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Ehre, wem keine gebührt

Die wissenschaftliche Aufbereitung der Rolle der drei Oberbürgermeister Seidel, Lauritzen und Branner im Faschismus und der Nachkriegszeit wird von der Kasseler Linken begrüßt.
Dass Menschen vielschichtiges Handeln und Positionen in sich tragen, ist eine profane Erkenntnis. Umso wichtiger sollte vor der Herausstellung einer Person in Form von Ehrenbezeichnungen wie Ehrenbürger*in und die Bezeichnung von Straßen und Gebäuden eine umfassende Prüfung der Eignung als Vorbild erfolgen. Das wurde bei den Ehrenbürgern Seidel und Branner jetzt erst nachgeholt.
In dieser Liste steht auch immer noch ein Paul von Hindenburg (Ehrenbürger seit 28.01.1919, Generalfeldmarschall und als Reichspräsident einer der Wegbereiter Adolf Hitlers als Reichskanzler) und ein August Bode (Ehrenbürger seit 05.12.1960 Panzerproduzent und Ausbeuter von Zwangsarbeiter*innen für die Firma Wegmann).
Für August Bode hatte die Fraktion der Kasseler Linke die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft beantragt, das wurde am 27. Mai 2013 mit Ausnahme von zwei weiteren Stadtverordneten von allen anderen Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt.
Es wird spannend wie sich die Stadtverordneten bei den drei Oberbürgermeistern verhalten wollen, die nicht wie der Wehrwirtschaftsführer August Bode die persönliche Verantwortung für den Einsatz tausender Zwangsarbeiter*innen besaßen und mit der Panzer- und Flugzeugproduktion maßgeblich zur Kriegsfähigkeit der Wehrmacht beitrugen.

Deutlich wurde in der Aufbereitung, dass Seidel, Lauritzen und Branner selbst zum Nationalsozialistischen System beitrugen und die Legende ihrer Nichtverstrickung oder gar Gegnerschaft für die Fortsetzung ihrer Karrieren nach 1945 kreierten.

Ihre Rollen als Opportunisten und Karrieristen und ihr persönliches Handeln sollte als Ergänzung zur Darstellung von Verfolgten und Gegner*innen des Faschismus zum Beispiel im Stadtmuseum und auf der Internetseite der Stadt dokumentiert werden.
Sie sind ein Beispiel von vielen Millionen Menschen, die eine unkritische Unterstützung des Faschismus geleistet haben. Nach der Befreiung wurden die belegbaren Makel mittels „Persilscheinen“ weißgewaschen und mit Legenden übertüncht. Genau solche Menschen wie Oberbürgermeister Willi Seidel sorgten dann dafür, dass Funktionäre aus dem NS Staat wieder angestellt wurden und der Verfolgte und aus dem Amt gedrängte ehemalige Leiter des Wohnungsamtes und Sozialdemokrat Hans Sauter mit seinem Anstellungsgesuch abgewiesen wurde.

Die Ehrung von Personen und ihrer Leistungen unter Negierung ihrer Rolle im Faschismus setzte sich auch in Kassel weiter fort. So wurde dem Wehrwirtschaftsführer Waldemar Petersen in Waldau eine Straße gewidmet.

Am Montag den 18.5.15 lädt Oberbürgermeister Hilgen zur Buchvorstellung "Vergangenheiten - Die Kasseler Oberbürgermeister Seidel. Lauritzen und Branner und der Nationalsozialismus"
ein. Beginn ist 20 Uhr im Bürgersaal des Rathauses.

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