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Energetische Sanierungen von Altbauten wirtschaftlich rentabel

Das mehrfach ausgezeichnete SOLANOVA-Konzept der Universität Kassel macht energetische Sanierungen von Altbauten wirtschaftlich rentabel. 80 bis 90 Prozent weniger Heizkosten für Mehrfamilienhäuser, mehrgeschossige Plattenbauten und ganze Miethaussiedlungen: Für den Kasseler Umweltsystemforscher Andreas Hermelink vom Center for Environmental Systems Research (CESR) ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das in Deutschland und Europa Realität wird.
Doku Pressemeldung UniKassel:

Denn das passendeSanierungskonzept liegt schon auf seinem Tisch. Erprobt hat es Hermelink in
Ungarn am SOLANOVA-Projekt, das jüngst in Brüssel mit dem "Oscar für
Nachhaltigkeit" ausgezeichnet wurde. Jetzt soll der deut-sche
Wohnbaubestand und nicht zuletzt das Klima von diesem revolutionärem
Konzept profitie-ren.

Ein saniertes Gebäude verbraucht zehn bis 30 Prozent weniger Heizenergie -
so die übliche Vor-stellung. Das von der Europäischen Kommission geförderte
Forschungsprojekt SOLANOVA aber hat gezeigt, dass bis zu 91 Prozent möglich
sind. Ein achtgeschossiger Plattenbau südlich von Budapest wurde unter
Leitung der Universität Kassel saniert, an Fassade, Dach, Heizung und
Fenstern. In Kombination mit komfortabler Lüftungstechnik und solarer
Energiegewinnung konnte sein Energieverbrauch von umgerechnet 22 auf zwei
Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr gesenkt werden. Damit liegt er weit
unter dem Durchschnittswert für Neubauten in Deutschland von sieben Litern
Heizöl pro Quadratmeter und Jahr.

Jeder sanierte Quadratmeter des SOLANOVA-Hauses hat 240 Euro zuzüglich
Mehrwertsteuer gekostet. Die Sanierung hält für mindestens 30 Jahre. In elf
Jahren wird sie sich amortisiert ha-ben. Verglichen mit dieser ökonomischen
Sichtweise ergab die ökologische Sichtweise eine noch schnellere
Amortisation. Es brauchte nur einen Winter, dann hatte der Plattenbau im
sanierten Zustand schon mehr Energie eingespart, als für Sanierungsarbeiten
und Herstellung der einge-setzten Technologie an Energie verbraucht wurde.

Das wirtschaftliche Potenzial ist riesig
Vergleichbar günstige Projekte in Deutschland gibt es nicht. Noch nicht.
Sanieren wird aber auch hier immer attraktiver. "Das wirtschaftliche
Einsparpotenzial war nie größer als heute!", sagt Hermelink und schätzt es
auf etwa 70 Prozent. Als Grund dafür sieht der Projektkoordinator von
SOLANOVA neben steigenden Energiepreisen und einer gegenwärtigen Neubaurate
von unter einem Prozent vor allem aktuelle Finanzierungs- und
Förderbedingungen. Seit Januar wirbt die Bundesregierung mit
zinsverbilligten Darlehen der KfW-Förderbank für umfangreiche Sanierun-gen.
Verbraucht das sanierte Gebäude schließlich genauso viel oder noch weniger
Energie wie ein vergleichbarer Neubau, gibt es sogar zusätzlich
Tilgungszuschüsse. Würde ein Gebäude das Energieniveau von SOLANOVA
erreichen, ist das Darlehen im Ergebnis zinsfrei.

Gesetzesnovelle: Energieverbrauch von Gebäuden wird Wettbewerbsfaktor
Für Neubauten und für den Gebäudebestand wird ab 2008 der Energieausweis
eingeführt. Den können Kauf- und Mietinteressenten vom Eigentümer oder
Vermieter einfordern, um sich über die energetische Qualität des Gebäudes
zu informieren. Diese Regelung macht den Energieausweis zu einem
Marktinstrument. "Es ist ziemlich offensichtlich, dass das Kriterium
Energieverbrauch zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor wird", sagt Hermelink
und sagt für die nächsten Jahre eine drastische Verschärfung der
Richtlinien für den Energieverbrauch von Gebäuden voraus.

