Nordhessische Politiker blockieren besseres Zugangebot nach Westfalen
Wenn Dr. Günter Fiedler, Sprecher von Pro Bahn im Raum Paderborn, an den Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV)denkt, kann er sich richtig empören. "Der Widerstand des Nordhessischen Verkehrsverbundes gegen eine durchgehende Nahverkehrsverbindung aus dem Raum Dortmund/Hamm nach Kassel-Wilhelmshöhe war erheblich. Wir wurden mit fadenscheinigen Argumenten abgespeist", zitiert die Lippstädter Zeitung Fiedler.
Aber immerhin: Nach langen und zähen Verhandlungen konnten die Vertreter Nordrhein-Westfalens den Nordhessen als Ersatz für wegfallende IC-Verbindungen jetzt zumindest eine neue direkte Tagesrand-Verbindung abringen.
Aber immerhin: Nach langen und zähen Verhandlungen konnten die Vertreter Nordrhein-Westfalens den Nordhessen als Ersatz für wegfallende IC-Verbindungen jetzt zumindest eine neue direkte Tagesrand-Verbindung abringen.
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 wird das Privatbahn-Unternehmen Keolis einen modernen "Flirt"-Elektrotriebwagen um 4.50 Uhr in Dortmund Hbf Richtung Kassel abfahren lassen. Um 21.00 Uhr fährt ein "Flirt" von Kassel-Wilhelmshöhe über Paderborn nach Dortmund zurück. Der Zug wird also nicht "morgens und abends... hin- und herfahren", wie die HNA gestern berichtete, (siehe P.S. am Ende des Artikels) sondern soll vor allem für Menschen aus dem Raum Soest, Lippstadt, Paderborn eine schnelle und umstiegsfreie Verbindung nach Kassel-Wilhelmshöhe und zur ICE-Nord-Süd-Trasse schaffen. Für Nordhessen wird die Verbindung kaum eine verkehrliche Bedeutung haben.
Wieder einmal stellt sich die Frage, warum der NVV und sein sozialdemokratischer Geschäftsführer Dippel sich so vehement gegen eine Verbesserung des Nahverkehrsangebotes auf der Bahnstrecke Dortmund-Paderborn-Kassel-Erfurt stemmen. Seit längerem ist doch bekannt, dass die DB den IC-Verkehr auf der sog. Mitte-Deutschland-Verbindung sukzessive einstellen wird. Für den kommenden Fahrplanwechsel ist bereits damit zu rechnen, dass ausser freitags und sonntags dort nur noch zwei IC-Zugpaare verkehren.
Kostenaspekte können kaum massgeblich sein. Immerhin beteiligt sich der NVV ja auch an einer RE-Verbindung nach Schwerte über die langsame Sauerlandlinie. Das Fahrgastaufkommen von Kassel Richtung Paderborn, Hamm, Dortmund ist aber weit höher als das in Richtung Brilon, Arnsberg, Schwerte.
Warum gibt es auch bis heute keine direkte RE- oder auch Cantus-Verbindung nach Eisenach, obwohl dies von Kassel aus der zeit- und kostengünstigste Umstiegsbahnhof in Richtung Erfurt/Leipzig/Dresden wäre? Die Linie R 5 z. B. im Wechsel mit Fulda nach Eisenach durchzubinden würde keinerlei Mehrkosten verursachen.
Hat die nordhessische Politik einfach nur Angst, dass ihr Lieblingsprojekt, der Flughafen Kassel-Calden, durch eine gute und komfortable Bahnverbindung zu den Konkurrenz-Flughäfen Erfurt, Paderborn und Dortmund endgültig zum Millionengrab wird? Denn eines weiss man schon jetzt: Kassel-Calden wird nicht nur aufgrund des beschränkten Einzugsgebietes sondern auch wegen der schlechten ÖPNV-Anbindung grosse Problem mit der Auslastung haben. (s. hierzu auch meinen Artikel vom 12.1.2010).
P.S 1.10.: Die HNA berichtet heute, dass die Züge entgegen früheren Informationen aus Nordrhein-Westfalen doch im Pendelverkehr morgens und abends mit jeweils einem Zugpaar von und nach Kassel Wilh. unterwegs sein werden und nennt dabei auch erstmals Abfahrtzeiten. Danach wird der Flirt am Morgen um 7.04 Uhr bereits schon ab Kassel-Wilh., und nicht erst ab Warburg, als regulärer Zug über Hamm nach Münster zurückgeführt. Der Zug aus Münster am Abend fährt bis Kassel als regulärer Zug durch, Abfahrt in Münster wird um 18.10 Uhr sein. Zwischen den beiden Zugpaaren verkehrt die von Eurobahn/Keolis betriebene sog. Ems-Börde-Bahn entgegen nordrhein-westfälischem Wunsch jedoch weiterhin nur bis Warburg. -
Beim Verkehr zur Thüringer Städtekette ist dagegen von einem auch nur partiellen Ersatz für die wegfallenden IC`s bislang keine Rede. Auch bauliche Verbesserungen an den hessischen Abschnitten der sog. Mitte-Deutschland-Verbindung (Bebra - Kassel - Warburg) sind inzwischen offenbar ein Tabu.
