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Neue Schreibzeiten

Opa wird immer verwunderlicher. Jetzt hat er sich verwundert (griech. thaumazein) über die Art und Weise, mit der man postmodern sog. messages beantwortet.
Opa hat das früher mal als Briefeschreiben gelernt. Man hat also sowas wie einen integralen (wenn auch vielleicht etwas mäandernden, aber durch die Person des Autors zusammengehaltenen) Gedankengang oder Erzählungen aufs Papier gebracht. Adressat bzw. Adressatin haben versucht, darauf zu antworten. In den alten Zeiten hat man möglichst auf alles geantwortet. Nehmen wir an, dass da mit entsprechender Arbeits-Müh' bei 10 Gedankengängen auf 8 geantwortet wurde. Da hätten wir dann heute eher 1-2.
Opa spricht nicht von Vermassung und Kulturverfall. Er fragt sich nur rein technisch, was das für ein Filtersystem ist, das 8 von 10 Stoffen einfach wegfiltert. Das müsste dann in Kläranlagen sehr effzient arbeiten. Davon scheinen wir entfernt zu sein. (Vgl. auch von Dietmar Kamper: "Das Briefgeheimnis, exponiert in Form eines Briefes, der unzustellbar ist")

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Kommentare

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Robert B. am :

Erst einmal vom rein technischen Standpunkt: 80 bis 90% sind für die Kompression von Texten schon recht ordentlich, aber bestimmt nicht gerade Stand der Dinge.

Ich frage mich, was das für Menschen sind, die sich nicht die Zeit zum Antworten nehmen. Gerade in der elektronischen Kommunikation ist es doch auch noch viel einfacher, die logische Struktur mit Zitaten beizubehalten. Oder sind Emails schon nicht mehr Stand der Dinge?

MR am :

Ich nehme mal an, dass es nicht mehr die richtige Frage ist, was sich "die Menschen nehmen". Wenn sie die Wahl der Nahme nicht mehr haben. (vg. Gehlen, Die Seele im tschnischen Zeitalter) Vor allem, wenn man unterstellt, dass es noch eine "logische Struktur" (also der Argumente, der Erzählungen) gibt. Inzwischen dürfte Twittern, Splittern, Reihen state of the art sein. Ich kenne nur teilweise unzurechnungsfähige Menschen, die davon begeistert sind. Man muss ja nur schaun, was "hinten dabei rauskommt"...

Robert B. am :

Wir dürfen nicht von uns ausgehen oder anderen Netzindianern, sondern von Otto Normal – wobei: Der twittert nicht, der smst oder beschreibt „Pinnwände“ in asozialen Netzwerken. OK, diese Argumentation ist schon einmal futsch. Insgesamt lehrt mich die Lebenserfahrung allerdings, dass Schreiben ganzer Sätze oder gar die verbale Kommunikation noch nicht gänzlich ausgestorben sind und es soll immer noch Menschen geben, die diese Kulturtechniken noch pflegen. Ich sehe das alles nicht so wild, jede Mode hat sich irgendwann verlaufen und Twitter, SMS, … muss man nicht ernst nehmen.

Eine Frage habe ich allerdings noch: Was meinen sie mit „Splittern“ und „Reihen“?

MR am :

Ich halte es tatsächlich für eine große intellektuelle, seelische und somatomit körperliche Leistung, NICHT von sich auf Andere zu schließen. (Michel Serres unwörtlich: Die Katastrophe beginnt mit dem Vergleich. Insofern gilt Prinzip "Vielheit", im Gegensatz zu "Gleichheit"; s. Demokratie; bzw. siehe Mann und Frau)- Das Ernstnehmen oder Nichternstnehmen wird nicht von der Mode oder Kulturkritik, sondern, ich würde es jetzt verkühnen, von Material- plus Kulturevolution 'gesteuert' (Anführungszeichen). Ich finde die Neugierde, was aus dem, was aus unserm Schirm aus Altersgründen jetzt schon rausfällt, viel wichtiger.
Zur Schließe: "Splittern und Reihen" sind Prinzipien, die aus der Twitterei, der Aleatorik, dem Zufallismus, der Chaostheorie und was man auch immer nennen will schon längst bekannt sind. "Wir" (Anführungszeichen"!!, die wir gerade eben noch wissen, wie man einen zusammenhängenden Brief schreibt, werden uns darüber keine Gedanken machen müssen: Wenn die Generationen, das das auszubaden haben, erwachen, sind wir längst tot. Und es ist doch friedenstiftend zu wissen, das alles mal ein End hat...