Klimaschutz mit Weitblick
Hermelink und seine Kollegen wollen nun mit ihrem Wissen in Deutschland
eine Sanierungswelle in Gang zu setzen. Der erste Schritt ist der Kontakt
zu Wohnungsbaugesellschaften. Das Inte-resse ist groß, der potenzielle
Gewinn für Mieter, Wohnungsbaugesellschaften und für die Umwelt riesig. Die
SOLANOVA-Technologie kann, sofern großflächig eingesetzt, ein effektives
In-strument im Kampf gegen den Klimawandel werden: Um die Klimaerwärmung in
akzeptablen Grenzen zu halten, müssen Industrieländer ihre
Klimagasemissionen insgesamt um 80 bis 90 Prozent reduzieren. Das
Sanierungskonzept von SOLANOVA kann dies im Gebäudebestand leisten. Dort
liegen im Vergleich zu anderen Sektoren, wie beispielsweise dem Verkehr,
besonders hohe Einsparpotenziale. Mehr als ein Viertel aller Energie in
Deutschland wird für das Heizen von Wohnungen und die
Warmwasseraufbereitung genutzt.

Uni Kassel berät Folgeprojekte: Sanierung ganzer Wohnviertel
Durch den Erfolg von SOLANOVA fördert die Europäische Kommission nun noch
größere For-schungsprojekte: Statt Plattenbauten werden ganze Wohnviertel
saniert und das Energieversor-gungssystem in das Konzept mit einbezogen.
Die Uni Kassel ist beratend bei einem Projekt dabei, das in Budapest, Sofia
und Amsterdam durchgeführt wird. Es ist Teil der Concerto-Initiative der
Kommission und baut auf dem theoretischen Ansatz von SOLANOVA auf.

Hintergrund: Das SOLANOVA-Projekt
SOLANOVA - "Solar unterstützte, integrierte ökoeffiziente Renovierung von
großen Wohngebäu-den und Energieversorgungssystemen" (www.solanova.eu)
begann im Januar 2003. Es ist das erste Ökogebäude-Projekt der Europäischen
Kommission in Osteuropa, das sich mit der Sanie-rung von großen
Mehrfamilienhäusern beschäftigt. Äußerst kostengünstig und nachhaltig haben
die Kasseler Wissenschaftler Hartmut Hübner und Andreas Hermelink einen
energiefressenden Plattenbau in Ungarn zum komfortablen
Super-Niedrigenergiehaus umgebaut.
Mit hocheffizienter Technologie werden die Wohnungen im Sommer kühl und im
Winter warm gehalten. Alle Wohnungen besitzen etwa ein Lüftungsgerät mit
Wärmerückgewinnung; Süd- und Westfenster sind mit wirksamem Sonnenschutz
ausgestattet.
Solarenergie und Energieeffizienz werden zudem optimal miteinander
kombiniert. Der Einsatz von Solarenergie kann nur dann große Anteile an der
Energieversorgung erreichen, wenn ihm drastische Maßnahmen zur Verringerung
des Energieverbrauchs voraus gehen. Dann ist es wie bei SOLANOVA möglich,
dass eine nur 70 m2 große Solaranlage 20 Prozent des nach den
Sanie-rungsarbeiten noch verbliebenen Gesamtwärmeverbrauchs von 42
Wohnungen deckt und so die Hälfte der benötigten Energie für Warmwasser
bereitstellt. Bedürfnisse, Wünsche und Fähigkei-ten der Bewohner wurden in
dem Sanierungskonzept berücksichtigt.

Als soziales Projekt kann SOLANOVA den Abriss energetisch nicht tragfähiger
Wohnquartiere und damit die Zerschlagung gewachsener Sozialstrukturen
verhindern. In Ungarn wäre etwa ein Siebtel der Bevölkerung davon
betroffen. Attraktivität von und Einkommensniveau in Platten-bausiedlungen
sind zudem üblicherweise sehr gering. Nachhaltiges Sanieren wertet solche
Wohnquartiere beträchtlich auf und die Wohnqualität nimmt zu.

Für ihr Konzept zur energetischen Sanierung unter Nutzung von Solarenergie
wurden die Kasse-ler Wissenschaftler Ende 2006 mit dem Europäischen
Solarpreis und Anfang 2007 mit dem
Energy Globe Award ausgezeichnet. Er gilt als "Oscar für Nachhaltigkeit".

Bildmaterial
Ein Porträt von Andreas Hermelink, das Logo des SOLANOVA-Projekts sowie
eine Werbefoto zu SOLANOVA können Sie herunterladen unter:

http://www.uni-kassel.de/presse/pm/bilder/Solanova_Hermelink.jpg
http://www.uni-kassel.de/presse/pm/bilder/Solanova_Logo.gif
http://www.uni-kassel.de/presse/pm/bilder/Solanova_Sanierung.jpg

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