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Beziehungen und Gefühle im globalen Dorf

In seinem preisgekrönten Spielfilm „Venezianische Freundschaft“ wirft der italienische Regisseur Andrea Segre einen ungewöhnlichen Blick auf die italienische Migrationsproblematik in seiner Heimatstadt Choggia. Die Romantik kommt dabei nicht zu kurz.



Der italienische Regisseur Andrea Segre ist für seinen Spielfilm „Venezianische Freundschaft“ mit dem Lux-Preis 2012 des Europäischen Parlaments ausgezeichnet worden.




Wie ist die Idee zu diesem Film entstanden?
Chioggia ist der Geburtsort meiner Mutter. Der Großteil meines Films spielt in einem Lokal, das sich um die Ecke des Hauses meiner Großeltern befindet. Bei einem Besuch vor einigen Jahren fiel mir auf, dass dort keine einheimische Kellnerin mehr arbeitet, sondern eine Chinesin. Das war für mich ein interessanter Ansatzpunkt, den Wandel der italienischen Gesellschaft zu zeigen. Denn eine Kellnerin in einem Fischerlokal ist keine einfache Serviererin, sondern ist die Frau, die praktisch im Wohnzimmer die Hosen anhat. Die Osteria ist für die Fischer das zweite Zuhause, wo sie sich mit Freunden treffen.
Zuerst wollte ich einen Dokumentarfilm darüber zu drehen, doch dann habe ich erkannt, dass dies eine gute Gelegenheit ist, die Realität mit Metaphern und Poesie zu vermischen und als Spielfilm zu erzählen.

Wie haben Sie diese großartigen Schauspieler gefunden?
Zhao Tao habe ich 2006 in Venedig entdeckt, wo der Film „Still Life“ den Goldenen Löwen gewonnen hat. Sie besitzt die richtige Mischung aus Einfachheit und Tiefgründigkeit, wie es ihre Rolle verlangt. Meinen männlichen Hauptdarsteller Rade Sherbedgia kannte ich schon aus internationalen Produktionen wie „Eyes Wide Shut“ von Stanley Kubrick. Leider spricht auch er kein Italienisch, so dass bei den Dreharbeiten neben dem Dialekt der Fischer viele Sprachen zum Einsatz kamen.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Wir haben uns viel über non-verbale Kommunikation erarbeitet, denn wir mussten einen Weg finden, Gefühle und Emotionen ohne Worte auszudrücken. Das hat gut gepasst, denn auch im Film sprechen die beiden Protagonisten keine gemeinsame Sprache.

Rade Sherbedgia und Zhao Tao in "Venezianische Freundschaft


Könnte diese Geschichte überall spielen?

Das Thema meines Films ist universell und spiegelt nicht nur die Realität in Chioggia wieder. Die Osteria steht für ein globales Dorf, denn die Geschichte wird überall auf der ganzen Welt verstanden. Gleichzeitig gibt es auch ein touristisches Interesse an diesem kleinen Ort in der Lagune von Venedig.

Ist Chioggia ein Teil von Venedig?

Chioggia ist eine Insel in der Nähe von Venedig. Venedig ist die Hauptinsel in der Lagune, in der es verschiedene Inseln befinden. Chioggia ist die zweitgrößte Insel und liegt ganz im Süden.

Welche Rolle spielt die Poesie in Ihrem Filmen ?
Ich beschäftige mich schon lange mit Beziehungen und Lebensumständen, die zu Identitätskrisen führen. Dabei interessiert mich vor allem das Innenleben von Menschen. Die Poesie kann dazu beitragen, sie besser zu verstehen.

(„Venezianische Freundschaft“ ist in Kassel ab dem 19. Dezember im Filmladen zu sehen)

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