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Mit dem Kommunikariat in der Saab Art Lounge

Als Pressearbeiter, also quasi als Mitglied des Kommunikariats das Gefahr läuft sich arm zu schreiben, wenn es nicht ab und an auch mal einen ordentlichen, deutschen PR-Job wahrnimmt, werden einem gelegentlich ja auch nicht gänzlich unzweifelhafte Ehren zu Teil, die man natürlich gern annimmt...
..., weil man sich ja schon sonst nichts gönnt: Anständige deutsche oder auch transnational agierende Firmen möchten ein gutes Bild in der Öffentlichkeit abgeben und stimulieren zu diesem Zweck die schreibende und auch sonstige Medien-Zünfte.
So geschehen am 16. Juni zur documenta-Eröffnung: Der schwedische Autohersteller lädt in den Kulturbahnhof und sponsert neben leckeren Bio-Häppchen (nicht ohne dass dezent darauf hingewiesen wird, dass man die Schale des Käses mitessen kann; das sei bei Bio eben so) und Getränken auch eine Tageskarte für die anwesenden Herrschaften des Presseauftriebes aus der gesamten Republik. Die Pressematerialien werden ganz unaufdringlich auf einem 1 GB-USB-Stick in Form eines kleinen süßen, na Sie wissen schon, natürlich eines stilisierten Saabs gereicht - kein Schmutz das Teil, muss man schon sagen.
In der Mitte der Halle steht ein Saab-Bio-Power-Hybrid-Auto, das vom Chef von GM-Europe als Beitrag gefeiert wird, um an vorderster technischer Front Lösungen für die ach so dringenden Probleme der Mobilitätswelt zu finden. "Neue Antworten in Sachen Ökologie", Sie wissen schon.
Ganz nebenbei erfährt man das unser Eichel Hans, der bei diesem Empfang natürlich nicht fehlen darf, "ein Freund des Hauses ist", wie es der Europa-Chef spricht. Das gibt zu denken. Und auch der Hilgen Bertram lässt sich auf dem Podium dazu hinreissen, sich als bekennender Saab-Fahrer zu outen.
Und Roger M. sowieso. Der cruist, "powered by emotion" sozuagen, Bio-Ethanol ge- und betrieben dahin, obwohl er mit seinem per Elektrik-Trick runterzukühlendem Pavillon eigentlich zur "Klimasau" des Jahres gekürt werden müsste, von Standort zu Standort, bedankt sich artig, dass man mit der schwedischen Automarke einen Sponsor gefunden habe, der bereit sei die ausgetretenen Pfade der schillernden Marketing-Welt nicht zu gehen, sondern es vorziehe eine Ausstellung wie die documenta zu unterstützen. Die Ausstellung sei ein Experiment, genauso wie die Zusammenarbeit. "Der Sport bringt uns evolutionär nicht weiter, die Ingenieurswissenschaften und die Ästhetik schon", dürfen wir noch zum Zusammenhang zwischen den Autobauern und der Kunst vernehmen, während Roger M. ganz elegant mit der Jacke über die Schulter gelegt, am Rednerpult steht, das mit dem Slogan "Saab - move your mind" gezeichnet ist, und seinem Sponsor huldigt.
Dessen Deutschland-Chef, der in seiner Pressemeldung verlautbart, dass "Saab mit der Unterstützung der documenta seinen Anspruch auf Individualität unterstreicht und die Verbindung der Marke mit Kunst auf hohem Niveau fortführt", wünscht uns dann noch schöne Stunden in der Saab Art Lounge. Na dann...
Irgendwie beruhigend, dass die Ausstellung selber noch ein Bild liefert, das die PR-Realität in schönster Weise karikiert.






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Kommentare

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martina am :

Ganz schön kühn von diesem Herrn Schaake, an seinem Ast zu sägen!

klaus am :

... wie gesagt: man gönnt sich ja sonst nichts. Und wenn es nur für die Tägliche Dosis ist...
Man darf gespannt sein, was in den lokalen Speerspitzen des investigativen Jorunalismus darüber zu lesen sein wird.

Helmut am :

Im verdämmernden Spätkapitalismus resp. in durchgedrehter Marktwirtschaft 2.0 wird natürlich reflexartig jede kleinste Nische mit duftender Losung versehen, die auch nur einen Hauch von Gefühl, verz. 'Emotion' besitzt, auch nur eine Winzigkeit von Credibility aufweist. Und da wird dann natürlich auch gleich mal die Kunst rückwärts übern Küchentisch gezogen, wenns denn der Verbesserung im Pagerank der Aufmerksamkeitsökonomie dient.

Joe am :

Ich denke es ist legitim, dass ein Sponsor, der viel Geld in solch eine Ausstellung steckt, damit Werbung macht. Das ist der Deal ! Und wenn die Schreiber dann ein Häppchen bekommen ist auch ok. Was so manche Politprofis hinter den Kulissen bekommen ist nicht immer ok. Aber das muss man dann auch genauer benennen können. (Unsere Landräte beispielsweise haben sich da auf der rechtlichen Schiene schön aus der Affäre gezogen. Aber die öffentliche Meinung hat sich ein Bild gemacht. Und dafür ist Journalismus da !)

Schön entdeckt die Schizophrenie: Klimaanlagen-Energie verballern im Gewächshauskonstukt und dann auf Öko-Auto-Fahrer machen.

Weiter so !

Helmut am :

Dafür sind aber die Aggregate der Klimaanlagen schön vergoldet, das ist doch hübsch!

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