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Fast schon Marktbewusstsein

Wem es (bisher) gelungen ist, sich im Krieg der Vegetarier bzw. Veganer gegen die Blutsauger und Säugetiermörder abseits zu halten, stößt auf weitere abgründige Probleme. Zum Beispiel auf die Tatsache, dass der allversprechende Kapitalismus bzw. sein Allerheiligstes, der Markt, immer weniger in der Lage ist, mal echte Konsumwünsche selbst zu 'befriedigen'.
Ein solcher Wunsch schwebt dem ausgebildeten Hobbykoch vor, wenn er einen Freund und seine ihm Verbundene mit etwas aus dem Register der "gesunden Mischkost" für eine Stunde o.ä. glücklich machen möchte. Mit einem Tafelspitz. Zu dem ist, ach, und Tod, eine Rinderbrühe erforderlich. Der Versuch, eine solche, immerhin nicht sofort, sondern für den nächsten Tag, mit Hilfe von Suppenknochen des durch provozierte Seuchen in Missbrauch geratenen Rindes herzustellen, gerät zur Schnitzeljagd. Der berühmte "Metzger des Vertrauens" hat sie einfach nicht. Ich bin so verblüfft, dass ich nicht nachfrage ob denn morgen? Stattdessen mache ich einen Witz auf Kosten der Verkäuferin: "Wie, Sie haben keine Knochen? Wie können Sie sich dann noch...?" Die hat den aber den wenigstens verstanden.
Der Rest ist Telefonkette, daraus man einen organisationswissenschaftlichen Essay machen könnte, den jeder Besorgungsbesessene selbst kennt: Der Normalmetzger ist, wie fast überall, was Zentralisiertes, Outgesourctes, das durch ein Lehen mit der machtvollen Lieferzentrale verbunden ist. Eigenen Sachverstand und Bezug zum Verkauften braucht man da nicht. Wir aber dann die Ausreißer, Ausnahmen, Nichtfunktionierenden, gutmeinenden Problemlöser.
Wie hier: Mühsam und tapfer erkämpft die Kollegin Verkäuferin der "Landmetzgerei" von ihrer Zentrale noch eine Lieferung für morgen früh, also heute. Ich zahle einen astronomischen Preis, der mir erst hinterher auffällt. Ich frage bei der Kollegin von heute nach: Auf dem Beleg steht Markknochen; von den 18 Stück oder knappen 2 kg sind aber nur ganze 4 Markknochen ala 540g. Es stellt sich heraus: Ja, sie hat fälschlich statt Knochen "Markknochen" berechnet. Aber die Differenz zwischen diesen und jenen beträgt pro Kilo nur 40 cent. Ich habe also 80ct. eingebüßt, das lohnt nicht für einen Aufstand. Was den Markt nun bewegt, zwischen dem edlen Mark und dem Normalknochen einen so geringen Unterschied zu machen, frage man den selbst. Vielleicht denkt er: Wenn schon "verfemtes Teil" (Georges Bataille), dann aber auch Gleichheit für Alle!

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