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Kassel-Eisenach: Autobahn wird gebaut, Bahnverbindungen werden abgebaut

Verkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, ist ein politisches Leitmotiv, das in der Bevölkerung hohe Akzeptanz geniesst. In Nordhessen hat es die Auto- und Strassenbaulobby jetzt problemlos geschafft, dass die Entwicklung in die andere Richtung geht. Während man an der neuen Autobahn A 44 Kassel - Eisenach an mehreren Abschnitten fleissig baut, werden in dem neuen, ab 12.12. gültigen Bahnfahrplan auf der Strecke Kassel - Eisenach - Erfurt von 5 IC-Zugpaaren 3 völlig ersatzlos gestrichen.
In Zukunft wird es dann werktäglich nur noch um 8.59 und um 16.59 eine direkte IC-Verbindung von Kassel nach Erfurt geben. Wer in der übrigen Zeit relativ schnell am Ziel sein will oder muss, ist i. d. R. auf die ICE-Verbindung mit Umstieg in Fulda angewiesen und darf natürlich der DB auch den Fahrpreis für den unerwünschten Umweg zahlen (einfache Fahrt Kassel - Erfurt 54 Euro). In den Tagesrandlagen kommt man mit Cantus-Nahverkehrszügen und zweimaligem Umstieg in Bebra und Eisenach etwas gemütlicher nach Erfurt und von Erfurt nach Kassel, wobei es der Nordhessische Verkehrsverbund geschafft hat, hier die Fahrtzeiten z. T. noch weiter zu verlängern.

Dass die Deutsche Bahn, bekanntlich seit 1994 eine Aktiengesellschaft und immer noch für einen Börsengang vorgesehen, IC-Verkehr ausdünnt und sukzessive einstellt, mussten auch andere Regionen erleben. Doch fast überall, wo dies geschah und geschieht, waren und sind die betroffenen Bundesländer und Verkehrsverbünde bemüht, die ausgefallenen IC-Verbindungen durch schnelle Züge des Regionalverkehrs zu ersetzen.

Auch im Falle der Verbindung von Kassel zur Thüringer Städtekette lagen z. B. vom ehemaligen hessischen Wirtschaftsminister Riehl entsprechende Zusagen vor. Doch in Nordhessen hatte und hat man kein sonderliches Interesse an schnellen und häufigen Zügen auf der sog. Mitte-Deutschland-Bahnverbindung. Der lange Widerstand hiesiger Politiker gegen Pläne aus NRW, den Ems-Börde-Express von Münster bzw. Hamm nach Warburg bis Kassel zu verlängern, hatten das bereits gezeigt.

Und in Richtung Osten ist einer der massgeblichen Gründe dafür, dass eine schnelle und gute Bahnverbindung gerade nach Erfurt die Marktposition des entstehenden Flughafens Kassel-Calden schwächen würde. Denn im 150 km-entfernten Erfurt befindet sich ein gut ausgebauter Flughafen, der zudem gegenüber Kassel-Calden den Vorteil hat, dass er schnell und bequem vom Hauptbahnhof mit der Stadtbahn erreichbar ist. Und so wird man in Nordhessen auch in Zukunft dümmliche Kampagnen für Kassel-Calden erleben, aber die Bahnverbindungen werden Politik und Medien weiterhin als Randthema behandeln.

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Kommentare

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Robert B. am :

Mit entsprechend Kapital in der Hinterhand hätte ich eine Geschäftsidee: Vorabend-Checkin auch von Erfurt am Kasseler Hauptbahnhof und Etablierung einer Schnellbahn von Paderborn über Kassel nach Erfurt mit direkter Flughafen-Anbindung. Wenn das ganze als privater Fernverkehr läuft, hat (Nord-) Hessen da auch nicht viel mitzureden.

Robert B. am :

Idee: Hamm–Soest–Lippstadt–Wende in Büren (Flughafen)–Paderborn–Altenbeken–Warburg–Hofgeismar–Kassel Wilhelmshöhe–Melsungen–Bebra–Eisenach–Erfurt

ii zeh eh am :

Erfurt? ist das nicht in der Ostzone?
;-)
(naja, die Ursachen sind die gleichen bloß wir fahren kein Trabant)

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