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Freundlich und verständlich - der neue Schreibstil der Stadt Kassel

Mit umständlichem Behördendeutsch oder unverständlicher Sprache, die zum Teil noch aus dem 19. Jahrhundert zu stammen scheint, soll jetzt bei der Kasseler Stadtverwaltung Schluss sein. Oberbürgermeister Bertram Hilgen erklärte, die Stadt werde damit beispielsweise dem Vorbild des Landkreises Harburg folgen, der bereits seit Jahren erfolgreich auf einen verständlichen sprachlichen Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern setze.
Die Stadtverwaltung Kassel verstehe sich als modernes Dienstleistungsunternehmen mit Service und Kundenorientierung. Dies solle auch in Anschreiben an die Bürgerinnen und Bürger zum Ausdruck kommen. Formulierungen wie „Wir hoffen Ihnen mit oben genannten Angaben gedient zu haben.“ oder „Es ist damit zu rechnen, dass der Vorgang erst nach erfolgter Vorlage des Nachweises bei einer Vorsprache im Amt abgeschlossen werden kann.“ sollen bald der Vergangenheit angehören, führte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen im städtischen Pressedienst aus.

Aus diesem Grund seien bereits im vergangenen Jahr im Rahmen der zentralen Fortbildung in Kooperation mit der Kasseler Firma Müller und Partner zwei Seminare zum Thema „Bürgerorientierter Schriftverkehr“ mit großem Erfolg für interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der gesamten Stadtverwaltung sowie speziell für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialamtes organisiert worden. Viele Beschäftigte hätten daran teilgenommen. Dies sei ein Beleg dafür sei, dass man im Rathaus an einem Strang ziehe, wenn es darum gehe, Anschreiben an die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt vom Amtsdeutsch zu entrümpeln. Viele der Fortbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer hätten sich sofort an die Arbeit gemacht, Briefe und Bescheide freundlicher und verständlicher zu formulieren, wobei bei diesen auf Behördenfloskeln, Abkürzungen und Füllwörter verzichtet werden solle. Fachbegriffe, wo sie notwendig seien, sollten erläutert und Hinweise auf Gesetzesgrundlagen möglichst erst am Ende des Schreibens gegeben werden. Insgesamt solle die Sprache aktiver werden. Es sollten also in Zukunft mehr Verben als Substantive benutzt werden.

Solche und ähnliche Regeln würden jetzt für die gesamte Stadtverwaltung erarbeitet, von Sprachexperten, Juristen und dem Behindertenbeirat überprüft und dann verbindlich eingeführt, kündigte der Oberbürgermeister an. Dafür liege bereits ein in Kooperation mit der Firma Müller und Partner erarbeitetes Konzept auf dem Tisch. Unter dem Motto „Wir verstehen uns. Freundlich und verständlich - der neue Schreibstil der Stadt Kassel“ solle in mehreren Schritten der Schriftverkehr der gesamten Stadtverwaltung modernisiert werden. Der Start dafür sei noch in diesem Jahr vorgesehen. Zwei Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter aus jedem Amt würden die jeweiligen Schreiben und Vordrucke genau unter die Lupe nehmen und gemeinsam mit den Fachleuten Verbesserungsvorschläge und Regeln erarbeiten. Diese Mitarbeiter seien dann auch dafür verantwortlich, dass das Erarbeitete in den einzelnen Ämtern und Abteilungen umgesetzt würde.

Oberbürgermeister Hilgen erklärte abschließend, der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Thema „Leichte Sprache von der Stadt Kassel“ vom Februar diesen Jahres gebe der Stadtverwaltung den notwendigen Rückenwind durch die Politik für das Vorhaben, mit den Bürgerinnen und Bürgern freundlicher und verständlicher als bisher schriftlich umzugehen. Ziel sei auf jeden Fall, dass jeder Bürger und jede Bürgerin der Stadt verstehe, was seine bzw. ihre Verwaltung wolle und was zu tun sei.

Ein Beispiel für verständliche Sprache Bisher: „Sehr geehrte/r Frau/Herr…., eine nach §§ 14/55c Gewerbeordnung (GewO) bzw. §§ 137/138 Abgabenordnung (AO) erforderliche Gewerbeanzeige haben Sie bislang nicht vorgenommen. Sie werden hiermit gebeten, Ihrer Meldepflicht nachzukommen. Zu diesem Zweck bitten wir Sie, den als Anlage beigefügten Vordruck auszufüllen und nach rechtsverbindlich vollzogener Unterschrift an uns zurück zu senden…“

Neu: „Sehr geehrte Damen und Herren, wir freuen uns, Sie in unserer Stadt begrüßen zu können. Gerne würden wir Ihre Gewerbeanmeldung bearbeiten. Dazu fehlen uns noch folgende Unterlagen

 eigenhändig unterschriebene Gewerbeanmeldung (Vordruck ist beigefügt)

 gegebenenfalls Handelsregisterauszug

 oder Gesellschaftervertrag

Wünschen Sie eine schriftliche Bestätigung, übersenden Sie uns bitte…… Wir wünschen Ihnen viel Erfolg! Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie uns in der Zeit von…bis…erreichen. Mit freundlichen Grüßen aus dem Rathaus“

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