwefen mit unangebrachten Mitteln ihre MAcht demonstriert zu haben, möchte ich hier bezweifeln, vor allem vor dem Hintergrund, dass es in dieser Gesellschaft en vogue ist, die deutschen Täter einem zu allgemeinen Opferbegriff zu subsumieren. Die eifernde Replik des Herrn R.K. und die allzu leichtfertige Assoziationskette Hiroshima-Vietnam-Abu Ghraib = US-Amerikanisches Machtdemonstration zeigt, dass für dieses Anliegen auch diejenigen zu haben sind, die sich alljährlich im Sommer an der Fulda versammeln.
Martin Reuter am :