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SUN – ohne Energie?

Sechs kommunale nordhessische Energieversorger gründeten die Stadtwerke Union Nordhessen, SUN. Die ideale Nachfolgerin der eher ungeliebten Atomkonzern-Tochter E.ON Mitte?
Die nordhessische Energieversorgungs-Landschaft ist im Umbruch und nicht überall herrscht eitel Sonnenschein. Der Bieter-Wettstreit um die Verlängerung der Konzessionen und die Etablierung neuer Versorgungsstrukturen zog sich über gute zwei Jahre hin. Weder aus der Sicht des bisherigen Monopolisten E.ON Mitte, noch aus der der abgewanderten Kommunen ist das Ergebnis optimal.
Und dann noch die Nachricht von den Verkaufsplänen des Mutterkonzerns E.ON Energie AG. Sie warf die Frage auf, was denn nun mit den Neugründungen und Neuverträgen werde, die mit viel Aufwand mühevoll verhandelt wurden.

Ein Name tauchte und taucht in diesen Wirren bis vor Kurzem nur sporadisch auf: Die Stadtwerke Union Nordhessen, kurz und sinnfällig SUN. Als gemeinsame Gründung von sechs nordhessischen Stadtwerken schien die SUN der geborene Nachfolger der eher ungeliebten Tochter des Atomkonzerns E.ON. Leider waren sich die Akteure der neuen GmbH bis Anfang 2011, als die Konzessionsverhandlungen in die Endphase gingen, noch nicht einig, wie sie am Markt agieren wollten. Die Bieterverfahren waren gelaufen, die Städtischen Werke Kassel gingen eigentlich als Sieger aus dem Verfahren hervor, wurden aber politisch abgeschossen. Man erlaubte E.ON als einzigem Anbieter eine Nachbesserung des Angebotes, die im Wesentlichen aus der trivialen Erklärung bestand, der Übergang sei mit E.ON am problemlosesten, weil man ja ohnehin im Besitz der Netze und aller notwendigen Informationen sei. Da die SUN im Angebot der Städtischen Werke als Mitanbieter genannt wurde – sobald sie arbeitsfähig sein würde – war auch sie damit draußen.

Man kann viel spekulieren, was da auf SUN-Geschäftsführerebene diskutiert und nicht entschieden wurde. In jedem Falle darf man davon ausgehen, dass es nicht um die Frage ging, ob man sich mit dem „Gegner“ E.ON messen könne. Die Frage einer mangelnden Akzeptanz bei der Bevölkerung kann es auch nicht gewesen sein. Gerade die regionale Verbundenheit und kommunale Bindung der örtlichen Versorger gilt als beste Voraussetzung für die Lösung der kommenden Aufgaben beim Aufbau dezentraler und intelligenter Strukturen. Der Ausbau und die Integration erneuerbarer Energien wäre hier in besten Händen – während man bei einem Atomkonzern mit zentralistischer Netz- und Vermarktungsstruktur eher mit Hinhalte- und Verhinderungstaktiken wird rechnen müssen.

Zweite Chance durch E.ON-Verkauf?
„E.ON Mitte soll verkauft werden!“ Diese Schlagzeile bestätigte, was seit Jahren immer wieder vermutet wurde. Die Konzernzentrale musste trotz massiver politischer Protektion seitens der eng mit der Wirtschaft verflochtenen SPD-Genossen zum Beispiel in Baunatal und Kassel hinnehmen, dass ihre nordhessische Tochter wenigstens ein Drittel ihres Versorgungsgebietes verloren hat. Daraufhin sind die Kostenrechner offenbar zu der Schlussfolgerung gelangt, die Regionaltochter und EAM-Nachfolgerin habe als Cash-Cow ausgedient. Also: Einen möglichst hohen Preis aufrufen und an die kommunale Gemeinschaft abstoßen.

Wer nun erwartet hatte, dass die SUN im wahrsten Sinne des Wortes aufgeht, blieb abermals im Dunklen. Dabei erscheint die Konstellation von kommunaler Beteiligung und aktivem Geschäftsbetrieb unter maßgeblicher Mitwirkung von sechs erfahrenen Versorgern zusammen mit dem hochqualifizierten E.ON Personal, doch überaus verlockend: Frei wäre der Weg für eine nordhessische Versorgungsstruktur, die alle wichtigen Felder abdeckt: Ausbau der regenerativen Energien, Aufbau einer intelligenten Netz-Infrastruktur, Verringerung des Bedarfs an Höchstspannungstrassen aus dem Norden, ein gemeinsamer Vertrieb, der den Erneuerbaren einen klaren Vorrang einräumen kann, und über allem: der gesicherte kommunale Einfluss. Also Daseinsvorsorge im besten Sinne.

Es gibt wenig an Gegenargumenten, die einem spontan einfallen könnten. Trotzdem ist eine merkwürdige Enthaltsamkeit bei den SUN-Verantwortlichen zu spüren. Misstrauisch stimmt auch die Tatsache, dass die Landräte der betroffenen Kreise schon Monate vorher bei einer Geheimkonferenz von E.ON über die Verkaufspläne informiert wurden. Und dass man sich dort offenbar auf die Wiederbelebung der alten EAM verständigt hat. Dieser Name hat bei der Bevölkerung trotz allerlei Skandälchen immer noch einen guten Klang. Strategisch recht geschickt eingefädelt, bietet der Plan denn auch gute Möglichkeiten, verdiente politische Weggefährten mit guten Posten zu belohnen. Ansonsten aber bliebe alles beim Alten.

Stellt sich die Frage: Warum üben die SUN-Verantwortlichen jetzt immer noch Zurückhaltung - zumindest nach aussen hin? Haben sie die Chance nicht begriffen? Das ist nicht anzunehmen. Sie sind erfahrene und ausgebuffte Profis, die sehr wohl wissen, dass hier zwar keine Goldgrube wartet, aber ganz sicher ein langfristig sicheres und lukratives Engagement im Sinne der Region möglich ist.

Man müsste wohl mal in diversen Rathäusern als Mäuschen durch die Kabelschächte schleichen, um herauszufinden, wo die Bremser sitzen...

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