Wieder einmal stellt sich die Frage, warum der NVV und sein sozialdemokratischer Geschäftsführer Dippel sich so vehement gegen eine Verbesserung des Nahverkehrsangebotes auf der Bahnstrecke Dortmund-Paderborn-Kassel-Erfurt stemmen. Seit längerem ist doch bekannt, dass die DB den IC-Verkehr auf der sog. Mitte-Deutschland-Verbindung sukzessive einstellen wird. Für den kommenden Fahrplanwechsel ist bereits damit zu rechnen, dass ausser freitags und sonntags dort nur noch zwei IC-Zugpaare verkehren.
Kostenaspekte können kaum massgeblich sein. Immerhin beteiligt sich der NVV ja auch an einer RE-Verbindung nach Schwerte über die langsame Sauerlandlinie. Das Fahrgastaufkommen von Kassel Richtung Paderborn, Hamm, Dortmund ist aber weit höher als das in Richtung Brilon, Arnsberg, Schwerte.
Warum gibt es auch bis heute keine direkte RE- oder auch Cantus-Verbindung nach Eisenach, obwohl dies von Kassel aus der zeit- und kostengünstigste Umstiegsbahnhof in Richtung Erfurt/Leipzig/Dresden wäre? Die Linie R 5 z. B. im Wechsel mit Fulda nach Eisenach durchzubinden würde keinerlei Mehrkosten verursachen.
Hat die nordhessische Politik einfach nur Angst, dass ihr Lieblingsprojekt, der Flughafen Kassel-Calden, durch eine gute und komfortable Bahnverbindung zu den Konkurrenz-Flughäfen Erfurt, Paderborn und Dortmund endgültig zum Millionengrab wird? Denn eines weiss man schon jetzt: Kassel-Calden wird nicht nur aufgrund des beschränkten Einzugsgebietes sondern auch wegen der schlechten ÖPNV-Anbindung grosse Problem mit der Auslastung haben. (s. hierzu auch meinen Artikel vom 12.1.2010).
P.S 1.10.: Die HNA berichtet heute, dass die Züge entgegen früheren Informationen aus Nordrhein-Westfalen doch im Pendelverkehr morgens und abends mit jeweils einem Zugpaar von und nach Kassel Wilh. unterwegs sein werden und nennt dabei auch erstmals Abfahrtzeiten. Danach wird der Flirt am Morgen um 7.04 Uhr bereits schon ab Kassel-Wilh., und nicht erst ab Warburg, als regulärer Zug über Hamm nach Münster zurückgeführt. Der Zug aus Münster am Abend fährt bis Kassel als regulärer Zug durch, Abfahrt in Münster wird um 18.10 Uhr sein. Zwischen den beiden Zugpaaren verkehrt die von Eurobahn/Keolis betriebene sog. Ems-Börde-Bahn entgegen nordrhein-westfälischem Wunsch jedoch weiterhin nur bis Warburg. -
Beim Verkehr zur Thüringer Städtekette ist dagegen von einem auch nur partiellen Ersatz für die wegfallenden IC`s bislang keine Rede. Auch bauliche Verbesserungen an den hessischen Abschnitten der sog. Mitte-Deutschland-Verbindung (Bebra - Kassel - Warburg) sind inzwischen offenbar ein Tabu.
Kommentare
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Nordhesse am :
Auf die Fernzüge Richtung Leipzig kann man übrigens auch bestens in Bad Hersfeld umsteigen. Die durchgehende R5 hält von Kassel aus kommend stündlich dort und alle zwei Stunden hält ein ICE nach Leipzig. Ansonsten haben R5 und R6 auf der Verbindung Kassel - Eisenach einen perfekten Anschluss in Bebra - stündlich.
Die Verbindung über das Sauerland ist übrigens gar nicht so langsam, wie dargstellt. Wenn man z.B. nach Düsseldorf will, ist sie schon heute eine gute Alternative (Umstieg in Hagen).
Die Westfalen wollten übrigens bei ihrem Ersatzkonzept gar nicht ins Ruhrgebiet, sondern - mit Halt an allen Stationen - nach Münster. Warum hätte der NVV das zahlen sollen?
Richard Kallok am :
"Die zentrale Lage nutzen" ist ein nordhessischer Slogan aus den 90er Jahren und das heisst in diesem Fall, dass die nordhessische Politik und der nordhessische Verkehrsverbund in gleicher Weise in der Pflicht sind, wie die Politiker der betroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Im übrigen habe ich dargelegt, dass Verbesserungen im Verkehr nach Paderborn/Dortmund und Eisenach/Erfurt nicht unbedingt mit höheren Kosten verbunden sein müssen. Und dass es beim Widerstand des NVV gegen neue Züge nicht unbedingt um die Kostenfrage ging, ist ja auch den Pro-Bahn-Leuten in NRW aufgegangen.
Im übrigen bin ich kein unbedingter Anhänger von Hochgeschwindigkeitsverkehr. Den Ost-West-Bahnverkehr von Kassel aus bei Wegfall der IC`s mit dem jetzigen Nahverkehrsangebot betreiben zu wollen, wie sie das offenbar zufrieden stellt, halte ich für unzumutbar. Und das nicht nur wegen Fahrtzeiten und Fahrtkomfort, sondern auch wegen der erhöhten Fahrpreise, die für Umwegsfahrten über Bad Hersfeld bzw. Fulda notwendig werden.
Dass an der Spitze des NVV nach dem Unfalltod Rabenmüllers sich kein Verkehrsfachmann mehr befindet, sondern ein Ex-Bürgermeister der SPD, wird nicht nur von mir bedauert. Ich habe zum NVV und vor allem gewissen Kuriositäten im Tarifsystem bei kassel-zeitung.de mehrfach Stellung genommen, weiteres erspare ich mir.