kassel-zeitung

Ich stehe an der Kassenschleuse eines großen Supermarktes innerhalb eines noch größeren Konsumgeländes des südwestlichen Kassel. Nach Hingabe meines Zahlungsmittels möchte ich passieren dürfen. Ich warte aber lang. Schon länger bin ich es gewohnt, nach einer sog. "Zahle-Zurück-Karte " gefragt zu werden. Das funktioniert so: Die Lebensmittel etc. werden erst teurer gemacht, um mittels dieser Karte nachher wieder billiger zu werden. Nebenbei kann man dann meine Daten zur Zentrale und von da an Schäuble oder Washington schicken. Dann wurden geheimnisvolle blaue Zettel erfunden, wo ebenso offensichtlich wie geheimnisvoll nochmal irgendwelche Lebenserleichterungen gewährt werden. Und schließlich ist die alte Rabattmarke in aufgefrischtem Design wiedergekehrt. Kein Wunder, dass alle diese Zusatz-Operationen bei jedem Kunden - der wissenschaftliche Beobachter würde sagen: signifikant - mehr Zeit verbrauchen.
Unser kleiner Dialog: "Haben Sie eine 'Zahle-Zurück-Karte'?" "Nein." "Möchten Sie Rabattmarken haben?" "Nein." "Möchten Sie den Kassenzettel haben?" "Nein." "Der Mann möchte wirklich überhaupt nichts von mir!"

PS I: Die gute Nachricht: für 99 cent wurde Sardellenpaste von einer italienischen Firma in der Tube angeboten. Dieselbe enthält nicht die inzwischen üblichen Streck- und Verdickungsmittel und schmeckt. Dafür hat sich das Warten schon gelohnt.
PS II: Beim Öffnen der Tube sollte man ein wenig zurücktreten oder ein Rettungsgefäß bereithalten. Die Paste hat es wegen der stramm sitzenden Metallhülle äußerst eilig, auf den Küchentisch zu kleckern oder auf ein schlechtes deutsches Toast- oder Weißbrot zu gelangen. Man konsumiert doch besser bzw. gelassener, wenn man über alle Hindernisse aufgeklärt ist.