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Das Testosteron-Imperium schlägt zurück

Heute ist es mal wieder soweit: Der Meister himself muss in seinem Büro Regale aufbauen und braucht einen Schraubenzieher. Also trottet er nach Hause, um selbiges Gerät aus seinem ordentlich sortierten Werkzeugkasten zu entnehmen und dann den Schrauber vor dem Herrn zu geben.
So weit, so gut. Und so unspektakulär...
... Doch in besagtem Werkzeugkasten ist das gute Stück nicht zu finden.
Sofort schwillt mir der Kamm, wenn ich nur daran denke: Der Sohn des Hauses neigt dazu, die Dinge, die er nutzt, nicht an die Orte zurückzulegen, an die sie gehören. Scheint ein beliebtes Streitthema zwischen Vätern und ihren genetischen Vermächtnissen zu sein. Und nicht nur zwischen denen.
Und jetzt sitzt er mit seinem fetten Arsch in der Schule und ich kann ihn nicht mal anrufen, um ihn ordnungsgemäß zur Sau zu machen.

Was tun? Ich suche also die Rumpelkammer von Zimmer auf, in welcher der Junge lebt. Ohne jedoch das gewünschte Werkzeug zu finden. Als nächstes renne ich in den Schuppen, wo sich das motorisierte Gefährt findet. Da stoße ich immerhin einen billigen Abklatsch dessen, was ich eigentlich suche und reiße es an mich.
"Dir werde ich es zeigen, du Sack", denke ich bei mir und ersinne einen Spitzenplan. Zumal es derzeit eh nicht so läuft, was das Engagement für die gemeinschaftlichen Anteile am häuslichen Leben angeht.
Weil der erste Gang nach dem Schulbesuch direkt und ohne über Los zu gehen in die Rumpelkammer führt, um den Rechner anzuschmeißen, damit sich der Halbwüchsige mit denen verbindet, die er gerade in der Schule noch sah, durchtrenne ich genau diesen sensiblen Nerv des jugendlichen Kommunikationskosmos: Ich baue den Router ab, verstaue ihn in der Wäschetonne und nehme die Tastatur mit ins Büro.
Auf das er mich nach der Schule anrufe, wenn er dann blöd aus der Wäsche guckt und nicht weiß, dass der Router in der Tonne ist. Verdient hat er's allemal. Nur schade, dass ich nicht dabei sein kann.

13.45 Uhr, ich sitze mit meinem Kollegen beim Essen im Bolero, das Mobile schellt. Pünktlich aus der Schule gekommen, der Junge. Immerhin.
"Was issn das mit dem Router?" fragt er mich." "Ich habe das Gefühl, dass du mal etwas Abstand brauchst, um Zeit für die Dinge zu bekommen, die ich dir aufgetragen habe und um das in allen Ecken des Hauses verstreute Werkzeug zusammenzusammeln." Kollege lacht. Sohn schweigt. Kurz. "Das saß", denke ich, während aus der Muschel trotzig zurückkommt: "Ist ja noch'n anderer Router da."
"Bin nachher wieder im Büro, kannste vorbeikommen", sage ich. Sohn legt auf.
Dieser Triumph sollte gefeiert werden. Soll er doch später reuemütig ins Büro gekrochen kommen und sich seine Technik abholen. Und einen gepflegten Einlauf gleich noch dazu.

Als ich nach Hause komme läuft der Rechner und die Internetverbindung scheint tadellos zu arbeiten: aus der Rumpelkammer ist, wie immer, dieses erbärmliche ICQ-Gequitsche zu hören.
Wie war das noch mit der Rechnung und dem Wirt? Während ich mich in meinem Triumph sonne und denke, dass ich dem Nachwuchs gezeigt habe wo der Hammer bzw. der Schraubendreher hängt, hatte das Testosteron-Imperium gnadenlos zurückgeschlagen und meinen Spitzenplan zur Stümperhaftigkeit degradiert: alten Router fit gemacht, alte Tastatur angeschlossen und fertig war der Lack.
Ich hatte mich verdammt verzockt.
Beim gemeinsamen Abendmahl frage ich dann mal: "Und, was war die Moral von der Geschicht?" "Das war ja sowas von sinnlos", sagt er und darf sich freuen, dass er seinen Alten schön alt hat aussehen lassen.
Aber von der Erledigungsliste sind alle bis dato regelbaren Aufträge abgearbeitet. Immerhin.

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