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Langes Feld - Interview mit Umweltmeteorologen Lutz Katzschner

Das StadtteilZeit Magazin befragte den Fachgebietsleiter der Umweltmeteorologie am Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung zum Langen Feld.
Herr Katzschner, die Stadtverordnetenversammlung hat mehrheitlich beschlossen, die Bebauung des Langen Feldes zu prüfen, wenn ein noch zu erstellendes Gutachten dies für gut heißen sollte. Dafür soll eine unabhängige Stelle mit der Erarbeitung des Gutachtens betraut werden, da man mit "Gefälligkeitsgutachten" an diesem sensiblen Punkt nicht weiterkomme.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit solchen Gutachten? Helfen Sie wirklich weiter oder dienen Sie mehr der Beruhigung?

Meine Erfahrungen mit solchen Gutachten sind äußerst zwiespältig. Grund dafür ist nicht der Gutachter sondern die Vorgaben, welche von der Stadt Kassel ausgearbeitet werden müssen. Die Signale die bisher aus dem Magistrat kamen waren gegenüber solchen Klimagutachten negativ, es wurde immer wieder betont man brauche dies nicht und solche Gutachten könnten keine präziesen Aussagen treffen. Von daher bezweifle ich die Kompetenz des Magistrats, die Vorgaben so zu definieren, dass ein ergebnisoffenes Gutachten erstellt werden kann.

Wie bewerten Sie eine Bebauung aus stadtklimatischer und stadtökologischer Sicht?
Alle bisherigen Gutachten und Analysen, welche nicht wenige sind, betonen die klimatische Bedeutung des Langen Feldes. Gleichzeitig wurde eine Frischluftschneise, die damit in Zusammenhang steht, nämlich der Goldbach, bereits zugebaut. Um so wertvoller wird das Lange Feld. Eine Bebauung födert die Belüftung nicht und Einschränkungen müßten immer in Kauf genommen werden, die sich bis in das Kasseler Becken hinein erstrecken.

Welche weiteren Aspekte sollten darüber hinaus in eine Entscheidungsfindung eingebunden werden?

Ich denke, dass die klimatischen Bedenken im Entscheidungsprozess gewürdigt werden müssen und gleichzeitig ein Auge auf den Flächenverbrauch und brachliegende Industrieflächen geworfen werden sollte.

Von Seiten der Stadt wird gesagt, die klimatischen Verhältnisse könne man auch mit einer Bebauung und ihrer Höhe bzw. Ausrichtung hinreichend berücksichtigen. Ist das so vertretbar?
Natürlich kann ich versuchen die Bebauung so zu gestalten, dass der Eingriff im klimatischen Sinne möglichst gering ist. Die Frage ist nur, ob man an dieser Stelle dies überhaupt zulassen sollte, da wie gesagt es um größere Bereiche als nur das Lange Feld geht. Hier darf an die Problematik der Kompostieranlage erinnert werden, welche im Bereich der Kaltluftstaus für eine starke Beeinträchtigung gesorgt hat.

Was wären für Sie denkbare und sinnvolle Alternativen? Hat die Stadt Ihre Möglichkeiten an dieser Stelle ausgeschöpft oder gäbe es Möglichkeiten, die bislang noch keinen Eingang in die Debatte gefunden haben?
Zunächst ist aus ökologischer Sicht nicht einzusehen, warum Stadt und Land bei der Ausweisung von Gewerbegebieten nicht zusammenarbeiten. Auch denke ich, dass solche Vorratsbeschlüsse ohne zu wissen, welche Betriebe sich überhaupt ansiedeln wollen, risikoreich sind. Weiterhin ist aus meiner Sicht aus der Klimakarte, die wir erstellt haben, eine Prioritätsliste für Ausweisungen jeglicher Art vorzunehmen.
Im Auftrag des Zweckverbandes Raum Kassel wurde von dem Fachgebiet Umweltmeteorologie der Universität Kassel 1999 eine Klimafunktionskarte erstellt. Sie beinhaltet auch Planungsempfehlungen, in welchen Bereichen aus klimatischer Sicht eine Bebauung unproblematisch ist, wo Einschränkungen und Auflagen festgesetzt werden sollten und welche Bereiche freizuhalten sind.

Hintergrund
Prof. Dr. Lutz Katzschner ist Fachgebietsleiter der Umweltmeteorologie am Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung. Schwerpunkt der Forschungstätigkeiten ist die Stadtklimatologie und Klimakartierung. Er ist Vorsitzender einer entsprechenden Richtlinienkommission zur planungsrelevanten Stadtklimatologie des Vereins Deutscher Ingenierue (VDI).

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