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Guter Vorsatz 2009 erledigt

Fragen an die Kaffeesahne
Beim Benefizessen des Offenen Wohnzimmers betrachteten wir nach dem achten Gang (hausbackenen Bienenstich und Käsekuchen) satt und versonnen die Dosenmilch auf dem Tisch. „Kaffesahne Tip, kompromisslose Qualität“ stand auf dem Etikett eines Plastikbehälters, der die Einen an eine Sternwarte, die anderen an ein Atomkraftwerk erinnerte. Bei Fragen zu diesem Produkt könne man unter 0180/2111630 anrufen. Sofort stellten sich welche ein:
1. Warum sieht das Plastikbehältnis wie eine Sternwarte aus (das Atomkraftwerk hatten wir zwischenzeitlich verworfen)?
2. Was heißt „kompromisslos“ bei Dosenmilch?
3. Warum heißt Dosenmilch Kaffeesahne, dürfte sie auch Milch heißen?
Das neue Jahr beginnt mit guten Vorsätzen, die –falls sie auf Position 1 oder 1 stehen- eine Chance der Realisierung haben können. Am 5. Januar also wird bei der Servicenummer 0180/2111630 angerufen. Die elektronische Unterhaltungsmusik und ein sanftes „Bitte warten, wir bemühen uns um eine Verbindung“ wird alsbald durch ein Freizeichen unterbrochen und die freundliche Servicestimme (weiblich, etwas brüchig) fragt nach dem Begehr. Ich lese die erste Frage vor. „Jetzt wollen Sie wissen, warum sie diese Form hat?“ „Ja, das möchte ich“ – „Ok, einen Moment bitte“ und wieder spielt die elektronische Musik, übrigens etwas holprig. Nach 1 Minute 45 Sekunden meldet sich die freundliche Servicestimme wieder zurück : „Vielen Dank, dass sie gewartet haben, leider ist die entsprechende Person nicht erreichbar und ich kann Ihnen die Frage nicht beantworten. Hätten Sie etwas dagegen, wenn sie zurück gerufen würden. „Nein, nein gar nicht, aber ich habe da noch zwei weitere Fragen.“ „Ja, bitte?“ „Was heißt kompromisslose Qualität bei einer Dosenmilch?“ „Das bedeutet hundertprozentige Qualität, dass wir uns um die beste Qualität bemühen.“ „ Aha und warum heißt das Kaffeesahne und nicht Dosenmilch?“ „Das kommt auf die Zusammensetzung drauf an. Dosenmilch hat eine andere Zusammensetzung.“ „Aha und welche?“ „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, aber geben Sie mir doch Ihre Adresse und Ihre Fragen werden schriftlich beantwortet.“ Ich gebe selbstverständlich meine Adresse und warte nun auf eine kompromisslos qualifizierte Antwort. Nach der Kaffeesahne blieben unsere Blicke übrigens noch an der Sprudelwasserflasche hängen. Auch da fand sich eine Servicenummer. Demnächst also mehr.

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Kommentare

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Sabine Scheffer am :

Hihi -witzig!
Witzige Aktion, Frau Salm!

Ich wünsche mir auch für Kassel ab und an kompromisslose Qualität, aber wenn ich selbige beispielsweise gedruckt LESEN möchte....muss ich in eine andere Stadt ziehen. Aber das ist ein anderes Thema.

schaake am :

Was wären Sie denn, rein gefühlsmäßig und ohne langes Überlegen, bereit, für die kompromisslose Qualität zu bezahlen, wenn Sie sich vorstellten, Sie könnten eine Tages- oder vielleicht eine Wochenzeitung bekommen, die Ihrem Begehr Rechnung trägt?

Robert am :

Also mir würde fürs erste auch ein Nordhessenteil als ggf. etwas teurere Beilage zu einer überregionalen Zeitung reichen. Damit sich das rechnet, bräuchte man allerdings wohl ein paar Zehntausend Leser, so der "FR-Leserversteher" Bronski. Kann das Werbung leisten? Für die Region wäre das etwas.

schaake am :

... und man würde sich in von der einen direkt in die nächste Abhängigkeit begeben. Von einem Verlag, der zur Region keinerlei Verbindung hat.
Kein guter Plan, wie ich finde.
Viel spannender wäre es, aus den hiesigen Zusammenhängen genug Leser/innen zu rekrutieren, die bereit sind, ein solches Projekt zu finanzieren und ideel wie materiell zu unterstützen.
Da ist auch dem berühmten "Milieu links von der Mitte" das Hemd näher als die Hose, wage ich zu behaupten, weil man für seine Zeitung keine 5 Euro bezahlen will, die es mindestens bräuchte, damit man weitgehend unabhängig von wirtschaftlichen Interessen und in erster Linie seinen Lesern verpflichtet, journalistisch jenseits der Prekariatsgrenze arbeiten kann.
Deshalb die Frage, was mensch bereit wäre auf den Tisch zu legen. Um eine Einschätzung dafür zu bekommen. Einer kleinen, nichtrepräsentativen Umfrage zufolge liegt die gefühlte Schmerzgrenze bei max. 2,50 Euronen pro Heft. Damit geht es nur, wenn man 10.000 Bronskis an den Start bekommt.

Robert am :

Bronski ist der "Leserversteher" der FR, nicht ein Leser.

Wie sehen denn die Geschmäcker der alternativen nordhessischen Leser aus? Ich z.B. hätte sehr gerne eine Zeitung mit einem starken Regionalteil - was nicht so schwierig sein dürfte, siehe diese Plattform, die Nordhessische oder StadtZeit - aber auch einem starken überregionalen Teil. Woher soll der kommen (wenn er den Lesern wichtig ist)?

schaake am :

Wie die Geschmäcker aussehen, wäre noch zu evaluieren, denn nur die HNA blöd zu finden, eint mehr oder weniger alle - von links bis rechts, wenn man sich mal auf das "klassische" Politikverständnis bezieht.
Interessant wäre auf Augenhöhe mit einer überregionalen Zeitung zu kooperieren, aber ein wirtschaftlich und redaktionell unabhängiges Modell zu entwickeln.

Robert am :

Diese Idee unterscheidet sich vom Ziel her nur gering von meinem Vorschlag. Ich persönlich fände es schon praktisch, wenn man dann nur noch eine Zeitung bräuchte. Und sie darf für mich auch gerne ein wenig links sein ;-)

http://www.youtube.com/watch?v=KJPwD2s4_04 am :

"Wie sehen denn die Geschmäcker der alternativen nordhessischen Leser aus?"
käseplatt!

schreiber am :

sehr konstruktiver vorschlag!

http://www.youtube.com/watch?v=MRuR2m1ZE1Q am :

na das sicher nicht :)

denn jesse wandelte auf der dose wie auf käse und die themen grad so wie es ihm der vater reloadede, denn siehe, die kühe auf dem felde die kauen ja auch alles wieder!

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