Skip to content

Neulich in der Lassalle

Vom Bus, vom kleinen schwarzen Auto, vom blonden Mädchen und der alten Frau
Der Bus hupt, vielmehr der Bus posaunt unaufhörlich als wollte er die Mauern der Wohnhäuser zum Einsturz bringen. Die Fenster und Türen öffnen sich. Was lärmt das so? Der Bus brüllt ein kleines schwarzes Auto an, das ihm die vorgeschriebene, zeitbemessene Route versperrt. Der schwarze Kleinwagen mit blinkenden Lichtern steht dem Linienbus im Weg. Menschen treten vor die Türe, der Busfahrer verlässt den Bus, eine Frau beugt sich in das Auto. Der Schlüssel steckt nicht: „ Wollen wir es einfach zur Seite rollen?“ Der Busfahrer winkt ab und drückt noch mal auf die Hupe. Die Menschen gehen in ihrer Häuser und rufen in die Hausflure: „Wem gehört das schwarze Auto, das muss ganz schnell weg.“ Keine Reaktion. Statt dessen erscheinen weitere Anwohner mit Tüten, die sie langsam in die Mülleimer stopfen. Auch sie bleiben stehen. „Das ist sicherlich ein ganz junger Mensch“, meint die Frau und drückt zur Abwechslung auf die Hupe der kleinen Autos. Der Busfahrer telefoniert. Nicht lange, da fährt das blauweiße KVG- Aufsichtsauto vor. Die Aufsichtsperson und der Busfahrer stehen hinter dem delinquenten Auto, das plötzlich noch kleiner, verbeulter, geradezu schrumpelig aussieht und schütteln die Köpfe. Die Aufsichtsperson tippt die Autonummer in ein Gerät ein und telefoniert. Er ermittelt den Fahrzeughalter. Zurück zum seinem Dienstwagen, öffnet er die Heckklappe. Im Kofferraum ist ein kleines Büro und eine kleine Werkstatt eingerichtet. Alles was man braucht, um Unfallstellen abzusichern; Bindemittel, falls Öl ausläuft, Erste Hilfe Ausrüstung, Werkzeug. Er erklärt den Umstehenden die Gerätschaften, dann telefoniert er mit der Polizei. „Oh, oh, das wird teuer.“ Der Busfahrer sitzt im Bus, die Fahrgäste pressen die Nasen ans Fenster. Das Lalü lala hört man schon ganz leise, da stürzt eine blonde Frau aus dem Haus und will rasch in ihr Auto steigen. Die Aufsichtsperson und der Busfahrer kommen auf sie zu, die Aufsichtsperson telefoniert wieder. Sie verhandeln miteinander, dann fährt sie weg, gerade noch rechtzeitig, bevor die Polizei um die Ecke biegt. Sie ist jung, sehr jung. Der nächste Bus wartet bereits an der Haltestelle. Die Anwohner sind wieder in ihre Häuser verschwunden. Nur eine alte Frau und der nächste Busfahrer stehen an der Ecke. Sie unterhält sich lauthals mit einem Autofahrer, der in sein Auto einsteigen will. Und dann beginnt sie zu keifen und keift und keift und hört nicht mehr auf.

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Der Autofahrer am :

Was die Beobachterin nicht wissen kann, ist der Grund, warum die Frau keift. Die ältere Dame hatte eine Geschichte erzählt: Neulich hätten zwei junge Frauen mit ihrem Fahrzeug in ähnlicher Weise den Weg versperrt. Und das waren auch noch Chinesinnen. Was sich die jungen Leute heutzutage alles erlauben!“ Worauf der Autofahrer antwortet: „Ja, zu allen Zeiten war es die Jugend von heute, und dann auch noch Ausländer!“ Und als die Frau noch nachlegt, er: „Unter Adolf war wohl alles viel besser, oder?“ Da gerät sie erst recht in Fahrt. Der mittelalte Herr steigt in sein Gefährt und überlässt die ältere Dame ihrer geifernden Straßenansprache…

Klaus am :

"Die Frau ist jung, sehr jung...".

Den Begriff Rücksichtnahme kennt sie nicht: Ist uncool, spießig. Deswegen parkt sie einfach so, vielleicht eher gedankenlos als rücksaichtslos, in Eile, denn sie will keine Zeit verlieren, der nächste Event steht an...
Denn sie ist jung, in ihrem Leben muss was passieren. Die Fahrgäste pressen die Nasen ans Fenster. Selber Schuld, sollen sich ein Auto kaufen.

Hans Dampf am :

Ja, der Bezug zu "Adolf" hat die totale gedankenbeendende Wirkung, damit bekommt man jede Diskussion zu Ende. Herzlichen Glückwunsch!

Ein junger Mann am :

"Ja, der Bezug zu "Adolf" hat die totale gedankenbeendende Wirkung, damit bekommt man jede Diskussion zu Ende. Herzlichen Glückwunsch!"

Zuende bevor die Diskussion angefangen hat? Der Autofahrer war ja der erste der gepostet hat.

Vielleicht wollte sie nicht rücksichtslos sein und ihr blieb, wegen irgendwelchen Umständen, keine Möglichkeit anders zu parken.

Früher hätte es das mit Sicherheit nicht gegeben. Da war die Welt auch noch nicht so streßig und die Busfahrer haben nicht gleich die Ordnungshüter geholt wenn was im Weg stand. Früher hätten die Busfahrer vielleicht einen Ausweich-Weg gesucht. Aber früher gabs auch den Kaiser und heute haben wir Frau Merkel (eine Frau) als Bundeskanzlerin. Früher ist man zum Tanzball gegangen und heute hört man Deathmetal und Techno. Früher war alles besser :-D

Der Autofahrer am :

Wat heißt hier Gedankenbeendung und Diskussion? Im sog. Alltag genügen auf 'beiden Seiten' ein paar Reizwörter, zackzack, pengpeng, Aggression.
Was sagt dem nachträglichen Gedanken nun die Normalablaufs-Behinderungs-Bezichtigungs-Kombination zwischen junge Frauen + Ausländer?
Weg mit dem Hindernis!
Viel interessanter ist die Hilfsbereitschaft der Zufallsteilnehmer: Einsparung offizieller Reaktionen (KVG, Polizei, Bußgeld etc.), zivile Lösung des Problems.
Zweitens: Hätte die alte Frau vielleicht eine ähnliche Geschichte auf Lager gehabt? (Z.B. "Als die Volksgemeinschaft noch beisammen war..." versus modern times?)
Ma waas es net...

Kommentar schreiben

Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.
Um einen Kommentar hinterlassen zu können, erhalten Sie nach dem Kommentieren eine E-Mail mit Aktivierungslink an ihre angegebene Adresse.

Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

BBCode-Formatierung erlaubt
Formular-Optionen