Robert B. am :

Wie kommt denn hier die Chaostheorie ins Spiel?

MR am :

Durch Verbündung und Verbindung von einfachen Alltagsgeschichten (Ablösung des Briefs durch emails etc.) mit wissenschaftlichem Wissen, hiermal "assoziativ" (und vielleicht auch etwas übertrieben). Um Mal nicht mit Linguistik oder Strukutralismus zu kommen (Brechung der Linearität von Texten), und um nicht in die Kulturkritik zu fallen: 'die neuen Kommunikationsformen ruinieren die deutsche Sprache'und die menschlichen Direktkontakte, letztlich also dann die "Gesellschaft". (s. übrigens, wieder assoziativ, die groteske Initiative, "Deutsch" ins Grundgesetz hineinzuschreiben; total irre)

Robert B. am :

Ich kenne mich rudimentär (ein Semester) in der Chaosforschung (Mathematik dynamischer Systeme) aus und kann da trotzdem keinen Zusammenhang erkennen.

MR am :

Geht ja auch nicht, weil ich ihn "assoziativ" hergestellt habe. Von sich aus macht jede "Diszplin" das wofür sie diszipliniert worden ist. Die Inutition war, den Blick auf dynamisch-chaotische Systeme ("der Flügelschlag des Schmetterlings") mit dem auf Sprache und Kommunikation zu verbinden. Müsste man ausarbeiten, geht hier wohl nicht?

Robert am :

Was stünde einer Klärung an diesem Ort im Wege? Um das Beispiel mit dem Schmetterling zu bemühen: Sein Flügelschlag stellt eine nur leicht veränderte, auf den ersten Blick vernachlässigbare, Anfangsbedingung dar. In klassischen Systemen ist das in der Tat vernachlässigbar, die Abweichung vom Zustand ohne Flügelschlag ist in der zeitlichen Entwicklung gering.

Ein dynamisches System zeichnet sich hingegen dadurch aus, dass die (zeitliche) Entwicklung entscheidend von den Anfangswerten abhängt. Der Flügelschlag führte also hierbei zu einem komplett anderen Verhalten des Systems. Chaotisch ist das ganze deshalb, da zur Berechnung der nächsten Iterationsstufe das Ergebnis der vorherigen benötigt wird. Eine einfache Zeitentwicklung wie aus der klassischen Mechanik ist also unmöglich.

In dem Kontext hier dürften noch einige Spezialfälle des chaotischen Verhaltens interessant sein: Ein so genannter »Attraktor« führt zu einem stationären Punkt. Das ganze gibt es natürlich auch umgekehrt, d.h. das Verhalten divergiert. Und dann ist auch das Laufen in eine Art „stationärer Schleife“, einem so genannten Orbit, möglich.

MR am :

Nichts! An welcher Begegnungsstätte?

Robert am :

Hier im Netz? Mein Zeitplan lässt momentan nur sehr wenig Freiräume.

Reinhold Weber am :

twittern - splittern ... so sinnlich kann Logik sein!

MR am :

Menschen mit Belehrungsschäden ("Oberlehrer" etc.) hatten da immer schon erhebliche Schwierigkeiten. Mein verstorbener Hochschullehrer hat eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Logik und Leidenschaft" initiiert; da schien mir das kein Problem zu sein. Da waren immer sehr viele, zugkleich logische und sinnliche, Menschen, so konkret mehr.

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