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Neulich im Bahnhof Wilhelmshöhe

Von seltsamen Männern, der Frau und den Kindern
Am Tresen im Bahnhofbistro sitzen sie mit Alkohol in sich drin und noch mehr Alkohol nachschüttend. Die Frau mit dem Rossschwanz will ihren zigaretten- und schnapskonservierten Freund nicht mehr, dafür den anderen, links neben ihr – der ist größer, stämmiger, seriöser, trotz seines aufgeschwemmten Gesichtes und den Bartstoppeln und dem zerknitternden, angeschmutzten Parka. Himmelblaue Pupillen starren aus gelblich- grauen Augenschlitzen. Langsam und träge bewegt sich die Zunge. Dem Verstoßenen fällt ein Brötchen aus der Tasche und landet aufgeklappt auf dem Boden, Schnittkäse auf Schnittkäse mit Eichblattsalat. Daneben der kleine, stille Beobachter, der mit den Augen eine Verbündete sucht. Ungerührt schaut eine rotlippige Frau mit großen, müden Augen auf die Szene, zieht an der parfümierten Zigarette, ohne den Blick abzuwenden. Auch ihre Pupillen zeigen dieses schwimmende Hellblau der Säufer. Sie trinkt Kaffee. Auf der Seite, einen Augenschlag nach links, sitzt der Mann mit dem scharfen Profil, eine Adlernase im breiten Gesicht. Die Konturen so deutlich, als seien sie mit dem Tuschestift nachgezogen. Seine olivgrüne Kappe hängt schief auf dem dicht-struppigen Haarschopf. Er raucht. Die Frau ihm vis-a-vis raucht ebenfalls. Sie sind im selben Alter; sie schweigen sich an. Als sie ihre Tasche anhebt und das Bistro ohne Gruß verlässt, entzieht sie ihm den Schutz des Paares, das für kurze Zeit im Hirn des Betrachters Geltung hatte. Er steht nun da, mit seiner schief sitzenden Mütze; ein Verrückter, der sich langsam durch die Trinkenden schiebt, mit dem schweren Gang der Sedierten. An der Wand trippelt ein junger Kerl mit verrutschter Perücke aufgeregt vor den drei Spielautomaten hin und her, hinten sieht man noch einen kleinen Haarrest herauslugen. Weg von den Automaten, hin zu den Automaten, ständig in Bewegung. Jetzt zupft er sich die Perücke zurecht und geht auf einen Mann mit Jägerhut zu, der in der Ecke vor dem dritten Spielautomaten sitzt.“ Wollen Sie noch, kann ich dahin?“ Der Mann lacht, steht auf und geht. Der Perückenträger mit den angeklebten Koteletten verkriecht sich in das verlassene Eck.

Drei Kinder, ein Mädchen mit ihren zwei Brüdern sprechen schüchtern die Security-Männer an. Ihr Bruder sei eingesperrt. Wo? Weiß ich nicht, sagt das Mädchen. Kommt mit, antworten die Männer. Der Bruder steckt im Aufzug fest, die Security-Männer sind ruppig . Vier Geschwister sonntags um 11.40 allein auf dem Bahnhof und einer steckt fest

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